Duisburg-hochheide. . Am 24. März sollen sich in Duisburg-Hochheide 320 Wohnungen in 40.000 Tonnen Schutt verwandeln. Die Vorbereitungen laufen. Ein Baustellenbesuch.

Wer hier wohnt, schaut auf alle anderen Duisburger herab: Insgesamt sechs „Weiße Riesen“ thronen seit Anfang der 1970-er Jahre über dem Ortsteil Hochheide. Die Häuser sind 60 Meter hoch, drei von ihnen haben je 160 Wohnungen, die drei anderen sind gleich doppelt so groß. So stellte man sich offenbar einst das Wohnen der Zukunft vor.

Heute mag kaum noch jemand in einem Hochhaus wohnen, drei der Wohnklötze gehören inzwischen der Stadt und sollen weg. Friedrich-Ebert-Straße 10-16 ist als erstes dran, Besuch auf der Baustelle.

Marc Sommer kennt sich aus mit den Hochhäusern, der 43-jährige Ingenieur stammt aus dem Nachbarstadtteil Rheinhausen und hat bereits vor zehn Jahren einmal Hand angelegt an eines der sechs Hochhäuser. „Den ,roten Riesen’ haben wir seinerzeit allerdings saniert“, sagt der Projektleiter. Von der Substanz her hätte man dies auch mit dem jetzt zu sprengenden Objekt machen können, das sei massiv wie ein Bunker. Eine Sanierung ist städtebaulich nicht gewünscht, so sollen sich am Sonntag, 24. März, 320 Wohnungen in 40.000 Tonnen Schutt verwandeln.

„Wir sind voll im Zeitplan“

„Wir sind voll im Zeitplan“ sagen Marc Sommer, Bauleiter Markus Krause und Sprengingenieur Daniel Maul quasi im Chor. Das Gebäude ist inzwischen entkernt und auch der asbesthaltige Wandputz ist per Spezialverfahren gelöst und entsorgt worden. Durch diese neuen Funde hatte ein erster angesetzter Sprengtermin im vergangenen Jahr abgesagt werden müssen. Teurer wurde es auch: Die Rede ist von fünf Millionen statt bisher veranschlagten 3,5 Millionen Euro fürs Plattmachen der Wohnadresse.

Aktuell befinden sich neben ungezählten Tauben rund 40 Arbeiter und acht Mini-Bagger im Hochhaus. In der sechsten und siebten Etage hacken diese sämtliche störenden Mauern klein. „In den beiden Etagen werden die Sprengsätze montiert“, erklärt Daniel Maul. 220 Kilogramm Kunststoffsprengstoff sollen dafür sorgen, dass der Stahlbetonriegel binnen nicht einmal einer halben Minute zusammensackt.

Das wird ganz sicher mächtig Staub aufwirbeln, sagt das Sprengteam. Um die Staubentwicklung einzudämmen, werden insgesamt 500 Kubikmeter Wasser auf die herbstürzenden Stahlbetontrümmer gespritzt. „Dafür müssen wir einen Teich von 26 Metern Durchmesser und 1,2 Metern Tiefe anlegen“, erklärt Sommer. Hydranten würden eine solche Wassermenge niemals innerhalb von 15 Minuten liefern können. Der Teich entsteht auf dem benachbarten Marktplatz, der ab Freitag vor der Sprengung gesperrt ist. Die Feuerwehr benötigt zwölf Stunden, um den riesigen Pool zu füllen, eine mobile Deichanlage verhindert, dass der Ortsteil überflutet wird.

Erfahrung mit dem „langen Oskar“

Projektleiter Marc Sommer wirkt gelassen, wenn er von der Sprengung in seiner Heimatstadt erzählt. Er hat schon kompliziertere Fälle gehabt. „Der ,lange Oskar’ in Hagen stand mitten in der Innenstadt und war noch einmal 40 Meter höher.“ Im Jahr 2004 sei bei der Sprengung des Sparkassen-Hauses alles glatt gegangen, Zweifel hat er auch beim „Weißen Riesen“ nicht, „es klappt, ganz sicher.“

Die größere Herausforderung sei eher die Evakuierung von insgesamt 2500 Menschen im Umfeld des „Riesen“. Klappe das reibungslos, könne um 12 Uhr gesprengt werden. Gegen 14 Uhr können die Menschen dann wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Wenn sich der Staub verzogen hat, haben sie dann freie Sicht. In Richtung Osten stoppt der Blick allerdings am nächsten stillgelegten Wohnklotz. Der soll sich dann im kommenden Jahr in Luft auflösen. Ein weiterer im Jahr 2021/22.

So stimmt der Spruch, der auf Höhe des achten Stockwerkes hängt, nur bedingt, es ist wohl eher erst der Anfang: „Wenn wir hier fertig sind, wird’s richtig schön.“

>>> Die „Weißen Riesen“ Hochheide

Die „Weißen Riesen“ in Duisburg Hochheide sind ab dem Jahr 1970 auf dem Gelände einer früheren Zechensiedlung entstanden. In den sechs Häusern gibt es 1440 Wohnungen.