Voerde. Das neue Windrad auf dem alten Schachtgelände in Löhnen befindet sich im Aufbau. Bis es funktionsfähig ist, sind noch einige Arbeiten zu tun.

Der Transport durch die engen Straßen der Ortsteile Spellen, Ork und Mehrum zum Zielpunkt altes Schachtgelände in Löhnen hatte vor wenigen Wochen für einiges Aufsehen gesorgt: Die XXL-Einzelteile des Windrades, das auf dem Gelände bald Ökostrom erzeugen soll, galt es, hier und da durch Nadelöhre zu lenken. Präzisionsarbeit musste geleistet werden, als es etwa darum ging, die Rotorblätter schadensfrei an der Kirche St. Peter in Spellen, an Gebäuden und Bäumen vorbei zu manövrieren. Startpunkt war ein Schwerlastterminal am Rhein, von dem aus es durch das Industriegebiet Emmelsum und später durch die Rheindörfer ging. Ende Mai schließlich waren die Komponenten des Kolosses dort, wo sie sein sollten.

Riesiger Kran im Einsatz

Zehn Tage danach startete der Aufbau des Windrades, inzwischen ragt die Anlage von weitem sichtbar in den Himmel. Mit Hilfe eines riesigen Krans werden die Komponenten zusammengesetzt. Eine Aufnahme von Donnerstag lässt ob der Anlieferung in riesigen Einzelteilen und des erkennbar weiten Fortschritts vermuten, dass die Fertigstellung nur noch eine Frage von wenigen Tagen sein könnte. Doch dem ist nicht so: Das Ganze wird noch bis Ende dieses Monats dauern. „Mit dem Aufbau des Windrades allein ist es nicht getan, anschließend erfolgen umfangreiche technische Arbeiten im Innenbereich inklusive Prüfungen, Abnahmen etc.“, um die Anlage funktionsfähig zu machen, erklärt André Ziegert, stellvertretender Pressesprecher von Gelsenwasser auf Anfrage der NRZ. Das Unternehmen mit Sitz in Gelsenkirchen setzt das Projekt auf dem früheren Schachtgelände in Löhnen im Auftrag der Voerde Windenergie GmbH um. Deren Gesellschafter sind die Stadtwerke Voerde und die RAG Montan Immobilien.

Ein Sinnbild der Energiewende

Letztere zeichnete für den Rückbau der Fläche verantwortlich. Die Tagesanlage des Bergwerks Walsum in Löhnen wurde – wie das gesamte Bergwerk – Ende 2008 stillgelegt. Nach 21 Jahren. Der Schacht wurde zunächst verfüllt. Einige Jahre später ging es an die Demontage der überirdischen Anlagen. Schließlich folgte 2013 die Sprengung des stählernen Fördergerüsts.

Wind statt Kohle als Energieträger: Die neue Nutzung des Geländes in Löhnen ist ein Sinnbild der angestrebten Energiewende. Die jährliche Stromproduktion dort soll bei etwa 9,4 Millionen Kilowattstunden (kWh) liegen. Rechnerisch könnten rund 2700 Drei-Personen-Haushalte damit versorgt werden. Die Einsparung des klimaschädlichen CO2, das bei der Kohleverstromung anfällt, läge bei jährlich etwa 6400 Tonnen. Ab wann in Löhnen erzeugter Ökostrom in das Netz eingespeist wird, steht noch nicht genau fest. Der Zeitraum sei zunächst grob bemessen auf das dritte Quartal 2023, erklärt der stellvertretende Pressesprecher von Gelsenwasser, André Ziegert.

>>Technische Daten und symbolischer Spatenstich

180 Meter misst die Windenergieanlage, die auf dem ausgedienten Schachtgelände in Löhnen an Gesamthöhe (Flügelspitze). Die Nabenhöhe, sprich, der Abstand der Rotormitte zur Geländeoberfläche, liegt bei 111 Metern.

Der offizielle Startschuss für das Projekt wurde im Dezember 2022 mit dem symbolischen Spatenstich gegeben.