Dinslaken. Die Sanierung des Fördergerüsts über Schacht 2 soll Ende des Jahres beendet sein. Die Arbeiten für die Wasserhaltung sind aber nicht im Zeitplan.
Seit mehr als sechs Jahren steht er „oben ohne“, seit mehr als zwei Jahren umhüllen ihn Gerüste - nun ist ein Ende abzusehen. Der Förderturm der Zeche Lohberg soll Ende des Jahres komplett saniert sein. Das kündigt die RAG auf Nachfrage der NRZ an.
Viele Jahre war er das weithin sichtbare Wahrzeichen Dinslakens: Der Förderturm 2 der ehemaligen Zeche Lohberg war mit 70,5 Metern bei seinem Bau in den Jahren 1955 und 1956 das höchste Fördergerüst im gesamten Ruhrgebiet. Sein kleinerer Bruder über Schacht 1 ist längst verschwunden: 2014, neun Jahre nach dem Aus für die Zeche, wurde das 50 Meter hohe Fördergerüst abgerissen. Ein schwerer Tag für viele ehemalige Kumpel. Und für den damaligen Vorsitzenden des Fördervereins Fördertürme Lohberg. Norbert Bruckermann hatte sich lange für den Erhalt beider Türme eingesetzt. Den Abriss des Fördergerüstes Schacht 1 empfand er als „persönliche Niederlage“ und gab den Vorsitz des Vereins daraufhin ab.
RAG installiert zentrale Wasserhaltung in Lohberg
Zehn Jahre nach dem Abriss des kleineren Förderturms soll der verbliebene Schacht 2 wieder in alter Schönheit erstrahlen. Als die Seilscheiben im Sommer 2017 abgehängt wurden, hieß es, die Sanierungsarbeiten seien bis August 2017 abgeschlossen. Daraus wurden mehrere Jahre - denn der Schacht 2 bekommt eine neue Aufgabe: Hier installiert die RAG die zentrale Wasserhaltung fürs Ruhrgebiet. Ab 2032 soll hier das Grubenwasser - auch aus Hünxe - zusammengeführt und in den Rhein geleitet werden: 32 bis 33 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr.
Insgesamt müssen im Ruhrgebiet rund 70 Millionen Kubikmeter Grubenwasser im Ruhrgebiet gehoben werden, so Christof Beike, Sprecher der RAG: „Durch unser Grubenwasserkonzept entlasten wir insgesamt rund 240 Kilometer Fließgewässer.“ Dazu gehört auch die Emscher. „Bis zum Ende des Einleitens in die Emscher gingen über die Wasserhaltungen Zollverein, Amalie, Concordia und Carolinenglück noch 20 Millionen Kubikmeter in die Emscher“, so Beike. Das wurde zu Beginn des Jahres 2023 eingestellt.
Grundwasserspiegel steigt auf 630 Meter
In der Emscherregion liegt der aktuelle Grubenwasserstand laut Beike bei rund 900 bis 800 Meter. Bis 2032 soll es auf 630 Meter ansteigen und in Richtung Lohberg fließen, um hier den Rhein geleitet zu werden. Die Schächte sollen dafür zwischen 2025 bis 2029 umgebaut werden. Sie werden verfüllt und gleichzeitig mit Hüllrohren ausgestattet. Durch diese werden „dann die Pumpen in die Tiefe gelassen“, so Beike. Jeweils drei Hüllrohre werden auf Lohberg 1 und 2 und insgesamt vier auf Hünxe installiert. „Dies gewährleistet, dass einerseits genug Pumpleistung zur Verfügung gestellt werden kann und auch im Reservefall immer Hüllrohre zur Verfügung stehen“, so Beike.
So geht es weiter
„Aktuell beginnen Vorbereitungsarbeiten zur Ertüchtigung des Schachtkragens“, so Beike - also die Baugrunduntersuchung. Die Pump- und Hebetechnik soll Mitte 2029 fertig sein. „Mit dem Beginn des Pumpens rechnen wir in der ersten Hälfte Mitte der 30er“, so der Unternehmenssprecher. Zeitlich im Plan seien die Arbeiten in Lohberg nicht. „Die Pumpbereitschaft zum festgelegten Termin ist allerdings nicht gefährdet“, so Beike.
Derzeit erhält das Schachtgerüst Verstärkungen, wird entrostet und bekommt einen neuen Anstrich. Um die Anlage herum wird ein Zaun erreichtet, eine temporäre Containeranlage aufgebaut, auch die Grünflächenarbeiten sollen bald starten. Im Laufe des Jahres werden Geländer und Treppen angebaut, Mitte des Jahres sollen die Seilscheiben wieder angebracht und gestrichen werden, auch die Klinkersteine an den Fördergerüststützen werden erneuert. Im vierten Quartal 2024 soll die Sanierung des Fördergerüsts beendet sein. Ob das Gerüst wie früher dann nachts auch wieder angestrahlt wird, „das müssen wir noch sehen“, so Christof Beike.
Das regt Norbert Bruckermann an
Norbert Bruckermann, der frühere Vorsitzende des Fördervereins Fördertürme Lohberg, ist froh, dass das Fördergerüst wieder hergerichtet wird: „Das war ja damals unser Ziel.“ Er würde sich freuen, „wenn nun zeitnah auch wieder ein Gebäude für die Pumpen im Schacht unter dem Gerüst entsteht. Optisch fände ich es toll, wenn es gelingt, damit die alte Skyline wieder in Ansätzen herzustellen.“ Dazu gehöre auch ein Treppenturm vom Gebäude zum Gerüst - „vielleicht ließen sich dann auch Führungen auf den Turm realisieren“, regt Bruckermann an.