Dinslaken. In der Stadtverwaltung sind 60 Stellen nicht besetzt. Alle Maßnahmen haben nichts gebracht. Was Grüne, FDP, PARTEI und AWG nun vorschlagen.
Die Zahlen sind erschreckend: In der Dinslakener Stadtverwaltung können aktuell rund 60 Stellen nicht besetzt werden. In den vergangenen drei Jahren gab es mehr als ein Dutzend politische Initiativen, die auf unterschiedliche Weise dieses Problem angehen wollten. Nun starten Grüne, PARTEI, FDP und AWG einen neuen Versuch: „Kurzfristig mehr Effizienz bei der Personalgewinnung der Stadtverwaltung“ ist ein Antrag betitelt, der mehrere Maßnahmen vorschlägt, um dem Fachkräftemangel in der Stadtverwaltung entgegenzuwirken.
Es scheint, den Eindruck erweckt der Antrag, Fünf vor Zwölf zu sein. 60 unbesetzte Stellen – das bedeute: „In manchen Bereichen droht eine Lähmung der Arbeitsabläufe oder ist bereits eingetreten“, so die Fraktionen. Das Thema werde bereits länger diskutiert. „Nahezu alle Fraktionen waren in den letzten Monaten und Jahren aktiv, um die Gesamtsituation zu verbessern“, heißt es in der Begründung zu dem Antrag. „Leider entwickelt sich unsere Stadtverwaltung in diesem Themenbereich jedoch nicht in die richtige Richtung.“
Situation habe sich seit der Kommunalwahl weiter verschlechtert
Seit der Kommunalwahl habe sich „die schon zuvor nicht zufriedenstellende Situation weiter verschlechtert. Sowohl das interne als auch das externe Recruiting sind zu langsam, zu oft ohne Erfolg und immer wieder bleiben Potenziale einer modernen öffentlichen Personalbeschaffung ungenutzt.“ Diverse Stellen seien schon mehrfach erfolglos ausgeschrieben worden. Und auch die drei im März 2023 im Stellenplan von der Politik beschlossenen Stellen für die Abteilung Personalmanagement „lassen ihren eindeutig positiven Effekt vermissen“, so die Fraktionen.
Im sogenannten „War for Talents“ und den neuen Anforderungen am Arbeitsmarkt müsse sich „die Personalabteilung der Stadt Dinslaken und alle dazugehörigen Prozesse deutlich verbessern, um die Rückstände in der Personalbeschaffung aufzuholen“. Der gemeinsame Antrag solle die „Dringlichkeit“ zum Ausdruck bringen „diesen Weg endlich erfolgreicher zu gestalten“ – weil er aber in einigen Punkten die Organisations- und Personalhoheit der Bürgermeisterin beziehungsweise der Stadtverwaltung betreffe, bitten die antragstellenden Fraktionen ausdrücklich darum, die Maßnahmen „als Vorschläge und lösungsorientierten Appell“ zu verstehen.
Das schlagen die Fraktionen vor
Um den Rückstau der 60 offenen Stellen aufzuarbeiten und die entsprechenden Bereiche der Stadtverwaltung (Geschäftsbereich „Steuerung, Verwaltungsmanagement” und Fachdienst „Personalmanagement”) zu entlasten, soll „so schnell wie möglich eine externe operative Begleitung beim Recruiting (der Suche nach Arbeitskräften, Anm. d. Red.) beauftragt“ werden, schlagen die vier Fraktionen vor.
Leitfaden zur Personalgewinnung
Zur „langfristigen und nachhaltigen Weiterentwicklung der Personalgewinnung“ soll ein Leitfaden für die gesamte Stadtverwaltung erarbeitet werden. Diese soll unter anderem Handlungsmaßnahmen identifiziert und priorisiert werden. Der Personalgewinnungsprozess soll als „Candidate Journey“, also aus der Perspektive der sich bewerbenden Person, analysiert und beschrieben werden. „Dazu gehören beispielsweise barrierefreie, deutliche und weit gestreute Informationen zu Stellenangeboten, schnelle Reaktionszeiten bei Bewerbungen und der Terminierung von Bewerbungsterminen, freundliche und offene Kommunikation zu jedem Zeitpunkt oder Punkte wie konstruktive Absagen und mögliche proaktive und gezielte Weiterleitung von möglichen späteren passenden Stellen, falls eine Kandidatur nicht zur Einstellung geführt hat“, heißt es in dem Antrag. Dies könne „großen positiven Einfluss auf die Arbeitgebermarke und die Anzahl der Bewerbungen“ haben.
„Active Sourcing“ statt Abwarten
Im Rathaus Dinslaken werde noch auf Bewerbungen gewartet. Diese „eher traditionelle und passive Methodik der Personalgewinnung“ solle durch mehr Eigeninitiative, durch „Active Soucing“, ersetzt werden: Vielversprechende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen auf dem externen Arbeitsmarkt identifiziert, kontaktiert und für die Stadtverwaltung gewonnen werden.
Um die Anzahl potenzieller Bewerberinnen und Bewerber zu erhöhen, sollen mehr Werksstudentinnen und -studenten eingestellt, die Anzahl der Ausbildungsstellen erhöht, Stellen früher und möglichst unbefristet und mit flexiblerem Einstiegsprofil ausgeschrieben und Personalentscheidungen zügiger getroffen werden. Außerdem sollen nach dem Vorschlag der Fraktionen flexiblere Arbeitszeitmodelle eingeführt und Stellen höher eingruppiert werden, Initiativbewerbungen sollen nicht mehr abgelehnt und die Weiterbildung im Job ermöglicht werden, um bei fehlender Qualifikation eine Stelle trotzdem vergeben zu können.
Eine vorstandsübergreifende „Taskforce Stellenbesetzung” soll der Politik regelmäßig über die Umsetzung des Antrags berichten und über die Entwicklung der Personalstrategie, Umsetzung der Digitalstrategie und des Gleichstellungsplans und den aktuellen Stand der offenen Stellen berichten.