Voerde. Für Voerde wird jetzt ein Grünentwicklungskonzept erstellt. Klingt sperrig, soll aber dafür sorgen, dass die Stadt in Zukunft lebenswerter wird.

Wenn man aus der Vogelperspektive auf Voerde schaut, dann sieht man sehr viel grün. Die Stadt ist ländlich geprägt, verfügt über Naturschutzgebiete und Wälder. Als Grundlage für eine nachhaltige Stadtentwicklung hatte die Stadt das Planungsbüro DTP aus Essen beauftragt, ein Grünentwicklungskonzept zu erarbeiten.

Die ersten Ergebnisse stellte nun Martin Richardt, geschäftsführender Gesellschafter des Planungsbüros im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz der Stadt vor. Beginnend mit einem Blick von außen auf die Stadt startete die Präsentation. Auf die Siedlungsgebiete von städtischeren Stadtteilen bis hin zu den Dörfern, auf die Mommniederung, die man beim Büro den „grünen Rhein“ taufte bis hin zu den Verkehrsadern.

Online-Dialog brachte viele Ideen von Bürgern in die Planung ein

Dann ging es weiter mit einem Blick von Voerde aus auf die Stadt. Denn über einen Online-Dialog hatten auch Voerder Bürger ihre Ideen für das Konzept einbringen können. „Wir waren sehr zufrieden mit der Resonanz und den Beiträgen“, erklärte Martin Richardt. 31 Teilnehmer und Teilnehmerinnen hatten am Angebote teilgenommen. Das sei in größeren Städten sogar teilweise weniger, erklärte der Planer. Die Bürger hatten dabei 175 Ideen für 153 Orte im Stadtgebiet eingebracht.

„Die gute Nachricht zuerst: Die Mehrheit der Menschen lebt gerne oder sehr gerne in Voerde“, erklärte Martin Richardt. Gleichwohl seien besonders viele Menschen mit dem Angebot an Grünflächen in ihren einzelnen Stadtteilen nicht zufrieden. „Die Straßenraumbegrünung war eines der Hauptthemen“, erklärte der Planer. 26 Teilnehmer hatten dazu Ideen eingebracht. Beim Thema Mobilität hatten die Bürger vor allem Querungshilfen und Lückenschlüsse bei den Fuß- und Radwegen gefordert – und die bessere Anbindung der Stadtteile an die Landschaft.

Besser Verbindungen – und ein Waldband in der Stadt

Aus der eigenen Betrachtung und den Anregungen der Bürger hatte das Planungsbüro eine eigene Analyse entwickelt. „Wir möchten die Landschaftsräume besser verbinden“, erklärte Martin Richardt das grundlegende Leitbild des Konzeptes.

Konkrete Maßnahmen dazu: Am Rhein soll ein durchgehender Radweg entlang des Flussverlaufs auf dem Stadtgebiet geschaffen werden und die Rheinpromenade besser angebunden und integriert werden. Zudem sollen die Wege bis zur neuen Emschermündung weitergeführt und qualifiziert werden. Für die Mommniederung, den „grünen Rhein“ ist ein Erhalt der Kulturlandschaft angestrebt und eine Verknüpfung mit dem „blauen Rhein“, wie Richardt es ausdrückte.

Die Mommniederung, von den Planern als „grüner Rhein“ betitelt, gehört zu den Landschaftsarealen, die vom Planungsbüro für Voerde ausgemacht wurden.
Die Mommniederung, von den Planern als „grüner Rhein“ betitelt, gehört zu den Landschaftsarealen, die vom Planungsbüro für Voerde ausgemacht wurden. © Funke Foto Services | Hans Blossey

Der Raum um den Wesel-Datteln-Kanal und die Lippe soll zugänglicher werden und als Freizeitroute qualifiziert werden. Eine ganz neue Idee: Das Planungsbüro würde gerne ein durchgehendes Waldband im Osten der Stadt schaffen. Also eine Waldgebiet vom Wohnungswald aus, vorbei am Tenderingssee weiter in Richtung der Kaninchenberge. Dann sollen die verschiedenen Landschaftszonen besser miteinander vernetzt werden.

Leichte Kritik an einigen der vorgestellten Ideen

Schöne Ideen, an denen es allerdings auch direkt etwas Kritik gab: „Wo wollen wir hin mit dem Konzept? Das habe ich nicht ganz verstanden“, merkte der CDU-Fraktionsvorsitzende Ingo Hülser an. Er gab zu bedenken, dass die Vernetzung der einzelnen Landschaften über neue Wege ein Problem sein könnte, wenn man schon die bestehenden Wirtschaftswege nicht vernünftig ertüchtigen kann. Zudem gab er aus der Sicht der Landwirte auch zu bedenken, was weiterer Flächenverbrauch bedeuten würde: „Wir packen momentan jede Extensivierung in die Mommniederung. Das ist ein Problem für die Landwirtschaft.“

Ratsfrau Ines Hickl (SPD) merkte an, man solle bei der Erstellung des Konzeptes doch erstmal „Raum lassen für Gedanken und neue Ideen und nicht alles einengen.“ Was in Voerde am Ende umsetzbar sei, könne man anhand des fertigen Konzeptes klären. Auch sie merkte allerdings an, dass manch ein Verkehrsweg schon länger angedacht aber noch längst nicht umgesetzt ist: „Auf den Radweg an der Mehrstraße warten wir schon sehr lange.“

Im Allgemeinen war die Resonanz allerdings positiv. Für das Grünentwicklungskonzept soll es noch im Herbst eine zweite Phase des Dialogs mit den Voerdern geben. Danach folgte eine Integration der Ergebnisse und eine Ausarbeitung des Konzeptes. Das soll dann im Frühjahr 2024 abgeschlossen sein.