Düsseldorf. Ein Wagen von Jacques Tilly sorgte beim Düsseldorfer Rosenmontag für Wirbel, das Motiv zeigte ein Hakenkreuz. So reagiert die Staatsanwaltschaft.
Ein Karnevalswagen von Jacques Tilly ist beim Düsseldorfer Rosenmontagszug vom Staatsschutz gestoppt worden. Der Grund: Auf einem Mottowagen des bekannten Wagenbauers war ein Hakenkreuz abgebildet. Nach Rücksprache mit den Polizisten vor Ort kam die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft zunächst zu dem Schluss, dass es sich das Zeigen des Symbols um eine Straftat handelt und riet deshalb, das Motiv zu entfernen. Die Organisatoren ließen das Symbol entfernen, und der Wagen durfte weiterfahren.
Auf dem Wagen war eine Karikatur des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro zu sehen - in die Flagge auf seiner Brust war ein Hakenkreuz gemalt gewesen. Der Mottowagen zeigt Bolsonaro als „Klimakiller“. Anstelle von Armen ragen Motorsägen-Blätter aus seinem Rumpf. Um ihn herum sind nur noch blutige Baumstümpfe zu sehen.
Über das Vorgehen der Staatsanwaltschaft zeigte sich Wagenbauer Jacques Tilly am Rosenmontag irritiert: „So etwas darf auch im Theater gezeigt werden. Ich dachte, das fällt unter die künstlerische Freiheit. Aber es war für den Wagen nicht wichtig, deswegen haben wir es runtergenommen“, sagte er dieser Redaktion. Später kamen auch der Behörde Zweifel an der eigenen Bewertung: „Die weitere Prüfung hat dann ergeben, dass das Hakenkreuz in diesem Zusammenhang von der Kunstfreiheit gedeckt sein dürfte“, sagte die Behördensprecherin. Für die Pappmaché-Figur kam diese Erkenntnis zu spät. Am Dienstag räumte die Düsseldorfer Behörde dann komplett sein, dass es sich um eine Fehleinschätzung gehandelt habe.
Jacques Tilly macht den Düsseldorfer Rosenmontag politisch
Jacques Tilly zeigte sich beim Rosenmontagsumzug grundsätzlich von einer stark politischen Seite. Nach dem mutmaßlich rechtsextremistischen Anschlag von Hanau stellter er in einem Wagen den Rassismus als Waffe dar. Darauf abgebildet: Eine Pistole mit der Aufschrift „Rassismus“, die aus dem Mund eines Mannes mit hochrotem Kopf ragt. Auf seiner Wange steht: „Aus Worten werden Taten!“
An der Seite stellen die Jecken um Wagenbauer Jacques Tilly den Kontext zu rechtsextremen Taten her: „NSU, W. Lübcke, Halle, Hanau“. Der Wagen zu Hanau kam nach dem Anschlag kurzfristig hinzu – damit gab es in diesem Jahr insgesamt 13 Mottowagen im Düsseldorfer Karneval.
Tilly wollte mit seinem Hanau-Wagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug die Mitverantwortung von Hetzern in Politik und sozialen Netzwerken für den mutmaßlich rechtsextremistischen Anschlag anprangern. „Es sind viele Täter“, sagte Tilly dazu am Montag der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist nicht nur einer, der geschossen hat. Diejenigen, die die Tat mental mit vorbereitet haben, tragen auch Verantwortung“.
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Satire müsse gerade auch die ernsten Themen des Lebens kritisch begleiten, sagte Tilly. „Und Ernsteres als dieses Thema Rechtsterrorismus gibt es im Moment überhaupt nicht.“ Die ganze Nacht von Samstag auf Sonntag hätten die Wagenbauer noch an dem Hanau-Motiv gearbeitet. „Aber das musste unbedingt noch mit rein.“ Toll sei, dass das Komitee in Düsseldorf so etwas mittrage.
Rosenmontagszug in Düsseldorf: Das sind die weiteren Mottowagen von Jacques Tilly
Ein weiteres Motiv thematisiert die politische Gemengelage bei der CDU. Auf dem Wagen sind drei möglichen Kandidaten für das Amt des Parteichefs zu sehen: Jens Spahn, Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen. Tilly kommentiert bissig: „Reines Männersackhüpfen“.
Einer der Mottowagen beim Düsseldorfer Rosenmontagsumzug thematisiert das Coronavirus , das in Italien sogar dafür gesorgt hat, dass der Karneval in Venedig abgesagt wurde. Der Karnevalsvirus zeigt dem Corona-Virus die lange Nase:
Auch die SPD bekommt von Jacques Tilly ihr Fett weg – die beiden Parteivorsitzenden Saskia Esken und Norbert-Walter Borjans rollen ganz in grau durch die Stadt. Mit dem Auftrag wieder Farbe in die Partei zu bringen:
Natürlich ist auch die Thüringen-Wahl ein Thema beim Düsseldorfer Rosenmontagszug. Tilly zeigt AfD-Politiker Björn Höcke mit einem ausgestreckten Arm wie beim Hitler-Gruß – gehalten von FDP und CDU.
Die verheerenden Brände in Australien symbolisiert Jacques Tilly mit einem brennenden Känguru, auf dem die Weltkarte abgebildet ist – und dem Satz: „Australien ist überall“. Ein klares Statement zum Klimawandel.
Selbstverständlich ein Thema: Das lange Hin und Her zum Thema Brexit – und zwar mit Bezug auf Schottland.
Facebook und die Hetze, die oftmals in dem sozialen Netzwerke zu beobachten ist, hat Jacques Tilly ebenfalls in einem Mottowagen verarbeitet:
Im katholischen Rheinland darf natürlich die Kirche nicht fehlen...
Und ein zweiter Wagen kümmert sich um die AfD:
Trump darf bei Tilly nicht fehlen: Auch die Iran-Krise und die Politik des US-Präsidenten sind bei den Motivwagen dabei.
Ein lokales Streitthema hat Tilly auch im Repertoire – den Streit um die Düsseldorfer Umweltspur und drohende Dieselfahrverbote. Oberbürgermeister Thomas Geisel als Superman mittendrin.