Düsseldorf. Vom 3. bis 21. Juli 2024 findet die zwölfte Auflage des Asphalt-Festivals statt. Das Programm bietet rund 50 Vorstellungen – und neuen Input.

Was vor zwölf Jahren klein anfing, hat nun schon fast Tradition und ist weit über Düsseldorfs Stadtgrenzen bekannt – zumal, da Künstler aus ganz Europa, USA und Lateinamerika anreisen. Das „Asphalt“-Festival: Zu Beginn hievte es unbekannte Orte der NRW-Landeshauptstadt ans Tageslicht - und belebte sie in der theaterfreien Zeit mit Theater, Musik und Tanz.

Die Orte der Asphalt-Produktionen sind altbekannt

Originell und bunt soll Kultur im Sommer blühen, zu Beginn der großen Ferien – so das Motto des Stadt-Festivals auch beim zwölften „Durchgang“: diesmal mit 35 Produktionen und 50 Vorstellungen an mittlerweile bekannten Orten. 34Ost, Oststraße 34, die Seebühne am Schwanenspiegel, in Nachbarschaft zum K21 im ehemaligen Landtag. Ebenso das „Central“ am Hauptbahnhof mit den Probebühnen des Schauspielhauses.

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Festival-Dauer: 3. Bis 21. Juli. Der Karten-Vorverkauf beginnt am Freitag, 19. April. Festivalmacher Christof Seeger-Zurmühlen und Bojan Vuletic stellten jetzt das 90 Seiten dicke Programmbuch vor. Optimistisch geben sie sich – trotz Terminturbulenzen mit König Fußball. Denn die EM wird auch den Kultur-Betrieb in Düsseldorf bis 14. Juli beeinträchtigen. Geschickt vermieden Zurmühlen und Vuletic in ihrer Planung Abende, an denen die UEFA entscheidende Spiele oder Runden-Finale angesetzt hat.

Leitfaden für die meisten Vorstellungen von Schauspieler- oder Musiker- und Tanz-Gruppen sind Fragen und drängende Probleme unserer Zeit. Angesprochen und berücksichtigt werden Themen einer Epoche, die immer unsicherer wird und sehr laut geworden ist – nicht nur angesichts diverser Kriege und Krisen, so Seeger-Zurmühlen.

Der Clou und eine Attraktion für junges Publikum ist ein Skaterstück aus Dänemark, das derzeit europaweit sonst so hehre Kulturtempel rockt und ihnen einheizt. „Skatepark“ heißt die spektakuläre Show mit waghalsigen Sprüngen und atemberaubenden Tricks der belgisch-dänischen Choreografin Mette Ingvartsen. Männliche und weibliche Skater sollen den Beweis antreten, dass sie und Roller-Skater virtuose Tänzer sind. So werden die biegsamen Athleten und Balance-Künstler Zuschauer im Central vom 19. bis 21. Juli in Atem halten. Wegen großer Nachfrage ist es ratsam, möglich sofort Tickets zu ordern.

Reise von der Seebühne aus in den Weltraum

Breitgefächert ist das Angebot von Musik aus europäischen Musikzentren, aus Brasilien (Bia Ferreira mit Soul, Rap und Reggae) und den USA (Sean Haefeli Trio mit delikatem Soul Jazz und Rebekka Salomea mit Jazz-Electronica). Florian Weber, einer der angesagtesten Jazz-Pianisten unserer Tage, mit Preisen dekoriert lädt gleich zu Beginn (4.Juli) zu einem Piano-Solo-Abend der Extraklasse ein. Außergewöhnlich hier: Auf zwei Ebenen im Ost34 werden die Zuschauer um den Konzert-Flügel sitzen und so dem Künstler näher als im Konzertsaal kommen.

Auf der idyllischen Seebühne indes bittet ab 12. Juli das Trio Retzlaff/Bernd/Tremel zu einer musikalischen Reise in den Weltraum („Send me up“). Dabei wehen die Sounds, wie mittlerweile üblich, via Kopfhörer um die Ohren. Das wird auch so sein beim Soul- Pop von Ray Lorenzo und dem Indie-Pop von Stina Holmquist (19. Juli).

Ernsten Sujets widmen sich unter anderem die Reden des Heine-Preisträgers Juri Andruchowytsch aus der Ukraine, der vor 30 Jahren den Zerfall der Sowjetunion miterlebt hat. Und der französisch-israelischen Soziologin und prominenten Vordenkerin Eva Illouz (Paris/Jerusalem), die als Festrednerin geladen ist.

Ernst wird’s auch bei Theaterproduktionen: „Aurora Negra - Schwarze Morgenröte“ bringt das Leben von Schwarzen Künstlern in Europa auf die Bretter, während Patrick Lazic im Kammerspiel „Our son“ den problematischen Alltag für schwule Männer (Söhne!) in traditionellen serbischen Familie vorführt.

Ein heißes Eisen packt auch die Festival- Produktion „Schaf sehen“ an. Das Theaterkollektiv Pièrre. Vers. wandelt erstmals nicht auf Spuren Düsseldorfer Stadtgeschichte, sondern will in einem Familien-Drama demonstrieren, wie Verschwörungs-Theorien sich in eine Familie einnisten und die Atmosphäre vergiften können. Und wie schließlich Geschwister auseinanderdriften und zu Feinden werden.

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Die Gefahr der Vertreter solcher Theorien habe, so Vuletic, seit den Corona-Lockdowns etc. in Deutschland drastisch zugenommen. Und mündeten nicht selten in toxischem Antisemitismus. Davor sei keine politische Richtung gefeit, meint auch Autor und Regisseur Seeger-Zurmühlen.

Weitere Infos zu Tickets gibt es auf der Homepage des Festivals auch an den bekannten Vorverkaufsstellen. Bei Theater-Vorstellungen gibt’s stets auch deutsche Übertitel.