Düsseldorf. Gernot Mörig aus Düsseldorf gilt als Mitinitiator des Geheimtreffens in Potsdam. Er lehrte jahrelang an der Uni - bis Studierende Druck machten.

AfD-Politiker, Mitglieder der CDU-nahen Werte-Union, Neonazis von der „Identitären Bewegung“ und Unternehmer trafen sich im November vergangenen Jahres in Potsdam zu einem konspirativen Geheim-Treffen, um über die Vertreibung mehrerer Millionen Menschen aus Deutschland zu diskutieren. Auch Staatsbürger mit Migrationshintergrund sollen laut dieser Pläne abgeschoben oder durch einen „hohen Anpassungsdruck zur Übersiedlung“ gebracht werden. Das berichtete am Mittwoch (10. Januar) das Recherchezentrum „Correctiv“.

Zu diesem Treffen lud nach Recherchen des Journalisten-Netzwerks das „Düsseldorfer Forum“ ein. Darunter Hans-Christian Limmer, Gründer der „Backwerk“-Kette, Mitgesellschafter bei dem Burger-Franchise-Unternehmen „Hans im Glück“ und Hauptinvestor des Essener Gastronomie-Start-Ups „Pottsalat“ sowie der Zahnarzt Gernot Mörig, der viele Jahre eine Praxis in Düsseldorf-Oberkassel führte.

Unternehmen distanzieren sich von Limmer

Mittlerweile haben sich die genannten Unternehmen von Limmer distanziert, laut mehreren Medienberichten soll er seine Anteile an der Burger-Kette abgeben haben. „Pottsalat“ gab bereits am Mittwochnachmittag die Trennung von ihrem Mitinhaber bekannt. Limmer selbst sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) nun, dass er zwar einige Einladungen des Veranstalters mitunterzeichnet habe, ohne sich dabei jedoch im Vorfeld mit den geladenen Gästen zu beschäftigen. Zudem sei er selbst nicht bei dem Treffen in Potsdam dabei gewesen und sei bestürzt über einige dort erhobenen Forderungen, heißt es in dem FAZ-Bericht.

Der Düsseldorfer Zahnmediziner Gernot Mörig, Initiator und Organisator des Treffens im Potsdamer Landhaus Adlon, ist in der rechtsextremen Szene hingegen fest verankert. In den 1970er-Jahren war Mörig Bundesleiter im „Bund Heimattreuer Jugend“ (BHJ) und führte die rechte Organisation rund fünf Jahre an, die im Jahr 2009 bundesweit verboten wurden. Auch danach war Mörig in der rechten Szene aktiv.

1985 erhielt er seine Approbation und Promotion zum Zahnarzt und eröffnete im Jahr 1989 die zahnmedizinische Privatpraxis „ZahnGesundheit – Oberkassel“ in Düsseldorf. Dort ist er nach Angaben der heutigen Praxisleitung seit bereits fünf Jahren nicht mehr tätig. Ein Aushang an der Eingangstür verweist zudem darauf, dass sich das gesamte Team der Arztpraxis „gegen Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Diskriminierung“ positioniert.

Mörig lehrte bis 2018 an der Uni Düsseldorf

Nach Angaben des Bergischen Zahnärztevereins war Gernot Mörig seit 2008 zudem als Dozent an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) tätig. Auf eine NRZ-Anfrage teilte ein Sprecher der HHU mit, dass der Mediziner bis 2018 einen Lehrauftrag in Düsseldorf hatte, ehe Studierende die Medizinische Fakultät auf den rechtsradikalen Hintergrund von Gernot Mörig aufmerksam machten. Nachdem sich die Hinweise erhärteten, habe die Uni sämtliche Lehraufträge sofort gestoppt, so der HHU-Sprecher weiter.

Auch in der Düsseldorfer Stadtgesellschaft trat Mörig in Erscheinung. So galt er jahrelang als Spender der Bürgerstiftung Düsseldorf und wurde auf deren Webseite auch als einer der vielen Stifter aufgeführt. Erst an diesem Freitag verschwand sein Name aus dieser Liste. Laut Bürgerstiftung war das Ehepaar Mörig seit 2007 „in geringem Umfang Stifter der Bürgerstiftung und in einigen kleineren Projekten aktiv. „Seit rund zehn Jahren gibt es allerdings keinerlei Kontakt mehr“, teilte die Initiative nun mit.

Über den rechten Hintergrund von Gernot Mörig zeige man sich bei der Bürgerstiftung entsetzt, wie Beate Werthschulte, Sprecherin der Bürgerstiftung, auf NRZ-Nachfrage erklärte. „Es war uns nicht bekannt, dass Gernot Mörig in der rechten Szene ist. Es schien so, als würde er sich wirklich für Bedürftige und die Bürgerstiftung einsetzen wollen.“

Unterdessen ist an diesem Samstag (13. Januar) eine spontane Demonstration vor dem NRW-Justizministerium am Martin-Luther-Platz in der Düsseldorfer Innenstadt geplant. Ab 15 Uhr versammeln sich dort Menschen, um für ein Verbot der AfD zu demonstrieren. Der Protestzug soll anschließend zur Landtagswiese ziehen. Rund 50 Personen sind angemeldet, erklärte ein Sprecher der Polizei Düsseldorf auf NRZ-Nachfrage.