Dinslaken. Yasimin Zorlu, stellvertretende Vorsitzende der AWG Dinslaken, verlässt die Wählergemeinschaft. Steht eine BSW-Gründung in Dinslaken an?
Yasimin Zorlu, seit September 2022 stellvertretende Vorsitzende der Aktiven Wählergemeinschaft (AWG) Dinslaken und sachkundige Bürgerin im Stadtrat, hat die AWG verlassen. Nach NRZ-Informationen hat sie am Dienstag ihren Austritt aus der Wählergemeinschaft erklärt. Einen Hinweis auf den Grund findet man unter anderem im Facebook-Status der Dinslakenerin: ein Bild von Sahra Wagenknecht - und der Aufruf, bei der Europawahl für deren Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zu stimmen.
Yasimin Zorlu engagiert sich offenbar schon längere Zeit für das Bündnis Sahra Wagenknecht. Sie ist Administratorin einer Facebook-Seite namens „BSW Bündnis Sahra Wagenknecht NRW“, die im Dezember 2023 erstellt und deren Status im Januar 2024 auf „pausiert“ gestellt wurde. Ende 2023 wurde dafür auf Facebook eine Gruppe namens „BSW Bündnis Sahra Wagenknecht NRW Interessierte“ gegründet - auch hier ist die Dinslakenerin Administratorin.
Steht mittelfristig eine Gründung des BSW auf regionaler oder kommunaler Ebene an? Auf Instagram gibt es bereits eine Seite Bündnis Sahra Wagenknecht Kreis Wesel/Dinslaken (Unterstützer). Auf der Seite, auf der die offizielle Homepage der Partei verlinkt ist, taucht ebenfalls Yasimin Zorlu auf. Sie ist auf mehreren Bildern zu sehen - unter anderem vor fünf Wochen an einem Wahlkampfstand in Duisburg und in den vergangenen Tagen beim Aufhängen von BSW-Plakaten für die Europawahl, gemeinsam unter anderem mit Anabella Peters, die jüngst die Linke im Kreisverband Duisburg verlassen und sich dem BSW zugewandt hat.
Die Seite, die eigentlich BSW Sahra Wagenknecht Dinslaken heißt und 285 Follower hat, wurde im Januar gegründet. „Wir sind die Unterstützer Gruppe aus dem Kreis Wesel und Dinslaken. Wir teilen und verbreiten nur Informationen, die von der BSW offiziell herausgegeben wird“, heißt es im ersten Beitrag. Das Bündnis Sahra Wagenknecht wurde im Januar als Partei gegründet. Bislang ist es nicht auf kommunaler Ebene vertreten, der Landesverband NRW ist aktuell im Aufbau. Die Partei wirbt aber um „Unterstützer“ auf regionaler Ebene. Yasimin Zorlu hat eine offizielle Erklärung für Dienstag angekündigt, die aber noch aussteht.
Das sagt die AWG
Mit der AWG sei das Engagement für das Bündnis Sahra Wagenknecht aber abgesprochen, erklärt Ali Kaya, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft im Stadtrat, zunächst auf NRZ-Anfrage. Die AWG gebe zur Europawahl keine Empfehlung ab, Yasimin Zorlu sei nicht Mitglied des BSW und leiste zudem gute Arbeit für die AWG. Spätestens zur Kommunalwahl müsse sie sich aber wohl entscheiden, so Ali Kaya. Das ist offenbar schon jetzt geschehen.
Kritik der CDU
Die CDU stellt in diesem Kontext die Integrität der AWG infrage und reagiert damit auf Vorwürfe der AWG wegen des Stopps der Sanierungsarbeiten am Sportplatz Lohberg. Diese hatte von „Hinterzimmerabsprachen“ und einer „Einheitspartei“ (CDU, SPD, FDP und UBV) gesprochen. Die AWG werbe auf ihrer Homepage mit dem Slogan „Kommunalpolitik ohne Parteibuch“ und wolle „aktiver Gegenpol zu den Bundesparteien“ sein. Darauf entgegnet nun die CDU: „Die Ambitionen der stellvertretenden Vorsitzenden scheinen wohl andere zu sein“, so die CDU.