Voerde. Der BUND kritisiert den Flächenverbrauch in Voerde-Emmelsum und im übrigen Kreis Wesel und fordert ein Umdenken.

Ungeachtet der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung schreitet der Flächenverbrauch im Kreis Wesel nicht nur durch den Kiesabbau, sondern auch durch die Ansiedlung immer weiterer Logistikzentren fort.

Die Hafengesellschaft Delta Port erweitert derzeit die Hafenflächen zwischen Voerde-Emmelsum und Lippemündung um insgesamt 74 Hektar. Weitere Pläne sehen in diesem Bereich eine zusätzliche Bebauung von 51 Hektar vor. So wird ein zusammenhängender Industrie- und Gewerberaum zwischen Lippemündung und der südlichen Grenze Emmelsums geschaffen und Flächen im Umfang von 125 Hektar, umgerechnet 175 Fußballfelder, wertvoller Böden unumkehrbar vernichtet.

Biotop wird zerstört

Konkret möchte die Stadt Voerde am Hafen Emmelsum für ein Logistikzentrum der Firma Greenfield ein vor Jahrzehnten angelegtes Biotop zerstören. Der BUND kritisiert die Umwandlung und Versiegelung dieser Freiflächen und fordert den Schutz der betroffenen Gebiete. Günther Rinke von der Kreisgruppe Wesel: „Boden ist ein endliches Schutzgut. Der Verlust wertvoller landwirtschaftlicher Flächen und Biotope durch Bebauung und Versiegelung ist nicht umkehrbar.“ Der Wert dieser Flächen für Mensch, Umwelt und Natur sei vielfältig. Versiegelte Freiflächen absorbieren Wärme und können kein Wasser verdunsten. Sie können so im Sommer nicht zur Kühlung der Luft beitragen. Die Frischluftbildung und -zufuhr aus dem Lippemündungsraum in die nahe gelegenen Ballungsräume werde dadurch merklich beeinträchtigt.

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In Zeiten der bereits stattfindenden Klimakatastrophe, in der die Klimaresilienz der Kommunen mit aufwendigen Maßnahmen besser aufgestellt werden soll, stelle die Beeinträchtigung der Frischluftzufuhr eine widersinnige Entscheidung dar. „Der Boden ist unser wichtigster Speicher für Kohlenstoff“, so Rinke, „die CO2-Speicherfähigkeit der Böden wird durch Versiegelung auf null reduziert. Regenwasser kann kaum noch versickern und die Grundwasservorräte auffüllen. Das Risiko örtlicher Überschwemmungen steigt.“

Des Weiteren führe die Bebauung zu einem Verlust an Ackerböden. Laut Regionalverband Ruhr (RVR) nahm die landwirtschaftliche Nutzfläche im Kreis Wesel allein zwischen 2010 und 2017 um 3031 Hektar ab. „Unsere Böden bilden die Grundlage für unsere Ernährung und der kontinuierliche Verlust stellt eine Gefahr für die Zukunft der Region dar“, erläutert Tomás Cabral vom BUND. „Auch im Hinblick auf die kommenden Generationen müssen wir lernen, mit dem Boden besser zu haushalten.“

Zunehmender Lkw-Verkehr

„Durch die dort geplante Ansiedlung von Logistikzentren wird der Lkw-Verkehr erheblich zunehmen, was mehr Lärm und mehr Emissionen bedeutet. Es ist zu erwarten, dass sich nicht nur in Emmelsum sondern auch in Friedrichsfeld und selbst in Hünxe, die Lebensqualität verschlechtert“, so Cabral. Der BUND fordert deshalb ein Gutachten zu dem im gesamten Lippemündungsraum zu erwartenden Verkehr sowie eine Prognose der zu erwartenden Emissionen.

Der BUND fordert die Stadt Voerde auf, den derzeit zur Debatte stehenden Bebauungsplan zum „Greenfield“-Logistikzentrum zurückzunehmen. Bevor weitere Planungen realisiert werden, sollten laut BUND der Kreis, die Städte Wesel und Voerde gemeinsam mit den Bürgern ein Gesamtkonzept für den Lippemündungsraum erarbeiten, in dem Siedlungsflächen, Gewerbegebiete und Flächen für Natur und Erholung unter Beachtung der Erfordernisse des Klimaschutzes festgelegt werden.