Düsseldorf. Der Schaustellerverband rettete das Kö-Treiben vor dem Aus. Tausende Jecken feierten am Sonntag. Aber: Wird es 2025 wieder ein Kö-Treiben geben?

Wenn sich Einhörner, Wikinger oder menschengroße Papageien auf der Königsallee herumtreiben, würde das an einem gewöhnlichen Wochentag Aufsehen erregen. Am Tulpensonntag aber ist das ein ganz normales Bild auf der Düsseldorfer Luxusmeile: Denn es ist Kö-Treiben.

Tausende Jecken flanieren auf der Straße, feiern ausgelassen und präsentieren ihre zum Teil aufwendigen Kostüme. Einige haben Bollerwagen dabei, versorgen sich mit Getränken und eigener Musik. Schon am Morgen besiedeln die „Altbier-Wikinger“ um Andreas Heczko die Königsallee. „Das Kö-Treiben gehört für uns seit 30 Jahren zum festen Programm. Wir sind so froh, dass es stattfindet“, sagt der Düsseldorfer. „Die Stimmung ist einfach klasse.“

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Ende des vergangenen Jahres schien es noch so, als stünde das traditionelle Kö-Treiben vor dem Aus. Aus Kostengründen wollte das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) das Event nach Jahrzehnten nicht mehr organisieren. Der Schaustellerverband Düsseldorf sprang schließlich ein und rettete das Kö-Treiben.

Am Konzept haben die neuen Veranstalter weitestgehend festgehalten. „Wir müssen das Rad bei einem funktionierenden Event nicht neu erfinden“, so Oliver Wilmering, Vorsitzender des Schaustellerverbandes. Einzige Neuheit: Die Kö wird nicht mehr zentral mit Musik bespielt, sondern mit vielen kleineren Anlagen. Gema-Gebühren und Installationskosten seien dadurch geringer, erklärt Wilmering.

Oberbürgermeister Stephan Keller prämiert Kostüme

Und so hört man an einer Ecke Karnevalshits, an einer anderen Hip-Hop und am Stand der Brauerei „Uerige“ läuft Musik der Toten Hosen. „Das macht das Kö-Treiben noch vielfältiger“, findet Naemi Reymann. „Es ist ein Highlight, dass es überhaupt stattfindet.“

In quietschgrünen Kostümen flaniert sie mit ihrem Mann Norbert Heyl über die Straße. „Wir sind die Kö-Papageien. Wir haben uns extra schick gemacht. Wir sind ja auf der Prachtmeile unterwegs“, betonen sie scherzhaft. Ihre Kostüme haben die beiden Düsseldorfer selbst gebastelt – aus alten Gardinen, Stoffen und OP-Kitteln.

Düsseldorfs OB Stephan Keller (Mitte) hat Naemi Reymann und Norbert Heyl für ihr kreatives Papageien-Kostüm ausgezeichnet.
Düsseldorfs OB Stephan Keller (Mitte) hat Naemi Reymann und Norbert Heyl für ihr kreatives Papageien-Kostüm ausgezeichnet. © Düsseldorf | Jasmin Ohneszeit

So bunt fallen sie nicht nur den anderen Besucherinnen und Besuchern auf. Plötzlich steht Oberbürgermeister Stephan Keller neben ihnen. Er hat sich mit einer bestimmten Mission am Sonntag unters närrische Volk gemischt: Er sucht nach den kreativsten Kostümen. Wer Glück hat, erhält Karten, um sich den Rosenmontagszug von der Tribüne vor dem Rathaus anzuschauen. Und Naemi Reymann und Norbert Heyl haben Glück. Ihr Papageienkostüm hat den OB überzeugt. „Ich bin total überrascht. Damit hätte ich nie gerechnet“, sagt Reymann.

Gegen Mittag wird es immer voller auf der Kö. Das Wetter spielt mit. Es bleibt friedlich. Polizei und Rettungsdienst sind zu Fuß zwischen den Feiernden unterwegs. „Die Stadt ist voll, aber wir haben bisher nichts zu tun“, sagt ein Sprecher der Johanniter. Was auffällt: Viele Familien mit Kindern sind nicht unterwegs.

84-jährige Düsseldorferin strickt Kostüme selbst

Ein beliebtes Fotomotiv ist beim Kö-Treiben auch die Clowns-Truppe um Hannelore Esser. Mit ihren rot-weißen Verkleidungen fallen die Freunde durchaus auf. „Ich habe alle Kostüme selbst gestrickt“, betont die 84-Jährige. Auch sie ist froh, dass es das Traditionsevent noch gibt. „Wir haben protestiert, als die Absage im Raum stand. Ich war schon als Kind beim Kö-Treiben.“

Hannelore Esser (2. v.l.) hat die Clowns-Kostüme fürs Kö-Treiben selbst gestrickt.
Hannelore Esser (2. v.l.) hat die Clowns-Kostüme fürs Kö-Treiben selbst gestrickt. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Wenige Meter weiter hat OB Keller dann wieder zugeschlagen. Dieses Mal sind Marianne, Monika und Thomas die Glücklichen. Ihre aufwendigen Schmetterlingskostüme begeistern Keller. „Wir waren noch nie auf der Tribüne. Das ist die absolute Krönung für unseren Karneval“, sagt Monika strahlend.

Zufrieden ist auch Oliver Wilmering mit dem ersten, vom Schaustellerverband organisierten, Kö-Treiben „Die Kö platzt aus allen Nähten. Ich weiß nicht, wann ich sie zuletzt so voll gesehen habe“, sagt der Vorsitzende im Gespräch mit der NRZ. Alle Abläufe hätten reibungslos funktioniert. Wilmering lobt auch die Zusammenarbeit mit der Stadt.

Ob es auch 2025 ein Kö-Treiben mithilfe des Schaustellerverbandes geben wird? Oliver Wilmering muss nicht lange überlegen. „Wir sind dazu gerne wieder bereit. Wir lassen die Karnevalisten nicht hängen.“