Die Vorwürfe im Schreiben der Bürgermeisterin wirken teils kleinlich, teils bedenklich. Und der Stadt hat sie damit auch nicht gerade genutzt.
Dass zur Umbesetzung von Stabsstellen im Dinslakener Rathaus Pressemitteilungen versandt werden, ist unüblich. Die letzten Personalwechsel an der Stelle wurden jedenfalls nicht kommuniziert. Dass die Bürgermeisterin eine vierseitige Erklärung an sämtliche Stadtverordnete schickt – noch dazu ohne Bitte um Diskretion – in der Interna aus Stellenbesetzungsverfahren und Verwaltungsvorstandsrunden mitgeteilt werden und die betroffene Mitarbeiterin beschuldigt wird, ohne sich erklären oder gar wehren zu können, ist ein unerhörter Vorgang.
Offenbar hat die Gleichstellungsbeauftragte der Bürgermeisterin zu viel gleichgestellt. Aber Widersprüche einzulegen, wenn sie das Gleichstellungsgesetz verletzt sieht, ist ihr Job, eine gewisse Beharrlichkeit vielleicht auch Voraussetzung für diesen. Und das Gesetz sieht an dieser Stelle keine zahlenmäßige Beschränkung vor.
Offenbar ging es auch um Persönliches, wie dem Schreiben zu entnehmen ist. Die Vorwürfe wirken mitunter kleinlich – etwa ohne Erlaubnis der Bürgermeisterin in einer Gremiensitzung das Wort ergriffen zu haben – oder bedenklich: Wenn die Gleichstellungsbeauftragte im Ausschuss über sexuelle Belästigung innerhalb der Stadtverwaltung berichtet, ist das ein Problem, das die Bürgermeisterin ernst nehmen und lösen muss – und weniger ein Anlass, sich über den Tonfall der Gleichstellungsbeauftragten zu beklagen, der in der betreffenden Sitzung zudem sachlich und alles andere als „harsch“ war, wie es in dem Schreiben heißt.
Ob die Versetzung sachlich haltbar ist, müssen womöglich Juristen entscheiden. Sicher aber hat die Bürgermeisterin damit und mit dem Schreiben an den gesamten Stadtrat den Ruf der Stadt Dinslaken als Arbeitgeberin nicht unbedingt verbessert - und die lange Liste der unbesetzten Stellen innerhalb der Stadtverwaltung erhält einen weiteren Eintrag.