Beigetöne an der Fassade, dunkle Dächer, typische Kasernenoptik. Dazwischen: großzügig modellierte Parklandschaften. Seit 2007 wird das militärische Areal in Hubbelrath nur noch vom Ausbildungskorps und dem Sanitätsversorgungszentrum genutzt. Nächstes Jahr soll auch das zu Ende gehen. Auf der riesigen Freifläche sollten vom Land NRW erst einmal Unterkünfte für Flüchtlinge entstehen. Platz für rund 1000 Menschen wäre dort gewesen.
Die Pläne vom Land NRW seien erst einmal gestoppt, hieß es im Juni diesen Jahres seitens des Innenministerium und der Bezirksregierung. Es bestehe kein Bedarf mehr, da die Zahl der Flüchtlinge stark zurückgeht und deshalb genug Plätze in Landeseinrichtungen vorhanden seien, heißt es damals in einer Mitteilung.
Platz für 400 Flüchtlinge
Dafür stellt nun das Land der Stadt Düsseldorf das riesige Areal zur Verfügung. Die wiederum wollte dort Leichtbauhallen errichten, in denen 400 Flüchtlinge Platz finden könnten – soweit war auch die Planung des Landes. Dazu Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch: „Nach wie vor steht Düsseldorf unter Druck, denn entgegen dem Bundestrend werden wöchentlich rund 170 neue Flüchtlinge zugewiesen, die wir unterbringen müssen. Das Gelände der Bergischen Kaserne ist dafür gut geeignet.“
Zuvor hatte ein Gutachten des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) herausgefunden, dass eine Sanierung der leeren Wohngebäude viel Geld kosten würde. Nun liegen erste Anträge vor. „Dann müssen noch Erschließungsmaßnahmen erfolgen. Wasser- und Stromleitungen müssen verlegt werden auf dem Areal des alten Sportplatzes“, so Stadtsprecher Michael Bergmann. Grob hoffe man, damit im Dezember beginnen zu können. Bereits begonnen haben die Bauarbeiten für Unterbringungsmöglichkeiten für 390 Flüchtlinge auf dem Sportplatz.
Dennoch ist auch die Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Gelände nicht als dauerhafte Lösung angedacht. Vielmehr hatte die Stadtverwaltung bereits betont, dass dort Wohnungen entstehen sollen. Oberbürgermeister Geisel nannte gar 2020 als Startpunkt.
Kein vollkommener Abriss
Ein Abriss der komplette Gebäude kommt dabei nicht in Frage – Teile der Anlage stehen unter Denkmalschutz. Daher sollen großen Teile der Gebäude erhalten bleiben. Dazu gehört auch der Bereich der Bergischen Landstraße/Ecke Knittkuhler Straße. Ebenso sind Wege und Freiflächen geschützt.
Die Bezirksregierung Düsseldorf betonte in einer Mitteilung, dass die Kaserne „Zeugnis deutscher Geschichte“ sei: „Sie belegt die intensive Aufrüstung der Wehrmacht im Rahmen des Programms „Wiederwehrhaftmachung des Reiches“ durch das nationalsozialistische Regime als Voraussetzung einer expansiven, kriegerischen Territorialpolitik. Als Flakkaserne war sie wichtiger Bestandteil der Luftverteidigung des Dritten Reiches. Ortsgeschichtlich steht die nach Plänen des Düsseldorfer Architekten Carl Bassler erbaute Bergische Kaserne für die Tradition Düsseldorfs als Garnisonsstadt.“
Auch dem Bürgerverein Bergisches Viertel ist an der alten Kaserne gelegen. „Es ist zeitgeschichtlich ein sehr interessante Gebäude mit Ornamenten, einer sehenswerter, außergewöhnlicher Turmuhr“, heißt es da beispielsweise auf der Homepage.
In einem Regionalplan-Entwurf wird der überwiegende Teil des Geländes als Allgemeiner Siedlungsbereich (ASB) ausgewiesen. Das beinhaltet unter anderem Flächen für Wohnen und wohnverträgliches Gewerbe. Ein Teilstück des Geländes soll als Allgemeiner Freiraum- und Agrarbereich sowie Grünzug ausgewiesen werden. Um einen Freiraumkorridor gab es jüngst Debatten, da dieser laut Stellungnahme der Stadt entfallen sollte.
Grünflächen sind wichtig
„Die CDU-Ratsfraktion setzt sich dafür ein, den Freiraumkorridor zu erhalten und es nicht zu ermöglichen, dass die gesamte Fläche für Wohnen ausgewiesen und somit zugebaut werden kann“, heißt es in einer Stellungnahme von Rüdiger Gut, CDU-Fraktion. Auch der Bürgerverein unterstützt dieses Vorhaben. „Wir unterstützen die im Regionalplan dokumentierten Vorstellungen der Bezirksregierung, den „mittleren Teil“ der Bergischen Kaserne von Bebauung frei zu halten, da er ein für Düsseldorf wichtiger Grünzug ist“, sagt deren Vorsitzender Andreas Goßmann. Gleichzeitig macht der Verein einen Vorschlag: „Hier könnte nach unseren Vorstellungen ein Park oder der bisherige Sportplatz liegen.“
Und auch für die anderen Bereiche hat der Verein Vorschläge. „Neben den Wohnflächen mit geringer Dichte und Geschosshöhe benötigt unser Viertel dringend Einkaufsmöglichkeiten, ein Ärztezentrum und eine Kindertagesstätte. Bereits für die derzeit in unserem Viertel lebenden Kinder hat die Stadt Düsseldorf die gesetzlichen Vorgaben unverändert nicht erfüllt. Junge Familien müssen immer noch Jahre lang auf einen Kindergartenplatz warten“, klagt Goßmann an.
Ideen gibt es also genug. Bis sich aber etwas auf der Fläche tut, wird also auch noch ein wenig Zeit vergehen.