Dinslaken. Das Kindergartenjahr hat bereits begonnen – aber 158 Kinder in Dinslaken haben keinen Kitapplatz bekommen. Was die Eltern machen können.
Das Kitajahr hat am 1. August begonnen – und in Dinslaken fehlen 158 Kindergartenplätze. Auf Nachfrage der NRZ teilt die Stadt Dinslaken mit, dass – trotz des Rechtsanspruchs auf einen Kitaplatz – für 84 Kinder über drei Jahren nur noch vier Kitaplätze zur Verfügung stehen. Auch 78 Kinder unter drei Jahren – davon 36 zweijährige und 42 unter zweijährige Kinder – sind unversorgt.
18 weitere Kinder – die meisten über drei Jahre – sind noch „im Angebotsverfahren“, so die Stadt Dinslaken. Den Eltern wurde ein Kita-Platz angeboten –- und sie müssen nun „im Rahmen einer Frist zu- oder absagen“, so die Stadt.
„Die Verwaltung verfolgt das Ziel, möglichst viele der unversorgten Kinder kurzfristig noch mit einem Betreuungsplatz zu versorgen,“ so Stadtsprecher Marcel Sturm. Bei der Lösungsfindung scheint die Stadt allerdings nur ein wenig weiter als bei der letzten Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Mai. Damals, drei Monate von dem Start des Kitajahrs, fehlten 155 Plätze.
So will die Stadt Abhilfe schaffen
Ebenso wie vor drei Monaten möchte die Stadt einen Teil der fehlenden Plätze durch das Aufstellen von Kitacontainern kompensieren. Diese sollen, so Marcel Sturm, an „bereits bestehende Kitas mit entsprechend großen Außengeländen“ angeschlossen und diese somit um eine Gruppe erweitert werden. Wie schon im Mai sei die Verwaltung ist dazu „mit den Trägern im Gespräch.“
Kita Teerstraße reaktivieren
Weiterhin will die Stadt die Kita Teerstraße reaktivieren. „Dies würde Plätze im Umfang von bis zu drei Ü3-Gruppen schaffen, die zur Versorgung der unversorgten Kinder dienen könnten“, so Marcel Sturm. Nachdem bis Mai kein Träger gefunden wurde, wurde die Trägerschaft neu ausgeschrieben. Mittlerweile sei man „mit einem freien Träger im Gespräch“.
Wichtelwagen kurz vor Aufstellung
Nach wie vor will die Stadt die beiden Wichtelwagen aufstellen. Die Wagen waren eigentlich für die Einrichtung einer Waldkita angeschafft worden – die sich bislang aber nicht umsetzen ließ. Nun sollen sie am P-Dorf und der Kita Dickerstraße „jeweils neue Plätze im Umfang von rund einer halben Kita-Gruppe ermöglichen“, so Sturm. Aktuell würden „die letzten Voraussetzungen“ für die Aufstellung geschaffen.
Gespräche mit Caritas
„Neben diesen beiden Lösungen ist die Verwaltung weiterhin mit dem Caritasverband im Gespräch, um den Vorschlag einer ‘Vorläufergruppe’ für die Erweiterung der Kita Taubenstraße kurzfristig zu realisieren,“ so Marcel Sturm. Die Gespräche zu der Gruppe, die an St. Marien Lohberg angedockt werden soll, ziehen sich allerdings schon seit mindestens einem halben Jahr hin. Zwischendurch ist laut Caritasdirektor Michael van Meerbeck mehrere Monate nichts passiert. Anfang Juli nun habe die Stadt die Caritas gebeten, die entsprechenden Kosten für die Erweiterung schätzen zu lassen. Mit etwas Glück liegen die Zahlen bei der Jugendhilfeausschuss-Sitzung am 6. September – also einen Monat nach Beginn des Kitajahres – vor und die politischen Gremien können dann darüber befinden.
Die Baukosten für die im September beschlossene Erweiterung der Kita St. Laurentius sind gestiegen: auf eine Million Euro statt der zugesagten 600.000 Euro. Auch darüber muss die Politik befinden. Der Bau selbst dauere dann etwa ein Jahr, so van Meerbeck.
Ausbau der Kindertagespflege
Außerdem werde „gerade für den U3-Bereich am Ausbau der Kindertagespflege gearbeitet,“ so Sturm. Tagesmütter aus Dinslaken hatten bei der Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Mai Alarm geschlagen: Wenn die Stadt nicht die Rahmenbedingungen der Tagespflege ändere, würden mehrere Kinder-Tagespflegen aufgeben. Da würde einen Verlust von bis zu 30 weiteren U3-Kitaplätzen. Die aktuellen Zwischenstände sollen im Jugendhilfeausschuss am 6. September präsentiert werden, so Sturm: Und: „Gegebenenfalls können hier auch weitere Ideen zum Ausbau des Angebotes eingebracht werden.“
Das sind Ursachen
„Die im Vergleich zu den letzten Kindergartenjahren nochmals angestiegene Zahl an fehlenden Betreuungsplätzen hat wesentlich mit dem durch den Ukrainekrieg und weitere Krisen bedingten Anstieg des Betreuungsbedarfes, aber etwa auch mit Verzögerungen bei der Umsetzung bereits beschlossener Maßnahmen zu tun“, so Marcel Sturm.
So konnte etwa die Kita Averbruchstraße, wie sich im Februar zeigte, nicht ohne weiteres erweitert werden, weil alle potenziellen Ausweichquartiere ausfielen. Eigentlich sollten die Kinder in die Räumlichkeiten der Kita Teerstraße sowie einen Container auf dem dortigen Außengelände untergebracht werden. „Das Aufstellen des Containers wurde jedoch aufgrund denkmalschutzrechtlicher Hindernisse untersagt“, so Sturm. Nun werden die Averbruch-Kinder in der Kita Katharinenstraße untergebracht – damit steht diese aber nicht mehr, wie geplant, zur Versorgung von drei Gruppen zur Verfügung.
Seit Bekanntgabe der ersten Bedarfszahlen im Januar arbeite die Verwaltung, auch mit den anderen Trägern, an Lösungen, so Sturm. „Dadurch konnten nachträglich noch 199 weitere Kinder versorgt werden. Diese lösungsorientierte Arbeit wird selbstverständlich fortgesetzt.“ Allerdings erschwere auch der „Fachkräftemangel die Bedarfsdeckung erheblich“, so Sturm.
Hintergrund: Rechtsanspruch
Eltern haben seit 2013 bundesweit den Anspruch auf einen Betreuungsplatz für ihr Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Es gibt aber kein Recht auf einen Platz in der Wunsch-Kita. Zudem gilt eine Anfahrtszeit von 25 Minuten zumutbar.
Der Bedarf sollte ein halbes Jahr bevor der Kitaplatz benötigt wird angemeldet werden. Bei einer Absage kann man innerhalb von vier Wochen Widerspruch einlegen und bei einer erneuten Absage den Rechtsanspruch einklagen.