Dinslaken. Die fast totgesagten Pläne für einen neuen Kiosk in Lohberg sind wieder auf dem Tisch. Warum der alte Kiosk nicht erweitert werden soll.

Die Diskussion um den Neubau eines Kiosks auf dem Johannesplatz in Lohberg feiert ein kleines Jubiläum: Vor fünf Jahren berichtete der damalige Planungsdezernent Dr. Thomas Palotz erstmals von städtischen Plänen, das Kioskgebäude auf dem Markt in Form eines Neubaus auf der gegenüberliegenden Platzseite zu spiegeln. Im selben Jahr, 2018, wurden die Pläne erstellt – und waren 2022 fast wieder vom Tisch, als die Kosten für den geplanten Neubau und die Sanierung des alten Kiosks explodierten. Nun sind sie wieder da: Der Ausschuss für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung diskutiert am Dienstag, 21. November, über den Neubau eines Kiosks auf dem Johannesplatz und die Sanierung des alten Kiosks.

Ein schickes Glasgebäude mit Außengastronomie sollte den Markt beleben und so auffangen, was man damals, 2018, als Folge des Netto-Neubaus an der Hünxer Straße befürchtete – und was genau so auch eintraf: Das Aus des Edeka am Johannesplatz. Aber die Baukosten für Kioskneubau und Sanierung des Altbaus – ursprünglich 730.000 Euro – Mitte vergangenen Jahres auf die stolze Summe von 980.000 Euro stiegen, verschob die Politik die Beschlussfassung für das „Millionenprojekt“, wie Ronny Schneider (SPD) formulierte.

Stadt Dinslaken vor einem Jahr: „Eine Erhöhung der Pacht ist an diesem Standort wirtschaftlich nicht darstellbar“

Die Pacht für einen so teuren Kiosk sei so hoch, dass sie nicht zu erwirtschaften sei, war ein Argument. 1685 Euro Miete sollte der Pächter – vor der Kostensteigerung – monatlich für die 55 Quadratmeter Gastraum, 57 Quadratmeter Nebenfläche und 40 Quadratmeter Außengastronomie zahlen. Zudem war eine Staffelmiete vorgesehen, der Mietvertrag sollte über mindestens zehn Jahre laufen. Utopisch, an der Stelle. Das Projekt hätte sich zu einem Zuschussbetrieb für die Stadt entwickelt – auch das war nicht gewollt. Denn dann könnte ja jeder Kioskbetreiber einen Zuschuss verlangen. Und eine „Erhöhung der Pacht ist an diesem Standort wirtschaftlich nicht darstellbar“, so die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr. Diese müsste bei 2945 Euro liegen.

Lohberger Bürger setzten sich für alten Kiosk ein

Überhaupt habe sich – abgesehen von der Bausumme – einiges verändert, stellte man in der betreffenden Sitzung damals fest: So hätten sich etwa 600 Lohberger in einer Umfrage gegen den neuen Kiosk - und für die Existenz des aktuellen Betreibers des „alten“ Kiosks, Yalcin Kumcu, ausgesprochen. Denn der alte Kiosk sollte nur noch als Lager benutzt werden. Auch Teile der Politik tendierten eher in Richtung Sanierung des alten Kiosks. Die Grünen schlugen Anfang des Jahres darüber hinaus eine anderweitige Belebung des Johannesplatzes – etwa durch Wasserspiele und Spielgeräte – vor. Die Stadtverwaltung lehnte ab - mit Verweis auf die Umsetzung des „Integrierten Handlungskonzepts Lohberg 2019“. Dort war der Neubau des Kiosks – damals sprach man noch von einem Pavillon – vorgesehen.

Das plant die Stadt heute

Nun hat die Stadt die fast totgeglaubten Pläne wiederbelebt – und schlägt sowohl den Neubau eines Kiosks auf dem Johannesplatz als auch die Sanierung des alten Kioskgebäudes vor. Der Neubau wäre eine Nummer kleiner als der ursprünglich geplante: Die Verkaufsfläche wäre mit 26 Quadratmetern etwa halb so groß wie im ersten Plan, dazu kämen ein öffentliches Behinderten-WC, Lager- und Abstellräume, ein Personal-WC, sowie ein 17 Quadratmeter großer Wintergarten, im dessen Anschluss könnte im Sommer eine Außengastronomie betrieben werden. Die Kosten lägen bei 777.000 Euro (510.000 Euro Neubau plus 267.000 Euro für die Sanierung des alten Kiosks). Die Pacht wäre mit 2085 Euro monatlich höher als ursprünglich für die große Variante (1685 Euro) veranschlagt war.

Auch die denkmalgerechte Sanierung und Erweiterung des Bestandskiosks um einen 16 Quadratmeter großen gläsernen Anbau und die Verlagerung des angeschlossenen Trafogebäudes in ein externes, neues Gebäude wurde geprüft. In Abstimmung mit dem LVR habe die Untere Denkmalbehörde mitgeteilt, dass das „nicht denkmalverträglich“ sei, „da das charakteristische Merkmal des Gebäudetyps erhalten bleiben soll und die geplante Erweiterung zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes führen würde.“ Für die Verlagerung des Trafos würde außerdem ein hoher sechsstelliger Betrag fällig.

Kritik von der AWG

Remzi Ugur von der AWG hat für die Pläne wenig Verständnis: „Ich weiß auch nicht warum die Verwaltung auf Biegen und Brechen diesen Kiosk bauen möchte“, so der Ratsherr. Ihm wäre eine Erweiterung des alten Kiosks lieber: „Denkmalschutz hin oder her, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Auch denkmalgeschützte Objekte kann man umbauen – Ledigenheim oder die Grundschule sind gute Beispiele. Bei diesen Gebäuden hat man auch einen Konsens mit der Denkmalbehörden gefunden. Warum nicht im Falle des Kiosks?“