Dinslaken. Die Abrissarbeiten an der Trabrennbahn Dinslaken beginnen im Oktober. Eine alte Weltkriegsbombe könnte die Arbeiten allerdings erschweren.

Der Schriftzug „Herzlich willkommen“ auf der Anzeigetafel der Trabrennbahn bricht nach dem ersten Wort ab: Seit Jahresbeginn liegt das Gelände brach, der Rennbetrieb ist eingestellt. Auf 15 Hektar sollen in den kommenden Jahren mehr als 600 Wohnungen entstehen – auch bezahlbarer Wohnraum. „Eines der wichtigsten Projekte für unsere Stadt,“ so Bürgermeisterin Michaela Eislöffel. Am 2. Oktober beginnen die Arbeiten auf dem Gelände – mit dem Abriss der Gebäude.

Nach vier Jahren Planung und den Ratsbeschlüssen im vergangenen Jahr wird „jetzt ersichtlich, dass etwas passiert,“ so Dominik Erbelding, Geschäftsführer der städtischen DinFleg, die Rahmenplanung und Leitbild für die künftige Bebauung des Geländes unter Beteiligung der Bürger erstellt hat. In den ersten Wochen wird die Baustelle eingerichtet, Grüne Halle, Holzhalle und Zieltribüne werden entrümpelt und entkernt und Schadstoffe entsorgt. Man sehe also am Anfang zunächst nichts, so Thomas Schneckenberg, Ingenieur und Technischer Leiter des mit dem Abbruch beauftragten Unternehmens Prangenberg & Zaum (P&Z). Die Firma war auch für die spektakuläre Sprengung der Weißen Riesen in Duisburg verantwortlich. „Hier werden wir aber nicht sprengen,“ so Schneckenberg.

Das ist der Zeitplan

Ende November werden die Bagger anrücken, so Erbelding, der betont, dass der Rückbauprozess nach der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen zertifiziert wird. Knifflig wird es wohl besonders im Bereich der Zieltribüne – hier wird ein Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet. Der Kampfmittelräumdienst war schon vor Ort und wird die Arbeiten weiter begleiten. Im April 2024 soll das Gelände auf der Seite geräumt sein, Ende des Jahres sollen die Stallungen, das Aktiv Center und die Fahrzeughalle auf der anderen Seite abgerissen werden. Parallel zum Abriss wird noch in diesem Jahr die Bauleitplanung vorangetrieben.

Unter der Zieltribüne der Trabrennbahn Dinslaken wird eine Weltkriegsbombe vermutet.
Unter der Zieltribüne der Trabrennbahn Dinslaken wird eine Weltkriegsbombe vermutet. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Die Erstellung des Bebauungsplans werde etwa zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen, schätzt Erbelding, so dass das Gelände ab 2027 erschlossen werden und öffentliche Grünflächen hergestellt werden können. In der Regel werde, wenn 70 Prozent der Fläche vermarktet sei, gebaut, so der DinFleg-Geschäftsführer. Ziel ist „insbesondere die Schaffung von Wohnraum für alle Einkommensgruppen. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf den Niedrig- und Durchschnittsverdienern“, so das Leitbild. Angestrebt sind 30 bis 50 Prozent öffentlich förderfähiger Wohnraum.

Woher das Geld kommt

„Es gibt eine ganze Reihe an Investoren“, sagt Erbelding. Im August hat die Entwicklungsagentur des Kreises Wesel eine Investorentour veranstaltet, in deren Rahmen 35 Investoren das Projekt in Augenschein genommen haben, die Stadt präsentiert das Großvorhaben zudem in der kommenenden Woche bei der Expo Real, der Fachmesse für Immobilien in München. Die Stadt führt eine Liste mit investitionsbereiten Interessenten. Wie die Vergabe schließlich erfolgen soll, darüber wird die Politik befinden. „Wir streben aber eine Vergabe nach Konzeptqualität an“, so Erbelding.

Das ist mit dem Artenschutz

300 Bäume wurden schon im vergangenen Jahr an der Trabrennbahn gefällt, weitere 80 müssen im Oktober im Bereich bis zur Emscher noch folgen, bedauert Erbelding. Die Bäume hätten „Krankheits- und Vitalitätsschäden und sind nicht mehr standsicher.“ Die großen Bäume an der Bärenkampallee sollen erhalten bleiben. Die ganze Maßnahme wird durch ein externes Büro für Umweltplanung und die Untere Naturschutzbehörde begleitet und die Berücksichtigung der artenschutzrechtlichen Belange sichergestellt. Erste Ersatzmaßnahmen sind schon sichtbar: An der Ecke des Tribünenhauses, das als einziges Gebäude erhalten bleiben soll, wurden 18 Ersatzquartiere für Fledermäuse und Mehlschwalben aufgehängt.

Die Grüne Halle fällt zuerst.
Die Grüne Halle fällt zuerst. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

So geht es weiter mit Martinikirmes & Co

Alle Veranstaltungen, die aktuell an der Trabrennbahn stattfinden, werden in der Planung berücksichtigt, versichert Erbelding. Sowohl die Martinikirmes als auch der Trödelmarkt auf dem Parkplatz sowie die Autotreffen können 2023 und 2024 stattfinden. Für die Beschicker der Martinikirmes wird ein Ausweichquartier geschaffen: Sie hatten ihre Wohnwagen bislang hinter der Holztribüne geparkt. Weil diese Fläche durch die Baustelle belegt sein wird, sollen sie auf dem kleinen, alten Sportplatz auf der anderen Seite der Rennbahn abgestellt werden – auch hier wurde deswegen die Standfestigkeit der Bäume überprüft. Die Sanitärräume für den Trödel sind nun im Tribünenhaus statt der Grünen Halle.

Informationen für Anlieger und Interessierte

Die Anlieger sollen durch die Arbeiten so wenig wie möglich beeinträchtigt werden, so Erbelding. So werde es etwa keine Verkehrssperrungen an der Bärenkampallee geben. Die Rückbau wird vom ehemaligen Geläuf aus durchgeführt. Auch werden die Arbeiten durch Staub- und Lärmmessungen begleitet. Ganz auszuschließen seien Beeinträchtigungen nicht, weswegen Erbelding schon jetzt um Verständnis bittet. Die Anwohner werden durch Wurfzettel informiert, die auch Ansprechpartner bei der Stadt und den ausführenden Unternehmen nennen.

Zwei Webcams auf https://www.zukunft-trabrennbahn.de/ sollen den Dinslakenern Einblicke in die Arbeiten gewähren, außerdem soll es bei Interesse Baustellenführungen geben.

Diese Firmen sind beteiligt

Für die Abrissarbeiten seien „leistungsfähige Partner“ gewonnen worden. Das Unternehmen Prangenberg & Zaum aus Viersen gibt es seit 40 Jahren, es hat 160 Mitarbeiter – „ein gut aufgestellter Mittelständler“, so beschreibt Ingenieur Thomas Schneckenberg die Firma. Unterstützt wird P&Z durch die HPC AG, Spezialist für Flächenrecycling, Umweltberatung und Infrastrukturplanung aus Duisburg mit allein 450 Mitarbeitern in NRW.