Düsseldorf. Der kurzfristige Streik verärgert Pendler. Sie vermissen schnelle Infos. Kritik am Streik gibt es sogar aus den eigenen Reihen der Beschäftigten.

Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Ansage, Streiks nur noch kurzfristig anzukündigen, war gemacht: Keine 24 Stunden vorher hat sie mitgeteilt, dass die Rheinbahn ab Montagfrüh (15. April) ganztägig bestreikt wird.

Kritik kommt dazu sogar aus den eigenen Reihen: Die Nahverkehrsgewerkschaft (NahVG) Düsseldorf und Umgebung, die die Interessen der Beschäftigten im ÖPNV vertritt, kann den kurzfristigen Streikaufruf von Verdi nicht nachvollziehen. Denn: Er komme zu früh.

NahVG Düsseldorf zieht beim Streik nicht komplett mit

Die Arbeitgeber hätten den Beschäftigten am Freitag ein neues Angebot unterbreitet und ein Gesprächsangebot für Montag gemacht. „Wir halten es für sinnvoll, dieses Gesprächsangebot wahrzunehmen und dann weitere Streiks auszurufen, wenn das Ergebnis unbefriedigend ist“, so Heiko Goebel, Vorsitzender der hiesigen Nahverkehrsgewerkschaft. „Daher verstehen wir die Streikstrategie von Verdi nicht. Wir haben Verdi mehrfach angeboten, dass wir uns bezüglich der Streiks abstimmen. Verdi will sich aber nicht mit uns abstimmen.“

Daher werde die NahVG beim Streik am Montag nicht vollumfänglich mitziehen. Verdi hat die Beschäftigten der Betriebshöfe Benrath, Tiefenbroich und Mettmann zur Arbeitsniederlegung aufgerufen. „In Mettmann und Benrath streiken wir mit, weil wir immer gesagt haben, dass wir die Belegschaft nicht spalten wollen“, erklärt Goebel. In Tiefenbroich wird – anders als von Verdi aufgerufen – nun aber doch nicht gestreikt. „Hier gibt es fast keine Verdi-Mitglieder mehr, sodass die Gefahr einer Spaltung der Belegschaft auch nicht besteht.“

Kaum noch Verständnis für Rheinbahn-Streik

Wenig Verständnis für die Streikmaßnahme gibt es auch in den sozialen Medien. Unter dem Facebook-Post der Rheinbahn zum angekündigten Streik, häufen sich negative Kommentare. „Morgen und übermorgen sind Abschlussprüfungen der MFA in Düsseldorf! Das Verständnis für diesen Streik hält sich sehr in Grenzen, aber bei Fachkräftemangel die Tage auszuwählen, an denen Abschlussprüfungen stattfinden, ist kontraproduktiv für die Zukunft“, betont ein Nutzer.

„Es reicht langsam, liebe Rheinbahn. So viel wie bei euch gestreikt wird, müsste man das Monatsticket umsonst bekommen, da man es nicht den ganzen Monat benutzen kann, weil nichts fährt“, kommentiert eine Frau. Ein Mann sieht es ähnlich: „Bekommen wir unser Geld dann zurück? Ich finde es unverschämt, für das Ticket zu bezahlen.“

Fahrgäste bemängeln Infos zum Streik seitens der Rheinbahn

Kritik gibt es auch für die Kommunikation der Rheinbahn. Nach Bekanntwerden des Streiks am frühen Sonntagmorgen hat das Verkehrsunternehmen am Mittag via Facebook mitgeteilt, dass der Düsseldorfer Süden und der Kreis Mettmann betroffen sein werden. „Welche Busse und Bahnen sind genau betroffen? Düsseldorf-Süd ist eine vage Aussage“, kritisierte eine Frau. Eine andere pflichtete ihr bei. „Kann man super mit arbeiten mit der Information. Komme ich hin und zurück zur Arbeit oder nicht? Was wird in Ratingen fahren und was nicht?“

Am frühen Sonntagabend hat die Rheinbahn schließlich mitgeteilt, welche Linien genau betroffen sind. Die Sorgen der Pendler sind damit nicht weniger geworden: Sie beklagen unter anderem, Arzttermine absagen zu müssen, weil sie auf den Bus angewiesen wären.

Es gibt aber auch Nutzerinnen und Nutzer, die die Rheinbahn in Schutz nehmen: „Leute, da kann die Rheinbahn nichts für, sondern die Verdi. Die Rheinbahn teilt euch nur mit, dass die Mitarbeiter streiken. Aber die Rheinbahn hat keinen Einfluss darauf, ob und wann gestreikt wird“, versucht ein Nutzer die Gemüter zu beruhigen. Ein anderer versteht die zum Streik aufgerufenen Mitarbeiter: „Richtig so, man muss sich als Arbeitnehmer nicht alles gefallen lassen. Ich wünschte, wir hätten auch so eine Arbeitnehmervertretung.“

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