Düsseldorf. Um zwei Termine an einem Tag in London und Düsseldorf wahrzunehmen, nahm Oberbürgermeister Geisel ein Privatjet. Deswegen gibt es nun Kritik.
Ein Flug im kostspieligen Privatjet sorgt für Kritik an Oberbürgermeister Thomas Geisel. Ein Sprecher Geisels bestätigte am Mittwoch, dass der Rathauschef mit drei Begleitern im Januar von London aus eine „Cessna Citation“ nahm, um abends wieder in Düsseldorf zu sein. Geisel besuchte am 16. Januar in London den Buckingham Palast, wo bekannt gegeben wurde, dass die Invictus Games (Kriegsversehrtenspiele) 2022 in Düsseldorf stattfinden werden.
Später traf der OB dort noch Prinz Harry. Abends hielt er dann eine Rede zur Wiedereröffnung des Schauspielhauses. Am Abend zuvor war Geisel mit drei Begleitern noch per Linienmaschine nach London geflogen. Der Rückflug erfolgte dann im viersitzigen Privatjet am Nachmittag des 16. Januar. An Bord waren neben Geisel ein Referent sowie zwei Mitarbeiter der städtischen Veranstaltungsagentur D-Live. Die Kosten von 6960 Euro seien zwischen Stadt und D-Live halbiert worden.
Mittags Buckingham Palace, abends Schauspielhaus
„Das waren zwei einzigartige Ereignisse, bei denen der OB nicht fehlen durfte“, so sein Sprecher. Da der Termin in London erst kurzfristig festgestanden habe und Geisel es per Linie nicht rechtzeitig nach Düsseldorf zurück geschafft hätte, habe man den viersitzigen Privatjet gebucht.
Geisel selbst äußerte sich auf NRZ-Anfrage ebenfalls. „Aus Respekt vor den anderen Teilnehmern dieser beiden Veranstaltung gab es keine andere Transportmöglichkeit“, sagte der Rathauschef am Mittwoch und verwies konkret auf die Teilnahme von Prinz Harry und Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in London und dem NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet in Düsseldorf. „Es gibt sicher genug Termine, bei denen ich mich vertreten lassen kann. Aber in diesen beiden speziellen Fällen hätte ich es einfach unhöflich gefunden, die zweite Garde zu schicken.“
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Die Reise des OB im Privatjet sorgte bei der OB-Kandidatin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, für Fassungslosigkeit. „Ein OB, der eine Umweltspur einrichtet, um Tausende von Menschen im Stau stehen zu lassen und ihnen damit Probleme bereitet, zur Arbeit zu kommen, schreckt nicht davor zurück, sich einen Privatjet zu mieten.“ Es sei „immer schwierig, wenn man Wasser predigt und Wein trinkt, wenn einen das Gefühl verlässt, was geht und was nicht“, so die Liberale. Dass Geisel es beim Schauspielhaus hätte unangemessen gefunden, sich vertreten zu lassen, lässt Strack-Zimmermann nicht gelten: „Bei aller terminlichen Belastung sollte man die Kirche im Dorf lassen oder – besser – den Jet in der Garage. Man muss Prioritäten setzen, hätte im Schauspielhaus jeder verstanden. Man sollte sich nicht für unersetzlich halten.“
Kritik auch der anderen OB-Kandidaten
Stefan Engstfeld, der OB-Kandidat der Grünen, weiß, dass man auch mit dem Eurostar nach London gelangt. Kürzlich war er am EU-Austrittstag noch dort. „Diese Privatjetnummer geht aus ökologischen wie ökonomischen Punkten gar nicht. Jeder hätte dafür Verständnis gehabt, wenn eine Stellvertreterin oder ein Stellvertreter Geisels im Schauspielhaus die Rede gehalten hätte.
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Der Fraktionschef der CDU im Düsseldorfer Stadtrat, Rüdiger Gutt, sagte: „Ich finde das maßlos und abgehoben, sowie ökologisch unverantwortlich.“ Geisel – dessen Verwaltung gerade die Erweiterung einer Umweltspur plant – habe „gerade beim Klimaschutz eine Vorbildfunktion“, so Gutt: „Herr Geisel hätte sich am Abend gut vom 1. Bürgermeister vertreten lassen können.“
Auch Torsten Lemmer, Geschäftsführer der Ratsfraktion Tierschutz „Freie Wähler“, äußerte in einer Pressemitteilung Kritik: „Kurfürst Thomas Geisel predigt Wasser und säuft Wein. Umweltspuren, Klimanotstand, Ausbau der Rheinbahn – alles leere Worte, wenn man fast zeitgleich auf allen Hochzeiten tanzen möchte.“ Es sei zwar verständlich , dass der OB bei beiden Veranstaltungen persönlich anwesend sein möchte, Lemmer verwies aber auf die Vertreter Geisels. Und weiter fordert Lemmer in der Mitteilung: „Geisel muss weg.“
Stephan Keller, Geisels OB-Widersacher bei der CDU, sieht in dem Privatflug einen „unangemessenen Umgang mit öffentlichem Geld. Das alles hätte man in diesem konkreten Fall anders regeln müssen, so Keller weiter. „Also entweder den Tag besser organisieren oder klare Prioritäten setzen. Und dabei sollte das Wohl der Stadt immer im Vordergrund stehen.“