Düsseldorf. Die Rheinkirmes in Düsseldorf zieht jedes Jahr über 4 Millionen Menschen an. Ihr neuer Chef will Trends setzen - und das Gastro-Angebot ausbauen.

Vier Millionen Menschen. Das ist die Benchmark für die Düsseldorfer St. Sebastianer-Schützen, wenn es um die alljährliche Besucherzahl bei der Rheinkirmes geht. So viele Gäste wünschen sich die Veranstalter, wenn die bunte, temporäre Spaßstadt wieder mitten in der NRW-Landeshauptstadt aufschlägt. Im Juli 2024 wird die Kirmes wieder an ihrem malerisch gelegenen Standort auf den Oberkasseler Rheinwiesen aufgebaut. Auf den 165.000 Quadratmeter großen Festwiesen präsentieren rund 300 Schausteller aus dem In- und Ausland vom 12. bis 21. Juli eine große Auswahl an Fahrgeschäften und garantieren so Spaß für die ganze Familie.

+++ Folgen Sie der NRZ Düsseldorf jetzt auch bei Instagram! +++

Während dieser so genannten Apollinaris-Woche wird 2024 ein neuer Schützenchef in der Verantwortung stehen. Es ist Andreas-Paul Stieber, der mit seiner selbstständigen Tätigkeit als Unternehmensberater sowie als CDU-Ratsherr und Vorsitzender im Ausschuss für Gesundheit und Soziales eigentlich schon genug zu tun hat. Doch nach dem plötzlichen Tod von Schützenchef Michael Zieren im August vergangenen Jahres war das Amt vakant.

„Und ich musste da nicht lange nachdenken“, sagt Stieber im Gespräch mit der NRZ. „Für mich ist es einfach eine große Ehre, dieses Amt zu bekleiden und damit auch verantwortlich zu sein für eines der größten Volksfeste Deutschlands.“ Stiebers Engagement bei den St. Sebastianern ist dabei nicht neu: Der 58-Jähriger gehört den Schützen seit inzwischen einer Dekade an, 2015 wurde er Regimentskönig und seit 2017 ist er Mitglied im Vorstand.

Oberkasseler Nachbarschaft soll aufs Rheinkirmes-Gelände geholt werden

Vielleicht noch nicht in diesem Jahr, aber mittelfristig will Stieber bei der Rheinkirmes auch neue Trends setzen. Beispielsweise möchte er die Oberkasseler selbst, also die Kirmesnachbarschaft für den Rummel gewinnen. „Es ist ja so, dass die Oberkasseler während der Kirmes entweder in den Urlaub fahren oder sich Ohropax holen“, sagt der Schützenchef milde lächelnd. „Wir wollen aber, dass die Leute zu uns kommen. Und da wir über eine andere Klientel sprechen, könnnte ich mir vorstellen, dass wir auch gehobene Gastronomie anbieten auf dem Festgelände.“

Auch interessant

Ein anderer Punkt: Mehr junges Publikum zur Kirmes holen. „Wir müssen sichtbarer werden bei der Jugend. Dafür brauchen wir natürlich auch einen anderen Auftritt bei Social Media, dafür müsste man auch an unsere Homepage gehen“, betont Stieber. Dafür hat er eigens eine sogenannte Digitalisierung-Kommission bei den Sebastianern gegründet, eine von vielen Kommissionen (Festkommission, Jugendkommission, Bewirtschaftungskommission) im Verein. KI sei da ein ganz wichtiges Thema. „Wir sollten sowohl unseren Verein modern gestalten, als auch die Kirmes. Da wir komplett ehrenamtlich arbeiten, könnte KI uns an wichtigen Stellen weiterhelfen.“

Andreas-Paul Stieber ist der neue Schützenchef der Sebastianer.
Andreas-Paul Stieber ist der neue Schützenchef der Sebastianer. © Michael Lübke

Der neue Vorstand der eigens für die Kirmes gegründeten Veranstaltungs-GmbH wird von Manfred Kirschenstein und Sven Gerling ergänzt. Kirschenstein ist seit fast 40 Jahren Mitglied bei den Schützen und besitzt viel Erfahrung im Veranstaltungsmanagement (Mitsubishi-Halle). Auch Gerling ist Veranstaltungsprofi. Neun Jahre lang war er beim Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) als Leiter Organisation für die Sicherheit im Karneval zuständig.

Bei der Generalversammlung des Sebastianer am 14. März 2024 stellte sich der langjährige Kirmes-Architekt Thomas König indes aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Wahl. „Wir haben Thomas König sehr viel zu verdanken und sind froh, dass er uns die Zusage gegeben hat, uns weitere drei Jahre als Ratgeber zur Seite zu stehen“, betont Stieber. „Das ist uns enorm wichtig.“

Was die Kirmes mit einem Heiligen zu tun hat

Im Altarraum der Düsseldorfer Basilika St. Lambertus liegen in einem Schrein die Reliquien des Heiligen Apollinaris, der seit 1394 als Schutzpatron der Stadt Düsseldorf verehrt wird. Seinen Gedenktag am 23. Juli feiert die Katholische Kirche in Düsseldorf jedes Jahr mit einer Festwoche parallel zur Düsseldorfer Rheinkirmes. Das heißt, der Gedenktag wird immer von der Rheinkirmes umrahmt. In diesem Jahr findet die Rheinkirmes vom 12. bis 21. Juli statt, der Zeitraum zwischen Start und Ende des Volksfestes wird auch Apollinaris-Woche genannt.

In diesem Jahr kommt neben Japan-Tag, Rheinkirmes, Coldplay-Gastspiel mit der Fußball-EM noch eine weitere Großveranstaltung hinzu. Vom 14. Juni bis zum 14. Juli findet das Sportspektakel in Deutschland statt. Düsseldorf ist ab 17. Juni mit fünf Partien dabei. „Das ist natürlich für uns eine gewisse Konkurrenz, gerade auch, was die Werbeflächen in der Stadt betrifft“, sagt Stieber. „Aber die Stadt zeigt sich da sehr kooperativ.“ Das mit den vier Millionen Besuchern wollen die Veranstalter auch dieses Jahr hinbekommen. „Und ab viereinhalb Millionen Leute wird‘s ja auch gefährlich“, so der neue Schützenchef. „Mehr Menschen bekommen wir in zehn Tagen ja gar nicht aufs Gelände.“

Lesen Sie auch diese Nachrichten aus Düsseldorf