Dinslaken. Der geplante Waldkindergarten kommt auch im Kitajahr 2023/24 nicht. Woran das Vorhaben seit Jahren scheitert. Wozu die Wichtelwagen nun dienen.

Die geplante Waldkita in Dinslaken wird auch in diesem Kitajahr nichts. Das ist der aktuellen Kindergartenbedarfsplanung der Stadt zu entnehmen. Das Vorhaben „Wald- bzw. naturnahe Gruppe“ muss „zurückgestellt“ werden, heißt es offiziell. Grund: Der LVR hat seine Genehmigung an dem Standort verweigert. Zwei spezielle Wichtel-Bauwagen, die die Stadt für knapp 200.000 Euro gekauft hat, sollen vorerst anderweitig eingesetzt werden.

Seit 2017 plant die Stadt die Einrichtung eines Waldkindergartens in städtischer Trägerschaft, angedockt an die Kita Dickerstraße. Der Start war zum Kitajahr 2018/19, dann im Lauf des Kitajahres 2020/21 vorgesehen - es gab Anfang 2o2o sogar schon entsprechende Infotage für Eltern. Aber eine Waldkita zu installieren hat sich behördlicherseits als unerwartet kompliziertes Unterfangen herausgestellt, wie sich herausstellte. In Dinslaken konnte in den sechs Jahren jedenfalls kein geeigneter Ort für die Waldkita gefunden werden.

Daran scheiterte der erste Standort

Zunächst waren das Gebiet in der Krumbeck nahe der A3-Ausfahrt Dinslaken-Nord und die Halde am Jugendzentrum P-Dorf als Standort im Gespräch – scheiterten aber an Grundsätzlichem: Für die Aufstellung eines Waldkita-Wagens muss der Boden versiegelt oder befestigt werden. Das Befestigen von Flächen ist aber im Wald verboten – ebenso wie das Roden von Gehölzen, so die Auflagen des Landesbetriebes Wald und Holz NRW beziehungsweise der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises.

Und so richtig waldig sollte eine Waldkita wohl auch nicht liegen - denn dann fehlen Rettungs- und Anlieferwege. Das wiederum gibt Probleme mit dem Brandschutz. Das Areal im Wald hätte 50 Meter von der nächsten Verkehrsfläche gelegen – und für Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge erschlossen werden müssen. Waldwege dürfen aber – siehe oben – nicht ausgebaut werden, so die Auflagen des Landesbetriebs Wald und Holz NRW. Wasser und Hygieneartikel hätten dann ebenfalls wohl zu Fuß durch den Wald geschleppt werden müssen – ebenso wie die Einsätze der Chemietoiletten. Als dann noch beschädigte Bäume und abgestorbene Äste in dem Areal entdeckt wurden, suchte die Stadt nach einem anderen potenziellen Standort.

Das sind die Probleme an anderen Standorten

An der Buschstraße wurde man fündig. Dort, so erklärte die Stadt 2o2o, müssten nur vertragliche Angelegenheiten mit dem Besitzer erledigt und das Gelände für die Waldkita hergerichtet werden. Eltern wurden bereits zur Besichtigung ins Grüne geladen. Der Wichtelwagen „Dagobert“ wurde angeschafft. Dann aber musste die Stadt ein Artenschutzgutachten vorlegen. Und dann noch eins – wegen der möglicherweise notwendigen Flächenversiegelungen für Zuwegung und Stellplätze. Und dann musste noch ein Verkehrskonzept für die Buschstraße her.

Die Stadt prüfte parallel den Standort am P-Dorf – dort sollte die Waldkita ebenfalls an der Kindergarten Dickerstraße angeschlossen sein. Doch auch dieser Standort hat sich erledigt: Der LVR hat die Genehmigung verweigert und dies „mit der Querung der stark befahrenen Gärtnerstraße begründet, die den Kindern und Erzieher*innen aufgrund der Gefahrenlage nicht zuzumuten sei, um in den Wald zukommen“, so die Stadt Dinslaken.

Wichtelwagen dienen nun der Deckung des Regelbedarfs

Dabei hatte Dinslaken mittlerweile sogar einen zweiten Wichtelwagen angeschafft: „Dagoberta“ diente der Kita-Versorgung ukrainischer Kinder. Nun sollen „Dagobert“ und „Dagoberta“ helfen, den Kindergartenbedarf im kommenden Kita-Jahr für Kinder über drei Jahren zu decken. Sie sollen dann eben nicht im Wald sondern im Ü3-Bereich der P-Dorf-„Burgkobolde“ (zugehörig zur Kita Dickerstraße) und und an der Awo-Kita im Hardtfeld aufgestellt werden.

Neben der Bereitstellung der beiden Wichtelwagen, die jeweils zwölf Kitaplätze bieten, will die Stadt den Kita-Bedarf mit einer Reihe weiterer Maßnahmen decken: Um allen Kindern über drei Jahren ihren rechtlich zugesicherten Kitaplatz bieten zu können, soll die Kita Katharinenstraße ab Sommer mit drei Gruppen reaktiviert werden, in der Kinder-OT in Lohberg soll eine „Vorläufergruppe“ zur Erweiterung der Kita Taubenstraßen eingerichtet werden – die restlichen Plätze sollen zur Überbelegungen in mehreren Kitas geschaffen werden, die sich aber unterhalb des gesetzlich möglichen Rahmens bewegen sollen.

So will die Stadt U3-Plätze schaffen

Im Bereich der Kinder unter drei Jahren liegt die Versorgungsquote bei rund 43 Prozent - und ist damit „nicht bedarfsgerecht“, so die Stadt. Zielquote ist 50 Prozent. Für Abhilfe sollen zehn Plätze an der Katharinenstraße sorgen, außerdem hat die Caritas hat die Einrichtung zweier Großtagespflegestellen mit insgesamt 18 Plätzen in Aussicht gestellt.

Grund für den gestiegenen Bedarf an Kindergartenplätzen ist der Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Kriegs- und Krisengebieten sowie Verzögerungen bei den geplanten Erweiterungen der Kitas Averbruch und Hühnerheide.

Der Jugendhilfeausschuss diskutiert die geplanten Maßnahmen in seiner Sitzung am Montag, 6. März, 17 Uhr, Kathrin-Türks-Halle.