Düsseldorf. Pünktlich um 11.11 Uhr stürmten die Frauen das Rathaus. OB spielte mit seinem Kostüm auf eine neue Partei an. Auch der Stadtdirektor überraschte.

„Ihr kommt hier nicht rein, ihr könnt ins Uerige gehen und dort feiern“, rief Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller den wartenden Möhnen entgegen, die im Dauerregen darauf warteten, traditionell an Altweiber das Rathaus zu stürmen. Doch wenig später, um 11.11 Uhr war es dann so weit: Zahlreiche Damen rauschten in das Amtsgebäude, währenddessen verlor OB Keller ein Stück seiner Krawatte an Venetia Melanie, die gemeinsam mit ihrem Ehemann und Karnevalsprinzen Uwe I. ins Düsseldorfer Rathaus kam, um den Straßenkarneval in der Altstadt zu eröffnen. Dann hieß es dreimal: „Düsseldorf Helau“.

OB Keller geht als „Wagen-Knecht“, Philipp Lahm fährt beim „Zoch“ mit

Auch nach dem Rathaus-Sturm war OB Keller im Saal weiter gefragt. Viele Damen wollten auch anschließend noch ein Stück seiner Krawatte haben und gingen mit Scheren ausgestattet auf das Stadtoberhaupt zu. Doch der OB hatte mit mehreren Krawatten vorgesorgt: „Das sind Krawatten, die ich das ganze Jahr gesammelt habe und die allmählich ausgedient haben.“ Mit seinem Kostüm fiel der CDU-Politiker jedenfalls auf Anhieb auf. Ein grüner Mantel, auf dem Kopf ein Holzrad. Dahinter steckt eine politische Spitze und eine Anspielung auf die neue BSW-Partei: „Ich gehe als Wagen-Knecht.“

OB Stephan Keller mit Venetia Melanie, die ihm seine Krawatte abschneidet und anschließend den Stadtschlüssel ergattert.
OB Stephan Keller mit Venetia Melanie, die ihm seine Krawatte abschneidet und anschließend den Stadtschlüssel ergattert. © Düsseldorf | Christopher Damm

Und auch wenn das Wetter sich am Donnerstag in der Landeshauptstadt nicht von seiner besten Seite zeigte, herrschte im Rathaus dennoch beste Laune: „Trotzdem ist die Stimmung grandios“, sagte der Oberbürgermeister und warf sich anschließend im prall-gefüllten Rathaussaal ins Partygetümmel. „Draußen vor dem Rathaus ist richtig was los. Es sind viele Leute in der Altstadt, die sich trotzdem nicht abschrecken lassen. Und Regen hat der Karnevalsstimmung in Düsseldorf noch nie einen Abbruch getan.“

Düsseldorfs Stadtdirektor Burkhard Hintzsche hat sich als Schlumpfine verkleidet.
Düsseldorfs Stadtdirektor Burkhard Hintzsche hat sich als Schlumpfine verkleidet. © Düsseldorf | Christopher Damm

Auch Düsseldorfs Stadtdirektor Burkhard Hintzsche hatte sich anlässlich der Weiberfastnacht in Schale geschmissen und sich als „Schlumpfine“ verkleidet. Bereits vor dem Sturm der Möhnen herrschte bei ihm große Vorfreude auf die anstehenden Karnevalstage: „Ich bin heute Morgen wach geworden und war schon blau. Aber Scherz beiseite, ich freue mich, dass nun auch der Straßenkarneval und damit die fünfte Jahreszeit in die heiße Phase startet. Das Wetter tut der Stimmung dabei keinen Abbruch.“ Auf den Höhepunkt der Session, den diesjährigen Rosenmontagszug, freut sich Hintzsche ganz besonders. Denn dann wird die Stadt Düsseldorf mit einem eigenen Mottowagen zur anstehenden Fußball-EM im Juni vertreten sein. Mit einem prominenten Gast: „Weltmeister und Turnierdirektor Philipp Lahm wird auf dem Wagen mitfahren und die Werbetrommel für das Fußball-Event des Jahres rühren.“

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Bei Josef Hinkel, CDU-Bürgermeister der Stadt Düsseldorf und ehemaliger Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC), herrschte ebenfalls beste Laune. Diese wollte er sich von dem anhaltenden Niederschlag auch nicht verderben lassen und freut sich auf die anstehenden Karnevalstage. „Vielleicht kommen dieses Jahr etwas weniger Menschen, aber diejenigen, die heute und die anderen Tage nach Düsseldorf kommen, halten den Regen aus und werden viel Spaß haben. In diesem Sinne: Düsseldorf Helau.“

Jecken trotzen dem Regen

Bereits am Morgen waren die ersten Närrinnen und Narren in der Düsseldorfer Altstadt unterwegs. Auf dem Marktplatz vor dem Düsseldorfer Rathaus fanden sich bereits um 10 Uhr die ersten Möhnen ein, um pünktlich um 11.11 Uhr ins Rathaus zu stürmen und damit die heiße Phase des Karnevals in Düsseldorf einzuläuten. Darunter auch eine internationale Damengruppe, die sich als Minions verkleidet hatte. Unter anderem Frauen aus Japan, Australien und Amerika waren dabei, wie Sharon aus Chicago, die am Donnerstag das erste Mal Altweiber in Düsseldorf erlebte: „Es ist absolut verrückt, was hier los ist. In Chicago haben wir nur den St. Patrick‘s Day, aber der kommt nicht annähernd an das heran, was hier bereits jetzt los ist.“

Am Vormittag füllte sich die Düsseldorfer Altstadt trotz Regens immer mehr. So voll wie in den Jahren zuvor war der Marktplatz während und nach dem Rathaussturm aber nicht. Die Stimmung beim Partyvolk war dennoch ausgelassen. So auch bei David, der aus Bonn nach Düsseldorf zum Feiern gekommen war: „Die Stimmung ist absolut geil, die Leute sind friedlich. Der Regen ändert nichts daran.“ Unterdessen mischte sich die Bläserkapelle „Fotzelcheibe Üttiche“ immer wieder ins Partyvolk und heizte die Menge ordentlich ein.

Panzerknacker und Tequila-Flaschen

Bei der Kostümwahl zeigten sich Düsseldorfs Jecken bisweilen kreativ. Viele Menschen verkleideten sich als Panzerknacker, bekannt aus der Zeichentrick-Reihe von Walt Disney, andere wiederum waren in den grünen Anzügen aus dem Netflix-Hit „Squid Game“ zu sehen. Doch auch auf die Klassiker griffen viele Karnevalisten zurück: Das Fortuna- und das DEG-Trikot. Ein Mann, der sich nicht ablichten lassen wollte, verkleidete sich als Tequila-Flasche. Frei nach dem diesjährigen Sessions-Motto: „Wat et nit all jöwt...“.

Am späten Nachmittag registrierte die Düsseldorfer Polizei ein erhöhtes Aufkommen an Einsätzen, nachdem es bis dahin „überdurchschnittlich unauffällig“ blieb. „Die Intensität zieht leicht an, ist aber nicht vergleichbar mit dem Einsatzaufkommen von vor zehn Jahren“, betonte Sprecher André Hartwich.