Voerde. . Auf dem ehemaligen Schacht in Voerde-Löhnen, der ehemaligen Tagesanlage des Bergwerks Walsum, wurde Freitagmorgen der 42 Meter hohe Förderturm gesprengt. Im Sommer 2008 war hier Schicht am Schacht, seitdem rostete der 300 Tonnen schwere Stahlkoloss vor sich hin.

Es ist ein schöner Morgen. Die Sonne strahlt. Ein letztes Mal auf das Fördergerüst des Schacht Löhnen, der ehemaligen Tagesanlage des Bergwerks Walsum. Zwei Vögel fliegen vorbei. Ein idyllisches Bild. Wenn da nicht das rot-weiße Absperrband 300 Meter rund um den 42 Meter hohen Turm flattern und Sprengmeister Andreas Polivka seine Leuten letzte Anweisungen für die Sprengung von Löhnens Wahrzeichen geben würde.

Sprengung des Förderturms in Voerde

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    300 Tonnen Stahl fielen in sich zusammen

    Es ist kurz vor 9 Uhr. Klaus-Dieter Steinmann schaut wehmütig zu „seinem“ Turm. Vor 33 Jahren hat er ihn aufgebaut, hat die „erste Schraube“ gesetzt, bis 1988 den Schacht abgeteuft. Jetzt ist er wieder dabei, will sehen, „wie er runter kommt“. „Ist schon ein komisches Gefühl. Man ist ein bisschen traurig“, sagt der 60-jährige Maschinenbauer und richtet seinen Fotoapparat auf die Kulisse. Ein erstes langes Hornsignal ertönt. Das Zeichen. Es geht gleich los. Die Gespräche der geladenen Gäste, darunter Bürgermeister Leonard Spitzer und die Beigeordneten Wilfried Limke und Simone Kaspar, verstummen.

    Klaus-Dieter Steinmann, der den Förderturm einst mit aufgebaut hat, schaut sich das durch die Sprengung am Boden liegende Förderrad an
    Klaus-Dieter Steinmann, der den Förderturm einst mit aufgebaut hat, schaut sich das durch die Sprengung am Boden liegende Förderrad an © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool

    Zwei kurze Signaltöne folgen. Über Funk ist zu hören, wie runtergerechnet wird: „4,3,2,1“ - ein ohrenbetäubender Knall lässt zusammenzucken. Staub steigt auf, der Turm fällt zu Seite, knallt auf den Boden und verschwindet für Sekunden in einer Staubwolke.

    Aufatmen. Alles ist gut gegangen. Klaus-Dieter Steinmann schaut sich seine Bilder im Display seiner Digitalkamera an. „Schicken Sie uns die“, bittet Simone Kaspar. „Mach ich“, sagt der Voerder. „Nun ist er weg. Aber er hatte keine Chance“, kommentiert er trocken. Bei dem Sprengstoff.

    Zehn Kilo hat Sprengmeister Andreas Polivka in 16 Schneidanlagen angebracht. Er ist zufrieden mit dem Verlauf: „Das Ding liegt genau so, wie es liegen sollte“. Das Ding, das einst den Bergleuten der Zeche Walsum als Seilfahrt- und Materialschacht gedient hat. Im Sommer 2008 war hier Schicht am Schacht. Seitdem rostete der Turm vor sich hin - auch weil erst die Deichbausanierung Mehrum II abgeschlossen sein sollte. Zwei Großbaustellen, das wollte man den Bürgern nicht zumuten.

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    In den nächsten Wochen gilt es nun 300 Tonnen Stahl und jede Menge Schutt abzutragen - darunter auch die erste Schraube, die einst Klaus-Dieter Steinmann gesetzt hatte.