Düsseldorf. Brandanschlag auf ein Wohn- und Geschäftshaus an der Schneider-Wibbel-Gasse: Ein Unbekannter schleudert nach Mitternacht einen Brandbeschleuniger auf das Haus. Die Feuerwehr rettet drei Menschen aus dem Qualm und verhindert, dass Heizstrahler explodieren. Schaden: über 500.000 Euro.

Die letzten Gäste sind längst weg, um 0.15 Uhr am Donnerstag machen sich auch die Kellner auf den Weg nach Hause. In der spanischen Meile in der Altstadt kehrt Ruhe ein. Eine trügerische Ruhe. Eine halbe Stunde später wird ein Anschlag auf ein Haus verübt.

Gegen die Fassade der Hausnummer 11 wird ein Brandbeschleuniger geschleudert. Bis zu zwölf Meter schlagen die Flammen hoch, das Treppenhaus brennt lichterloh, die Familie eines Nachbarhauses ist vom Qualm eingeschlossen. Draußen drohen Gasflaschen von Heizstrahlern zu explodieren, Tische, Stühle und Sonnenschirme der Außenterrassen schmelzen im Feuer. Wenig später rufen Mitarbeiter ihren Chef, den Altstadt-König Primo Lopez, an: „Die Schneider-Wibbel-Gasse brennt!”

Das ganze Treppenhaus ist verkokelt

Vor 30 Jahren hat der Spanier Lopez sein erstes Restaurant an der Schneider-Wibbel-Gasse eröffnet - jetzt betreibt er dort fünf Lokale. Immer war es ruhig und friedlich in seiner Gasse. Und jetzt diese Horror-Meldung. „So etwas habe ich noch nicht erlebt.” Er lässt sich sofort mit dem Taxi in die Altstadt fahren. Dort fällt ihn erstmal ein Stein vom Herzen. Zwar ist hier und das Mobiliar auf der Straße verbrannt und verkokelt. Aber die Restaurants selbst sind unversehrt.

Schlimm sieht es im siebengeschossigen Wohn- und Geschäftshaus Nr. 11 gegenüber dem Restaurant „Amigo” aus. Das ganze Treppenhaus ist verkokelt, Teile der Außenfassade sind abgeplatzt, selbst im vierten Geschoss sind die Fenster in der Hitze geborsten. der Schaden: über eine halbe Million Euro.

Explosionsgefahr - 50 Retter im Einsatz

Genau an dieser Stelle sind Heizstrahler und Terrassen-Mobiliar über Nacht vor der Hauswand zusammengestellt worden. Als dort plötzlich alles brennt, werden zuerst Türsteher und Kellner von der Bolker Straße aufmerksam. Sie versuchen mit sieben Pulverlöschern die Flammen zu ersticken. Vergeblich. Zu diesem Zeitpunkt hat die Feuerwehr bereits Großalarm ausgelöst. Neun Löschfahrzeuge, sechs Rettungswagen und der Notarzt rücken aus.

Für die 50 Retter ist die Situation vor Ort sehr unübersichtlich. Das Gebäude, dessen Treppenhaus in hellen Flammen steht, ist stark verwinkelt. Da noch eine Verbindung zu einem Nachbarhaus an der Flinger Straße besteht, dringt der Qualm auch dorthin, flüchtet eine eingeschlossene Familie in höchster Not auf ein angrenzendes Flachdach. Dort warten ein kleiner Junge, Mutter, Vater und eine Dogge auf die Rettung. Die Feuerwehr bringt sie schnell über eine Drehleiter in Sicherheit. Zwei Trupps durchsuchen alle Räume in den beiden Häusern nach weiteren Eingeschlossenen. Zum Glück ist keiner mehr in Gefahr.

Primo Lopze beaufragt Security-Dienst

Gleichzeitig versuchen die Kollegen draußen fieberhaft, mehrere Propangasflaschen zu kühlen und aus der Gefahrenzone zu schaffen. Aus einem zu heiß gewordenen Behälter hat sich das Gas bereits entzündet. Ein Feuerwehrmann erleidet bei den Löscharbeiten eine Brandwunde am Bein. Ein Passant, der mitgeholfen hat, muss mit Verdacht auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus, kann nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden. Nach nicht mal 30 Minuten meldet der Einsatzleiter an die Leitstelle: „Feuer aus!”

Wenige Stunden später stellen die Kellner wieder die Tische und Stühle auf das Pflaster, nehmen die ersten Gäste Platz und greifen zur Menü-Karte, während einige Meter weiter Kripo-Beamte und ein bestellter Brandsachverständiger nach Spuren suchen, gleichzeitig Versicherungsvertreter den Schaden inspizieren. Für Primo Lopez ist klar: „Wir öffnen. Es muss ja weiter gehen.” Er hat sofort einen privaten Security-Dienst beauftragt, auf der Schneider-Wibbel-Gasse nachts zu patrouillieren. „Dort ist jetzt immer ein Wachmann.”

Wohl kein Zusammenhang mit Bränden in Wersten und an Schadowstraße

Die Polizei hat ihre Streifen in der Altstadt ebenfalls verstärkt. Die Kripo ermittelt wegen Brandstiftung. Das Motiv ist noch völlig unklar. Einen Zusammenhang mit der Brandserie in Wersten in der Nacht zum Mittwoch (dabei wurden zwei Luxusautos angezündet) sehen die Experten nicht. Nach einer ersten Bewertung sieht es auch nicht so aus, dass der oder die Brandstifter direkt von der Schneider-Wibbel-Gasse in die City weiterzogen und dort wieder zündelten. Auffällig ist nur, dass knapp eine Stunde nach dem Alarm in der Altstadt einige hundert Meter weiter ein großer Müllcontainer am Jan-Wellem-Platz und Minuten darauf eine Baubude an der U-Bahn-Baustelle Schadowstraße brannten. Schaden: rund 10 000 Euro.