Hünxe. Bei der Deutschen Meisterschaft im Motorkunstflug gab es spektakuläre Manöver zu sehen. Pilotin Kathi erzählt, wie sich ein Sturzflug anfühlt.

Kühne Männer und Frauen in ihren tollen Kisten waren von Donnerstag bis Samstag in Hünxe am Flugplatz Schwarze Heide zu bestaunen, wo die Deutsche Meisterschaft im Motorkunstflug abgehalten wurde. 31 Pilotinnen und Piloten aus elf Nationen, darunter auch ein Teilnehmer aus den Saudischen Emiraten, waren nach Hünxe gereist. Die meisten von ihnen kamen in ihren Wettbewerbsmaschinen angeflogen, wie auch Kathi Suthau aus der Nähe von Strausberg in Brandenburg.

Noch zu DDR-Zeiten hatte sie das Fliegen erlernen dürfen, allerdings zunächst nur das Segelfliegen. Das Motorfliegen war nur bestimmten Personen vorbehalten. Erst, nachdem die Mauer gefallen war, konnte auch Suthau das Motorfliegen erlernen.

31 Piloten zeigten in Hünxe ihr Können in der Luft.
31 Piloten zeigten in Hünxe ihr Können in der Luft. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Als selbstständige Raumausstattermeisterin verdient sie sich das Geld, um das kostenintensive Hobby auszuüben. Ihr knallgrünes Wettkampfflugzeug teilt sie sich mit drei anderen Haltern. Es ist eine XA 42 mit Sechszylinder-Boxermotor, der 325 PS leistet und die Maschine bei einem Gewicht von nur 669 Kilogramm schön nach vorne bringt.

Stall-Turn: Kunstflieger in Hünxe fliegen im Sturzflug Richtung Boden

Ob das Fliegen süchtig macht? „Definitiv“, sagt die Pilotin, ohne lange zu überlegen. Das Faszinierende am Kunstfliegen als Wettkampfsport ist für sie die gestellte Aufgabe, vorgeschriebene Figuren in bestimmter Reihenfolge nah an der perfekten Form zu fliegen. Und das in einem vorgegebenen Korridor als imaginären Würfel mit jeweils einem Kilometer Seitenlänge. Der Looping, geflogen in Normal- oder Rückenlage, ist die wohl bekannteste Figur. Gesteuerte, gestoßene oder gerissene Rollen, bei denen sich das Flugzeug in Längsrichtung dreht, sind weitere Herausforderungen.

Und dann gibt es den Stall-Turn, bei dem zunächst senkrecht in den Himmel geflogen wird, um die Geschwindigkeit oben auf Null zu bringen, sich seitlich wegzudrehen und dann im Sturzflug auf den Boden zuzusteuern. Etwa 150 Meter über dem Boden wird die Maschine dann durch eine Kurve abgefangen, um dann wieder Vollgas dem Himmel zuzustreben.

Bei diesem Manöver treten Fliehkräfte von bis zu acht G auf – Piloten haben ihr achtfaches Körpergewicht als Druck auszuhalten. Wie schafft man das? „Viel fliegen“, sagt Kathi Suthau. Wobei „viel“ dann etwa dreimal acht Minuten am Tag bedeutet – ein Wettkampfflug dauert etwa sieben bis acht Minuten. „Davon dann drei Wiederholungen am Tag – mehr schafft man nicht“, erklärt Suthau. Alle Lenkbewegungen werden per Hand und dem Steuerknüppel mechanisch durchgeführt, nicht hydraulisch unterstützt.

Kunstflieger haben einen besonderen Wunsch

Ist Kunstfliegen gefährlich? „Wir sind ja gründlich ausgebildet und überwachen uns praktisch gegenseitig“, entgegnet die Brandenburgerin. Außerdem geht es einmal jährlich zur vorgeschriebenen Fliegerärztlichen Untersuchung.

Kathi Suthau vor ihrer grünen Maschine: Die Brandenburgerin startete in der höchsten Klasse.
Kathi Suthau vor ihrer grünen Maschine: Die Brandenburgerin startete in der höchsten Klasse. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Beim Wettbewerb am Samstag startete Kathi Suthau in der höchsten, „unlimited“ Klasse, in der neun weitere Piloten antraten. Dass sie bei der Wertung am Ende das Schlusslicht ist, stört sie nicht: „Ich habe es ja geschafft, in dieser Klasse starten zu dürfen und mein Bestes gegeben.“ Am Sonntag hat sie sich wieder auf den zweistündigen Heimflug nach Brandenburg gemacht, worauf sie sich schon besonders freute. Was gibt man einer Kunstflugpilotin mit auf die Reise? „Wir wünschen uns immer genausoviele Landungen wie wir Starts haben.“ sagt Kathi Suthau zwinkernd.