Düsseldorf. Silvesterböller sind für Haus- und Wildtiere ein alljährlicher Stresstest. Einige Düsseldorfer Tierfreunde fordern daher einen radikalen Schritt.
Auf das Silvesterfeuerwerk freuen sich besonders viele junge Leute lange im voraus. Wenig Spaß haben an diesem Abend dagegen Düsseldorfs tierische Bewohner. „Hunderte von Tieren hauen jedes Jahr in den Tagen um Silvester ab“, erklärt Brigitte Ratzmer vom Verein Tierfreunde2000 aus Eller. Mit plötzlichem Knallen können etwa Hunde nicht umgehen - viele nehmen Reißaus. Das kann für den Vierbeiner auch tödlich enden, warnt die Vereinsvorständin.
Ganz wichtig: „Zuhause bleiben!“
„Der Hund kann dann vor ein Auto oder eine Bahn laufen“. So sterben jedes Jahr viele Hunde, erklärt Ratzmer. Sehr wichtig sei deswegen bei Spaziergängen: „Man muss die Tiere ordentlich sichern!“ Auch schon in den Tagen vor Silvester, denn da werde auch schon der ein oder andere Böller gezündet. Und wegen der Rest-Böller, die in den ersten Januartagen geworfen werden, müsse man ebenso aufpassen.
Silvester sei jedes Jahr extrem stressig für die meisten Tiere, betont auch Stefanie Scholz, die das Düsseldorfer „Street Team“ der Tierschutzorganisation Peta leitet. Um es „tierischen Mitbewohnern“ in der Silvesternacht leichter zu machen, sei eines ganz wichtig: „Zuhause bleiben!“ Denn da könne man den Tieren beistehen, sie beruhigen und auf die Situation reagieren. Fenster und Türen sollten geschlossen bleiben und das Tier sollte einen möglichst ruhigen Rückzugsort haben. Für Hunde etwa einer warmen Decke und einigen Leckerlies. Bei Freigänger-Katzen sei es außerdem wichtig, sie rechtzeitig vor den Silvesterfeuerwerken erstmal nicht mehr vor die Tür zu lassen.
Peta fordert Lasershows statt Feuerwerk
„Generell sind wir für ein Feuerwerksverbot“ erklärt die Peta-Aktivistin. „Wir setzen eher auf Licht- und Lasershows.“ Das erspare auch den Wildtieren den Stress. Feinstaub und Böllermüll würde damit ebenso vermieden, erwähnt Scholz. Eine Idee, die in Düsseldorf schon häufiger diskutiert wurde.
Auch Gioia Frey vom Verein Helfende Hände in Düsseldorf-Ludenberg, betont die Wichtigkeit eines ruhigen Rückzugsortes für Haustiere an Silvester. „Man sollte den Stress für die Tiere so gering wie möglich halten“, rät Frey. Dabei können auch Leckerlis helfen. So können zum Beispiel sogenannte Schleckmatten eine gute Ablenkung für einen Hund bieten. Gleichzeitig sei es aber auch wichtig, Tiere nicht zu überfüttern. Der Verein vermittelt Hunde und Katzen aus einem abgelegenen Tierheim im spanischen Marbella. Gerade Tiere, die bis vor kurzem ein deutlich ruhigeres Umfeld gewohnt waren, seien vom Silvesterstress betroffen, berichtet sie. Es sei grundsätzlich wichtig, Tieren, die neu in eine Familie gekommen sind – nach Weihnachten wohl nichts Ungewöhnliches – in den ersten Monaten möglichst viel Aufmerksamkeit zu widmen. Der Verein selbst vermittelt Tiere zeitlich so, dass sie nicht über Weihnachten zu ihren neuen Haltern kommen.
Beim Verein Tierhilfe Streuner & Co kommen aktuell rund 60 Tiere unter, davon viele alte und kranke. Für viele der Ponys, Hunde, Kleintiere und Vögel ist Silvester sehr hart, erklärt Angela Schmidt, die sich im von ihr gegründeten Lierenfelder Verein engagiert. So berichtete sie etwa von Hunden die, sobald das Silvester-Knallen losgeht, sofort in Panik verfielen, am ganzen Körper zitterten und nicht mehr zu beruhigen waren. Auch für Vögel sei es sehr belastend: „Die schlafen nachts und wachen davon auf.“ Wenn sie einmal in Panik verfielen, könne man wenig tun, um sie wieder zu beruhigen, sagt Schmidt. Bei beiden Tierarten helfe es, die Rollos runterzulassen, Feuerwerkslärm mit ein wenig Fernseh- oder Radiogeräuschen zu übertönen und vor allem bei ihnen zu bleiben. Eine Möglichkeit, die es bei den Wildtieren in und um Düsseldorf, die ebenfalls sehr unter dem Licht und Lärm litten, natürlich nicht gebe.
Die Tiere könnten den Krach meistens gar nicht zuordnen, sagt die Tierschützerin. Das gelte auch für deutlich größere Vierbeiner: „Auch Pferde leiden darunter. Und Düsseldorf ist voll von Pferden, im Stadtgebiet gibt es viele Pferdeställe.“ Gerade, weil Pferde Fluchttiere seien, könne die Angst bei ihnen eskalieren, wenn die Besitzer ihnen in dieser Stresssituation nicht beistehen.
Feuerwerk verschmutzt den Hofgarten
„Ein guter Kompromiss wäre doch: Pro Stadt gibt es ein großes Feuerwerk, das die Stadt organisiert“, schlägt Schmidt vor. So könnten die Stadtbewohner mit einem Feuerwerk ins neue Jahr starten, die „wilde Knallerei“ bliebe jedoch aus. „Das wäre ein großer Beitrag zum Umwelt- und Tierschutz!“
Margarete Bonmariage hat 40 Jahre lang die Wasservögel im Hofgarten gepflegt. Die „Schwanenmutter“ tut das mittlerweile zwar nicht mehr „hauptberuflich“, doch kommt sie immer noch zweimal täglich vorbei. Seitdem das Böllern in der Altstadt verboten ist, ist Silvester für die Tiere dort besonders belastend, berichtet sie: „Viele Leute sind in den Hofgarten ausgewichen“, so Bonmariage. Die Wasservögel ziehen sich dann vor Schreck sofort auf die Wasserflächen zurück, erklärt sie. Wie sehr die Tiere davon mitgenommen werden, das merke sie auch noch, wenn sie die Vögel in den ersten Januartagen besucht.
Aber auch der Park werde vom Feuerwerk in Mitleidenschaft gezogen, berichtet sie: Feuerwerksmüll und auch Schwarzpulver lande im Hofgarten auf den Grünflächen ebenso wie in den Gewässern. „Das ist weder für die Tiere gut, noch für die Umwelt!“ Auf jeden Fall solle man vermeiden, um den Hofgarten herum Feuerwerk zu zünden, aber Bonmariage findet, es sollte noch weiter gehen: „Ich bin grundsätzlich dagegen. Wir wollen doch alle was für die Umwelt tun.“