Voerde. Landtagskandidat René Schneider (SPD) setzt sich in Voerde gegen Sascha van Beek durch, auch bei den Zweitstimmen liegen Sozialdemokraten vorne.

Das Abschneiden der beiden großen Parteien in Voerde bei der NRW-Wahl stellt sich anders dar als im Land insgesamt: Die SPD holt dort 36,91 Prozent der Zweitstimmen, die CDU kommt auf 30,22 Prozent. Die Sozialdemokraten verlieren gegenüber der Wahl 2017 allerdings leicht (2,65 Prozentpunkte), die CDU legt knapp fünf Prozentpunkte zu. Noch deutlicher ist in Voerde der Wahlausgang zugunsten der SPD bei den Erststimmen. Kandidat René Schneider kann 40,51 Prozent der abgegebenen Voten für sich verbuchen, sein Mitbewerber von der CDU, Sascha van Beek, landet bei 30,70 Prozent.

Nach dem Neuzuschnitt bildet Voerde als einzige rechtsrheinische Kommune mit den allesamt links des Flusses gelegenen Städten Kamp-Lintfort, Rheinberg und Xanten sowie den Gemeinden Alpen und Sonsbeck den Wahlkreis 58 Wesel II. Bezogen auf alle sechs Kommunen fiel das Ergebnis weit knapper aus: Mit 38,25 Prozent machte René Schneider (SPD) vor Sascha van Beek (CDU) mit 35,26 Prozent das Rennen und zieht damit erneut direkt in den nordrhein-westfälischen Landtag ein. Beide trennten am Ende knapp 2000 Stimmen.

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Maßgeblichen Anteil an dem Erfolg habe angesichts der Wählergesamtheit das Abschneiden in Voerde, sagte René Schneider am Sonntagabend in einem ersten Fazit. Die Herausforderung, sich dort bekannt machen zu müssen, sei für alle Kandidatinnen und Kandidaten gleich gewesen. „Die Voerderinnen und Voerder kannten mich genauso wenig wie alle anderen“, sagte der Kamp-Lintforter.

Auch wenn ihn der Sieg der Landes-CDU freue, sei er aber umso mehr enttäuscht von seinem eigenen Ergebnis, sagte CDU-Kandidat Sascha van Beek. „Vielleicht haben wir am Ende einfach doch nicht genügend Leute erreicht.“ Das gute Gesamt-Abschneiden der CDU sei zumindest ein Trost für sein Wahlkampfteam und die Bestätigung, „gut unterwegs gewesen zu sein“, resümierte van Beek.

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Von Michael TurekMichael.Turek@funkemedien.de

Im Fall von Bündnis 90/Die Grünen und der FDP spiegelt sich in Voerde das Gesamtergebnis im Land wider: Die Liberalen verloren gegenüber der NRW-Wahl 2017 mehr als 50 Prozent der Zweitstimmen. Die Grünen indes konnten ihr Ergebnis von vor fünf Jahren fast verdreifachen. Sie gelten als die eigentlichen Gewinner der Landtagswahl. Die Freude bei den beiden Spitzen des Voerder Ortsverbandes der Grünen, Mascha Gores und Jan Krüßmann, ist entsprechend groß. Beide werten das gute Ergebnis als Bekenntnis der Bürger, die Energiewende vorantreiben zu müssen, und als Zeichen, dass sie das Vertrauen hier in die Grünen setzen.

Sascha van Beek zeigte sich von seiner Niederlage am Sonntag enttäuscht.
Sascha van Beek zeigte sich von seiner Niederlage am Sonntag enttäuscht. © PR | CDU

Der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes, Bert Mölleken, glaubt, dass es richtig war, mit Hendrik Wüst einen relativ jungen Politiker an die Spitze zu setzen. Die Verjüngung der Partei werde auf der Landesebene wie auch in Voerde vollzogen. Wüst habe als Ministerpräsident auch bei den Wählern überzeugt. Er habe deren Vertrauen in seiner relativ kurzen Amtszeit gewinnen können.

Auch geht Mölleken davon aus, dass die bundespolitische Stimmung durchgeschlagen hat. Kanzler Olaf Scholz habe versucht, die Landes-SPD zu unterstützen – was, so scheine es, nicht angekommen sei. Dass die CDU bei der Landtagswahl sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen in Voerde hinter der SPD auf Rang zwei landete, wundert ihn nicht: In Voerde gebe es eine „sehr stabile SPD-Wählerschaft“, die kaum von Schwankungen beeinflusst werde.

Ähnlich sieht dies der Voerder SPD-Vorsitzende Stefan Weltgen: „Voerde hat einen eigenen Trend“, erklärt er. Dass René Schneider in Voerde aus dem Stand 40,51 Prozent geholt hat, zeige dass „er der richtige Kandidat für die SPD war“.

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Die Wahlniederlage der SPD und das starke Abschneiden der Grünen in NRW erklärt Weltgen auch mit der Bundespolitik. Die Grünen hätten eine „höhere Strahlkraft“ als die SPD-geführten Ressorts. Auch habe das vorsichtige Agieren der Sozialdemokraten beim Ukraine-Krieg die Mobilisierung der eigenen Wähler erschwert.

Die Wähler in NRW hätten entschieden, dass „die alte Landesregierung nicht weitermachen soll“, sagt Weltgen mit Blick auf das schlechte Abschneiden der FDP.

>>Info: Hintergrund

28.350 Wahlberechtigte waren in Voerde am Sonntag zur Landtagswahl aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag in diesem Jahr mit 54,99 Prozent weit unter der vor fünf Jahren. Damals gaben 67,43 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Die geringere Beteiligung hatte sich zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale abgezeichnet: Bis 16 Uhr lag sie bei 52,89 Prozent.

2017 holte die SPD in Voerde bei der Landtagswahl 39,56 Prozent der Zweitstimmen, die CDU lag mit 25,42 Prozent deutlich dahinter. Auf die Grünen entfielen 2017 in Voerde nicht einmal fünf Prozent (4,67 Prozent) der Zweitstimmen, die FDP kam auf 10,82 Prozent. Knapp dahinter landete auf Rang vier die AfD, die in Voerde auf 9,29 Prozent der Zweitstimmen kam.