Dinslaken. Dinslaken fehlen kurz vor dem Start des Kitajahres 122 Plätze. Mehrere Maßnahmen lassen sich derzeit nicht umsetzen. Mögliche Lösung: Container.
Wird es drei Monate vor dem Start des Kindergartenjahres noch einmal eng in der Kita-Bedarfsplanung? Die Stadt hat mehrere Maßnahmen zur Deckung des Bedarfs an Kindergartenplätzen vorgesehen, die sich nun so nicht umsetzen lassen. Die Kita Katharinenstraße steht für zusätzliche Plätze nicht zur Verfügung, der LVR hat die Wichtelwagen am P-Dorf und der Kita Dickerstraße noch nicht genehmigt und auch die Abstimmung mit dem Caritasverband ist „noch nicht abgeschlossen“, heißt es in einer Information für die Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Montag, 8. Mai (17 Uhr, KTH). Hier geht es um eine Vorläufergruppe für die Kita St. Laurentius an der Taubenstraße und zwei Großtagespflegestellen – insgesamt sind 122 Kitaplätze betroffen.
Der Kindergarten St. Laurentius an der Taubenstraße in Hiesfeld soll erweitert werden – das hat der Stadtrat im September 2022 beschlossen. Um den aktuellen Bedarf an Kindergartenplätzen zu decken, soll die Caritas im Vorgriff auf diese Erweiterung eine Vorläufergruppe für 25 Ü3-Kinder in der Kita St. Marien in Lohberg einrichten. Das hat die Stadtverwaltung in der Jugendhilfeausschuss-Sitzung im März angekündigt.
Träger wehrt sich gegen Migrations-Quote für Kita
Dabei hatte die Caritas der Stadtverwaltung zu diesem Zeitpunkt bereits geschrieben, dass sie an der Stelle mehrere Probleme sieht. Unter anderem wolle die Stadt der Caritas für die Kita St. Laurentius Taubenstraße eine Quote von Kindern mit Migrationshintergrund vorschreiben, heißt es dort. Die Caritas soll sich laut Direktor Michael van Meerbeck verpflichten, 27 Prozent Kinder mit internationaler Geschichte aufzunehmen. Eine solche Quote wäre ein Novum in Dinslaken. Und sie wäre nicht bedarfsgerecht – weder in Lohberg, noch in Hiesfeld. In der Caritas-Kita St. Marien in Lohberg haben 41 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund, in der Kita St. Laurentius an der Taubenstraße 17 Prozent. Zahlen, die die Stadt selbst in einer weiteren Unterlage für den Jugendhilfeausschuss am Montag veröffentlicht.
Die Caritas lehnt eine solche Verpflichtung ab. Und zwar nicht, weil der Verband keine Kinder mit Migrationshintergrund aufnehmen möchte – in fast allen Kitas der Caritas in Dinslaken sind mehr als 27 Prozent Kinder mit internationaler Geschichte. Sondern der Caritasdirektor verweist auf den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes und auf das Selbstverständnis des Gesamtverbandes, dessen Engagement geprägt sei „durch die Hinwendung zum Menschen ohne Ansehen der Person“. Zudem erinnert van Meerbeck an die mit der Stadt vertraglich vereinbarte Verpflichtung, „Kinder mit besonderen Bedarfslagen“ – wie Berufstätigkeit der Eltern, Aus- und Fortbildung, Eingliederungsmaßnahmen, familiäre Belastung oder Kindeswohlgefährdung bei der Aufnahme „vorrangig zu berücksichtigen“. Die Aufnahme der Kita richte sich nach dem Bedarf vor Ort – welche Kinder aufgenommen werden, solle das Team fachlich entscheiden. „Wir wollen jedem Kind gerecht werden, egal ob es ein armes niederrheinisches Kind ist, jemand mit internationaler Geschichte, ein gehandicaptes Kind oder jemand aus einer Familie ohne offensichtliche Schwierigkeiten“, so van Meerbeck: „Ich kann nicht sagen, dass ein Mensch mit internationaler Geschichte einen höheren Wert hat als ein Kind mit einem Handicap.“
Weiteres Problem: die Baukosten
Abgesehen von inhaltlichen Problemen gibt es auch Differenzen bei der Finanzierung des Kita-Ausbaus: Die Stadt verlange einen Festpreis und für alle Kosten darüber hinaus könne die Caritas die Erstattung beantragen. „Das können wir im Moment nicht zusagen, weil wir die Baukosten bei dem aktuellen Wandel nicht einschätzen können,“ so van Meerbeck. Die Erstattung von Mehrkosten beantragen zu müssen, stelle zudem ein „nicht einzuschätzendes Risiko dar und kann kein Weg der Umsetzung sein“.
Auch bei der Finanzierung der beiden Großtagespflegestellen (jeweils neun Plätze für U3-Kinder) gebe es Differenzen: Die Caritas würde diese gerne an bestehende Kitas - Theresienstraße und St. Marien – anbauen und so einen sanften Übergang ermöglichen. Anders als andere Kommunen – etwa Wesel – finanziere Dinslaken aber nur die Miete von Räumlichkeiten, nicht den Bau.
Die Mail an die Stadt habe er am 4. März abgeschickt – eine Reaktion sei bisher ausgeblieben.
So soll es weitergehen
Die Stadt Dinslaken will nun Kita-Container für Ü3- und U3-Kinder an bestehenden Kitas aufstellen. Das verschaffe „ein Mehr an Flexibilität, zumal die Container nicht zwangsläufig auf Dauer an einem Standort verbleiben müssten, sondern je nach Bedarfslage umziehen könnten“, so die Stadt. Die katholische Gemeinde sei bereit, solche Container auf dem Außengelände der Kita Baßfeldshof aufzustellen. Ein weiterer möglicher Standort sei die Kita Hühnerheide.
Weil die Kita Katharinenstraße als Übergang für die Sanierung der Kita Averbruch dienen soll, will die Stadt nun die Kita Teerstraße reaktivieren. Dort können aber nach Auflagen des LVR nur Kinder über drei Jahren betreut werden. Auf Nachfrage hat sich kein Dinslakener Träger zur Übernahme einer neuen Kita bereit erklärt. Die Trägerschaft müsste nun ausgeschrieben werden.
Zur Genehmigung der Wichtelwagen sollen Ortstermine mit dem LVR vereinbart werden.