Voerde. Stadt verweist auf starke pandemiebedingte Ausfälle bei den Firmen. Bei gesetztem Einzugstermin soll es aber bleiben. Weitere Kostensteigerung.

Noch immer ist der ehemalige Altbau der Comenius-Gesamtschule eingerüstet – „leider“, wie Nicole Orzechowski unlängst im Bau- und Betriebsausschuss konstatierte. Die Leiterin des städtischen Fachdienstes „Gebäudemanagement“ erklärte, dass es bei den Firmen coronabedingt „starke Ausfälle“ gebe, und kündigte mit Blick auf den Abschluss der umfassenden Sanierungsmaßnahme im und am Hauptgebäude der Gesamtschule an: „Wir wollen da im Juni weg sein.“ Schließlich wird am zuletzt, im November 2021, kommunizierten Umzugstermin weiterhin festgehalten. Der soll in den Sommerferien erfolgen, die in diesem Jahr auf die Zeit vom 27. Juni bis 9. August fallen.

Die Frage, ob es trotz der Verzögerungen dabei bleibt, dass danach der Unterricht in dem von Grund auf sanierten Gebäude starten kann, beantwortet Stadtsprecherin Miriam Gruschka mit einem „Ja“. 2021 war gar mal von einem sukzessiven Umzug nach den Sommerferien des selben Jahres die Rede gewesen, später dann von einem Umzug in vollem Umfang im Herbst. Daraus wurde nichts. Als Grund wurde seinerzeit das Problem der „Baustoffknappheit“ angeführt.

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In Folge massiver Lieferprobleme gehe man davon aus, dass das Mobiliar erst vor den Osterferien 2022 geliefert werde, hieß es damals vonseiten der Stadt. Und: Weil es Wunsch der Comenius-Gesamtschule sei, keinen Umzug im laufenden Betrieb und mitten im Schuljahr vorzunehmen, solle nach den Sommerferien 2022 in einem komplett möblierten Gebäude gestartet werden. Erste Teillieferungen von Mobiliar hat es gegeben, weitere werden zeitnah erwartet.

Die Zielsetzung lautete zuletzt, dass in 2021 95 Prozent der Arbeiten im und am Gebäude fertiggestellt sein sollen und im Januar dieses Jahres nur noch Restarbeiten vorzunehmen sind. Im Großen und Ganzen seien die Arbeiten zu 90 Prozent in den meisten Gewerken im Gebäude in 2021 erledigt gewesen. „Oftmals waren es kleinere Restarbeiten, die aufgrund verschiedener Vorarbeiten noch nicht in Gänze zum Abschluss geführt werden konnten“, erläutert Miriam Gruschka. Die Stadtsprecherin führt neben coronabedingten Ausfällen bei den ausführenden Firmen auch Lieferschwierigkeiten beim Material als Grund für die Verzögerungen an. Darüber hinaus seien noch andere Einflüsse für die Ausführung von Bedeutung – etwa, „wenn für verschiedene Verlegearbeiten die Temperatur oder der Feuchtegehalt eine Rolle“ spielen.

Stadt: Nur noch Restarbeiten verschiedener Gewerke stehen aus

Die „deutlich längeren“ Materialbeschaffungszeiten und auch die Personalausfälle hätten die Ablaufplanung enorm erschwert, denn eine Anwesenheit beziehungsweise Abwesenheit der Firmen sei nicht langfristig planbar gewesen. Ende vergangener Woche standen noch folgende Arbeiten aus: im Gebäude „nur noch Restarbeiten verschiedener Gewerke (zum Beispiel Maler, Bodenleger, einzelne Türen oder WC-Trennwände)“, die in den nächsten vier Wochen zum Abschluss kommen sollen, erklärte Gruschka. Am Gebäude selbst müssen noch letzte Fassadenplatten montiert werden. Außerdem müssen das Außengelände hergerichtet und das Gerüst zurückgebaut werden.

Die Gesamtmaßnahme ist nicht nur in Zeitverzug, es kommt auch noch einmal zu deutlich höheren Mehrkosten als 2019 angenommen: Damals waren im Zuge der Sanierung in dem Gebäude gravierende Baumängel zutage getreten, die aus der Zeit stammen, als der Trakt errichtet wurde. Der Mitte der 70er Jahre begangene Pfusch am Bau, der behoben werden musste, kommt die Stadt heute teuer zu stehen: Ursprünglich hatte sie für die Altbau-Sanierung an der Comenius-Gesamtschule 10,5 Millionen Euro im Haushalt angesetzt. Aufgrund der massiven Baumängel veranschlagte sie 7,5 Millionen Euro mehr im Etat.

Kommune muss eine Million Euro mehr einplanen

Die Kommune kalkulierte nach eigenen Angaben konservativ, plante mit dem Betrag von 18 Millionen Euro einen Puffer ein. Wie sich nun aber herausstellt, reicht auch diese Summe nicht aus. „Der damals vermutete Umstand, diese Planungsgröße nicht in vollem Umfang ausschöpfen zu müssen, hat sich nicht bewahrheitet“, erklärt Miriam Gruschka. Die Stadt hat in 2022 noch einmal eine weitere Million Euro für die Gesamtbaumaßnahme angesetzt, so dass die Gesamtsumme aktuell bei 19 Millionen Euro liegt.

„Die Mehrkosten begründen sich insbesondere durch die erhebliche Bauzeitenverzögerung und durch zusätzliche Arbeiten zur Beseitigung der Vernässungsschäden im Winter 2021“, erläutert Stadtsprecherin Gruschka. Auch aufgrund der coronabedingten Verzögerung seien Kostensteigerungen, insbesondere durch Lohn- und Materialpreiserhöhungen bei verschiedenen Gewerken, zu verzeichnen.