Düsseldorf. An Rosenmontag sorgte der Wagen mit dem Motiv des brasilianischen Präsidenten für großen Ärger. Jetzt räumte Staatsanwaltschaft einen Fehler ein.
Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft hat nach ihrem Hakenkreuz-Veto an Rosenmontag bei einem Wagen von Jacques Tilly Fehler eingeräumt. Das Motiv sei durch die Kunstfreiheit gedeckt gewesen, ließ die Behörde vermelden. Kurz nach dem Start des Rosenmontagszuges hatte die Staatsanwaltschaft angeordnet, das NS-Symbol von einem Wagen zu entfernen, das den brasilianischen Präsidenten Bolsonaro zeigte.
Der Wagen rollte im Zug dann ohne Hakenkreuz. Tilly fand das schade, sagte aber: „Bolsonaro als Urwald- und Klimakiller hat auch ohne Hakenkreuz funktioniert. Er ist aber natürlich ein Rechtsextremer und homophob bis zum Gehtnichtmehr. Solche Leute braucht man nicht schonen, da muss der Satirehammer draufhauen.“ Zudem kenne er die Rechtslage. „Das hatte mit Unkenntnis und Panikmache zu tun“, so Tilly am Dienstag zu unserer Redaktion. Andererseits: Wegen des Einwands der Staatsanwaltschaft sei das Hakenkreuz bundesweit thematisiert worden. Tilly: „So hat es die Aufmerksamkeit erfahren, die nötig ist.“
Düsseldorfer Brexit-Wagen soll nach Schottland verschenkt werden
Während noch alle Welt über Tillys Satire spricht, lud der 56-Jährige gestern zum traditionellen Abwracken seiner Mottowagen. Mit der Brechstange legte er Hand an die Donald-Trump- und Papst-Benedikt-Motive, die er mit seinem Team zuvor in monatelanger Arbeit erstellt hatte.
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„Es ist schon absurd, wenn man zwei Tage vorher auf jeden Pinselstrich achtet und jedes Loch entfernt und jetzt dann reintritt, als wäre es nur Müll“, sagte Tilly. Mittlerweile habe er sich aber daran gewöhnt: „Ich sehe es inzwischen wie ein Koch. Der bereitet stundenlang das Essen zu, und nach 15 Minuten ist alles im Magen.“
Die meisten der 13 Mottowagen werden zerstört, wenige gehen als Geschenke des Karnevalskomitees ins Ausland. So soll das Motiv von Boris Johnson, dessen Unterkörper ihm mitsamt eines Schottenrocks davonrennt, nach Schottland gehen. Auch der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke und sein zum Hitlergruß ausgestreckter Arm sowie das brennende Känguru sollen nicht zerstört werden. (mit dpa)