Dinslaken. Bei einer Bürgerversammlung der Stadt Dinslaken gab es viele Fragen zum Grundwasseranstieg. Besonders die Lage am Rotbach wurde kritisiert.
Das Interesse an Informationen zum Problem mit dem Grundwasser ist weiterhin groß. So war auch die von der Stadt organisierte Veranstaltung sehr gut besucht. Neben Bürgermeisterin Michaela Eislöffel standen Mitarbeiter der Verwaltung, Führungskräfte der Feuerwehr und drei Vertreter des Lippeverbandes über zwei Stunden im Ratssaal Rede und Antwort. Gerade die Antworten sowie der Blick in die Zukunft interessierte die Teilnehmer, die seit Wochen mit Wasser in ihren Häusern kämpfen. Sie wollten an diesem Abend erfahren, was unternommen wird, damit Situationen, wie sie ab den Weihnachtstagen vorkamen, als Grundwasser in viele Gebäude drang, vermieden werden können.
Bürgermeisterin Michaela Eislöffel, die zu dieser Veranstaltung eingeladen hatte, betonte, dass es darum gehe, was man für die Zukunft tun könne. Die Ereignisse sollten als Chance genommen werden, um für die Zukunft zu lernen. Denn solche Starkregenereignisse, wie sie im Jahr 2023 vorkamen, würden als Folge des Klimawandels künftig häufiger auftreten. Es müsse auch darum gehen, die Ursachen zu finden. Wieso drang Grundwasser in die Häuser? Und das nicht nur in Eppinghoven, sondern auch in den Ortsteilen Bruch und Hiesfeld.
65 Prozent mehr Regen als im Jahr 2022
Die Ereignisse rund um Weihnachten hat Uwe Blankenburg, Leiter des Fachdienstes Tiefbau, persönlich erlebt, da er Bereitschaftsdienst hatte. Für ihn sind die vollgelaufenen Keller unter anderen eine Folge der Niederschlagsereignisse im Jahr 2023. Mit insgesamt 1359 Millimeter seien im Vergleich zu 2022 im vergangenen Jahr 65 Prozent mehr Regen gefallen. Er berichtete auch von einem Rückstau im Kanalsystem. Dieser habe sich gebildet, weil die Kläranlage am Wohnungswald nicht mehr Wasser aufnehmen konnte. Die Anlage sei an ihre Leistungsgrenze gestoßen, erklärte auch ein Mitarbeiter des Lippeverbandes. Die Situation im Kanal sei aber im grünen Bereich gewesen, so Blankenburg. Fehlende Rückstausicherungen hätten dazu geführt, dass Wasser in einige Keller floss. Dafür seien die Hauseigentümer verantwortlich, man müsse selbst für eine Rückstauklappe sorgen.
Die Regenfälle im Dezember hätten dazu geführt, dass die Pegel von Rhein, Rotbach und Emscher anstiegen. Der Rotbach habe viel Wasser geführt, sei aber nicht über seine Ufer getreten. Das habe man an der Brücke Thomashof gesehen. Dort stand Wasser zeitweise bis zur Brücke. „Das war nicht so dramatisch“, sagte Blankenburg.
Die Situation im Wohnungswald
Vielmehr habe der hohe Stand des Grundwassers zu den Problemen geführt. Einen Zusammenhang zwischen hohen Pegel des Rotbaches und hohen Grundwasserstand sehe der Leiter des Fachdienstes Tiefbau aber nicht. Und führt als Beleg Zahlen an. Die zeigen, dass der Grundwasserstand auch an Tagen anstieg, als der Pegel des Rotbaches schon wieder gesunken war.
Mehrere Teilnehmer äußerten, dass die Probleme aufgetreten sind, weil der Rotbach nicht richtig in Richtung Rhein abfließen kann. Denn im Wohnungswald liegen immer noch Bäume im Bach. Sie würden trotz Hinweisen aus der Bevölkerung nicht weggeräumt. Keiner kümmere sich darum, die Situation dort sei völlig unmöglich, so ein Teilnehmer, der in Eppinghoven wohnt. Seiner Meinung nach drücke der Rotbach bei hohen Pegelständen in das Grundwasser. Man könne nicht nur auf den Regen schauen. Die angesprochenen Hindernisse würden, so die Auskunft der Stadt, kurzfristig beseitigt.
Sand ist ein Warnsignal
Ein anderer Teilnehmer lenkte den Blick in die Zukunft. Was passiere, wenn in Eppinghoven weitere Flächen versiegelt werden. Schon jetzt würden Häuser in zweiter und dritter Reihe gebaut. Es sollte bei der Planung an die Auswirkungen gedacht werden. Auf den Einwand einer Teilnehmerin, die seit Jahren mit Grundwasserproblemen zu kämpfen hat, warum Leute, die ein Haus bauen wollen, nicht darauf hingewiesen wurden, dass sie höher bauen müssen, gab es vom Technischen Dezernenten den Hinweis, dass es Informationen zum Grundwasserstand in den jeweiligen Bebauungsplänen gebe. Architekten hätten die Pflicht, sich zu informieren, so Dominik Bulinski. Der Bauherr müsse dann abschätzen und entscheiden, ob eine sogenannte weiße Wanne, die vor dem Grundwasser schützen soll, eingebaut wird.
Ein Hausbesitzer sprach davon, dass auch Sand mit dem Grundwasser in die Häuser gespült worden sei. Er fragt sich, ob dadurch nicht ein Kanal entstanden ist, durch den immer wieder Wasser ins Gebäude dringen könne. Das sei ein Warnsignal, so ein Vertreter des Lippeverbandes. Hausbesitzer müssen sich darum kümmern.
Expertenrat soll gegründet werden
Stadt und Lippeverband wollen nun gemeinsam der Ursache auf den Grund gehen. Bei der Veranstaltung im Ratssaal wurde beschlossen, einen Expertenrat bestehend aus Mitgliedern des Lippeverbands, der Stadt Dinslaken und Bürgern zu gründen. Dem wird es auch eine Info-Mailadresse zum Thema „Grundwasser“ geben. Diese E-Mail-Adresse werde zeitnah auf der städtischen Homepage veröffentlicht. Dort gibt es weitere Informationen rund um das Thema Überflutungsgefahren und Hochwasser.