Düsseldorf. Flughafen-Mitarbeiter müssen nach Hilferuf der Sicherheitsfirma bei Fluggastkontrolle helfen. Und immer wieder tagesaktuelle Flug-Streichungen.

Trotz des Chaos-Wochenendes zum Ferienstart in NRW zieht der Düsseldorfer Flughafen immerhin noch eine „durchwachsene Bilanz“. „Während der Samstag zu Peakzeiten noch geprägt war von sehr langen Warteschlangen am Check-in und an den Sicherheitskontrollstellen, aber auch von erheblichen Verzögerungen bei der Gepäckausgabe, verlief der Sonntag deutlich weniger angespannt“, sagte ein Flughafen-Sprecher am Montag. Die Gewerkschaft Verdi spricht dagegen von einer „Bankrotterklärung“ wegen der Situation an den Sicherheitskontrollstellen.

Urlauber drängen sich an den Zugängen zur Sicherheitskontrolle am Düsseldorfer Flughafen. Dort müssen inzwischen Mitarbeiter des Flughafens der völlig überforderten Sicherheitsfirma DSW helfen.
Urlauber drängen sich an den Zugängen zur Sicherheitskontrolle am Düsseldorfer Flughafen. Dort müssen inzwischen Mitarbeiter des Flughafens der völlig überforderten Sicherheitsfirma DSW helfen. © FFS | Kai Kitschenberg

Sicherheitsfirma DSW ist seit Monaten überfordert

Um die chaotischen Zustände vor den Fluggastkontrollen etwas abzumildern, mussten an den Kontrollstellen sogar Mitarbeiter des Flughafens einspringen – obwohl das eigentlich im Aufgabenbereich der Bundespolizei und ihrem Sicherheitsdienstleister DSW liegt. Doch DSW ist seit Monaten wegen Personal-Fehlplanungen völlig überfordert, sorgt daher seit Monaten für extrem lange Warteschlangen. Die führten bereits zu Tumulten und Rangeleien unter wartenden Passagieren.

„Auf Bitten des Dienstleisters der Bundespolizei war ein Team von Mitarbeitern aus verschiedensten Bereichen des Flughafens das Wochenende über im Einsatz“, teilte der Flughafen mit. „Die Freiwilligen unterstützten an den Sicherheitskontrollen bei der Einweisung der Passagiere und der Rückführung der Handgepäck-Wannen.“

Verdi: „Hilfeschrei“ und „Bankrotterklärung“

Özay Tarim von der Gewerkschaft Verdi, der seit Monaten auf das Missmanagement und Fehlplanungen bei DSW aufmerksam macht: „Der Sicherheitsdienstleister ist gescheitert.“ Zunächst musste eine zweite Sicherheitsfirma aus Frankfurt unterstützend am Düsseldorfer Flughafen eingreifen, nun auch noch Mitarbeiter des Flughafens, die mit diesem Bereich rein gar nichts zu tun haben. „Das ist eine Bankrotterklärung“, sagt Tarim. Auch für die Bundespolizei, für die Sicherheitsdienstleister DSW tätig ist und die seit Monaten nicht auf das sich abzeichnende Dilemma reagiert habe. Die Bitte von DSW nach Unterstützung durch Flughafen-Mitarbeiter sei ein „Hilfeschrei“.

Probleme gab es mit der Gepäckabfertigung. 1200 Koffer wurden nicht verladen und blieben am Boden. Gleichzeitig wurden Koffer für ankommende Passagiere erst Stunden nach der Landung ausgeladen.
Probleme gab es mit der Gepäckabfertigung. 1200 Koffer wurden nicht verladen und blieben am Boden. Gleichzeitig wurden Koffer für ankommende Passagiere erst Stunden nach der Landung ausgeladen. © FFS | Kai Kitschenberg

Chaotische Zustände bei Gepäckabfertigung

Nicht nur die Sicherheitskontrollen sind wie schon seit Monaten ein Problem, die chaotischen Verhältnisse weiteten sich zum Ferien-Beginn auf andere Bereiche aus. Zum Beispiel bei der Gepäckverladung: So konnten wegen fehlender Mitarbeiter nach der Landung Flieger nicht entladen werden, Passagiere wurden nach Hause geschickt und sollten ihr Gepäck am nächsten Tag abholen. Nachts mussten Einsatzkräfte der Flughafen-Feuerwehr bei der Entladung der Frachträume helfen, damit die Flieger am morgen überhaupt wieder startklar waren. Immer noch stehen nicht abgeholte Koffer im Ankunftsbereich.

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Auch bei abgehenden Gepäck gab es wegen Störungen mit der Anlage Probleme. Passagiere mussten deswegen ohne Gepäck fliegen, 1200 Koffer blieben am Boden. „Die Airlines sorgen dafür, dass diese jetzt schnellstmöglich an den Zielort der Reisenden befördert werden“, so der Flughafen. Seit Samstag Nachmittag aber funktioniere die Gepäckförderanlage aber wieder.

Es sind vor allem Eurowings und Lufthansa, die am Düsseldorfer Flughafen tagesaktuell Flüge streichen. Die Passagiere sind wütend.
Es sind vor allem Eurowings und Lufthansa, die am Düsseldorfer Flughafen tagesaktuell Flüge streichen. Die Passagiere sind wütend. © NRZ | Götz Middeldorf

Eurowings verspricht weniger Flug-Streichungen

Doch auch einige Airlines haben in Düsseldorf Probleme, insbesondere Eurowings, Austrian und Lufthansa – alles Gesellschaften von Europas größtem Luftfahrt-Konzern Lufthansa-Group. Kurzfristig streichen die Gesellschaften tagesaktuell Flüge. Die meisten Annullierungen gab es am letzten Schultag (Freitag) mit 16 gestrichenen Verbindungen. Die Passagiere, die teils bereits eingecheckt waren und ihr Gepäck aufgegeben hatten, kochen regelrecht vor Wut. Hunderte standen an den Service-Schaltern wegen Umbuchungen oder um ihr Gepäck zurückzubekommen.

Eurowings begründet die Streichungen mit dem Personalmangel beim Bodendienst aber auch den Crews. Die Zahl der tagesaktuellen Annullierungen soll laut Eurowings nun abnehmen, Besserung wird versprochen: „Wir haben die eigenen Reserven und Puffer in den vergangenen Tagen deutlich erhöht und alle relevanten Maßnahmen ergriffen, um den Flugplan über den Sommer bestmöglich abzufliegen“, so eine Eurowings-Sprecherin. Am Montag waren nur noch zwei Eurowings-Flüge gestrichen...

Am Samstag nutzten nach Angaben des Flughafens rund 65.000 Passagiere den Düsseldorfer Airport, am Sonntag waren es rund 67.500. Am Montag gab es 63.000 ankommenden und abfliegenden Passagieren, für Dienstag sind 56.000 Passagieren prognostiziert, für Mittwoch 58.000. Sehr voll soll es wieder am Wochenende (3./4. Juli) werden, wenn insgesamt 178.000 Fluggäste erwartet werden.