Dinslaken. Zwei Gastronomen wollen dem Kasino neues Leben einhauchen. Sie sind keine Unbekannten in Dinslaken. Welche Pläne sie mit dem „Talips“ haben.
Das neue Schild mit dem Namenszug „Talips“ schaukelt schon im Wind und betritt man das Lokal an der Hünxer Straße in Lohberg, heißt es erst einmal tief durchatmen ob der wunderbaren Walnusstische, der Stühle, in Kunstleder und Walnussholz gehalten, der Helle des Raumes und der Großzügigkeit. Zweifellos – das Kasino in Lohberg hat sich verändert. Über sechs Jahre stand es leer, bis jetzt Menekse und Talip Gergin zugriffen. „Wir haben seit Anfang des Jahres mit einem neuen Lokal geliebäugelt“, verrät Menekse Gergin. Nein, nein, das Restaurant am Marktplatz würden sie auf keinen Fall aufgeben, es käme nur ein zweites hinzu. Allerdings in einem anderen Stil, mit einem anderen Speiseangebot.
Man schrieb das Jahr 2000, als das damals junge Ehepaar den Entschluss fasste, sich gastronomisch selbstständig zu machen. Das Provisorium im umzubauenden Ledigenheim wurde angemietet, vier Jahre später wurde das Schnellrestaurant in den Anbau verlegt, direkt am Marktplatz neben einem Lebensmittelgeschäft. 20 Jahre Jubiläum in dem einen Restaurant, fast 25 Jahre Selbstständigkeit. Und jetzt noch einmal aufstocken?
Große Nachfrage nach geschlossenen Veranstaltungen
„Wir sind ja noch relativ jung“, so die 43-Jährige. Die Kinder sind groß, also warum nicht noch ein weiteres Mal durchstarten. Es habe viele Anfragen nach geschlossenen Veranstaltungen gegeben, erzählt sie. „Eine Trauung bei Türken wird groß gefeiert, aber zur standesamtlichen Trauung geht man auch gerne im kleineren Kreis essen“, sagt sie. Da kamen sich aber im Schnellrestaurant oft die Hochzeitsgesellschaft und die anderweitigen Kunden ins Gehege. Also musste eine andere Lösung her. „Wir haben mit dem Bienemann-Geschäft geliebäugelt, aber das war schon weg.“
Über eine Bekannte seien sie auf das Kasino aufmerksam geworden, ein Freund vermittelte, man habe sich getroffen, sich das Objekt angeschaut, es habe gefallen und schon waren die Entscheidung getroffen. Dann ging es an die Umbauarbeiten, es sollte mehr Raum geschaffen werden für die Gäste, die Theke wurde verkleinert. „Dazu benötigten wir ein Podest, denn Leitungen und Rohre verliefen unterhalb der alten Theke im Boden“, berichtet Menekse Gergin.
Lohhberger Restaurant soll Bezug zum Bergbau haben
Eigentlich hatte sie sich eine hochmoderne Einrichtung vorgestellt, doch die Decken durften aufgrund des Denkmalschutzes nicht verändert werden. „Heute gefallen mir die Balken, die Messingrohre, das ist ein Stück Industriegeschichte wie überhaupt der ganze Bau“, sagt sie. Im Sommerurlaub in der Türkei habe man sich nach geeigneten Möbeln umgeschaut und wurde fündig. „Echtholz ist in der Türkei trotz der Lieferung preiswerter“, so die Restaurantchefin. Drei der Riesenesstische haben in der Mitte eine grüne Harzverzierung, ein wahrer Hingucker.
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Leider aber klappte es dann doch nicht so wie gewünscht, denn eigentlich wollten die Gergins bereits im November ihr Restaurant eröffnen. Doch die Möbel kamen verspätet an, hingen beim Zoll fest. Doch jetzt sei alles gut, nur die Dekoration fehle an vielen Stellen noch. Das komme noch, denn auch hier will Menekse Gergin einen Bezug zum Bergbau herstellen.
Jetzt aber muss erst einmal an die Gäste gedacht werden. Die erste geschlossene Veranstaltung findet bereits am 10. Dezember statt, danach folgen weitere geschlossene Weihnachtsfeiern. „Wann wir offiziell eröffnen, steht noch nicht genau fest, aber bald“, verspricht Gergin. Gestartet wird vor allem mit Frühstücksbuffets, kalt und warm, dann soll es nachmittags Kaffee und Kuchen geben. Für den Abendbereich sind Steaks, Grillgerichte, Pizza und anderes angedacht. Ein wenig edler eben.
Rund 80 Personen können gleichzeitig bewirtet werden. Und da es im Schnellrestaurant funktioniert hat, muss es einfach im gediegeneren Ambiente erst recht klappen. „Wir sind ganz zuversichtlich, hier kann man jetzt schließlich viel länger verweilen“, so die 43-Jährige. Und so sind sie voller Vorfreude auf ihr neues Abenteuer.
Es wird noch Personal fürs Talips gesucht
Nur eines bereitet Menekse und Talip Gergin Sorgen – das Personal, oder besser das fehlende Personal. Gerade in der Gastronomie herrscht momentan ein großer Fachkräftemangel. Kräfte aus dem Ausland könnten angefordert werden, versprach die Politik. Und so schauten sich die Gergins während ihres Urlaubs in der Türkei nach geeigneten Köchen um, wurden gar in einem guten Hotel fündig. Doch die Beantragung der Arbeitserlaubnisse würden ständig verschleppt werden, das Anmeldeportal in der Istanbuler Botschaft gestoppt. Auch das Arbeitsamt hier könne ihnen nicht weiterhelfen.
Fachkräfte aus der Umgebung gibt es anscheinend nicht. „Einige haben sich zwar gemeldet, die Vorverträge waren ausgehandelt, aber dann haben sie doch alle einen Rückzieher gemacht. Heute will niemand mehr in der Gastronomie arbeiten“, so Menekse Gergin. Was nun? Da das Personal im Restaurant am Marktplatz ein eingespieltes Team sei, könne Talip Gergin abends selbst als Koch im neuen Restaurant arbeiten. Auch der älteste Sohn helfe mit, seine Ausbildung zum Restaurantfachmann habe er beendet. Die übrige Familie packe ebenfalls mit an. „Aber, wer möchte, kann sich gerne bei uns bewerben“, sagt Menekse Gergin. Interessierte können sich unter 0175/2527880 melden.