Voerde. Die Abbrucharbeiten im Inneren der Gesamtschule Voerde förderten einige böse Überraschungen zu Tage. Stadt führte Politiker durch die Baustelle.
Als die Mitglieder von Bau- und Betriebsausschuss und Schulausschuss der Stadt die Comenius Gesamtschule betreten, erwartet sie dort mehr als das übliche Baustellenchaos. Die Führung von Nicole Orzechowski, der Fachdienstleiterin für Gebäudemanagement, und Alexandra Bednarczyk, Mitarbeiterin in dem Verwaltungsbereich, beginnt dabei relativ harmlos. Nämlich mit dem Verweis darauf, dass – entgegen der ursprünglichen Planungen – auf der ganzen Decke des Schulgebäudes ein spezieller Brandschutzputz angebracht werden muss, um die Brandschutzbestimmungen einhalten zu können. So lange das nicht geschehen ist, können auch die mit dem Bau der Haustechnik beauftragten Firmen nicht weiter arbeiten. Ein kleiner Rückschlag.
Wände nicht verbunden oder zu dünn
Was folgt, ist dann allerdings eine Ansammlung von diversen Baumängeln: Zweischalige Wände, die nicht mit Ankern verbunden sind, zum Beispiel. „Die Statikerin rechnet gerade, ob wir das nachträglich hinbekommen, sonst müssen wir die Wände abreißen“, erklärt Alexandra Bednarczyk.
An anderer Stelle sind die Wände in der Schule nur fünf Zentimeter dick. „Wir wissen nicht, wer die schmaler gemacht hat und warum“, erklärt die Technische Beigeordnete Nicole Johann, die ebenfalls beim Rundgang mit dabei ist.
Löcher in den Hohldecken
Ein besonderes Problem: Zahlreiche Löcher, die in die Hohldecken-Konstruktion gebohrt wurden, scheinbar ohne Sinn und Verstand. Teilweise findet sich ein wildes Sammelsurium von Durchbrüchen, nicht nur durch die Decke, sondern auch durch die Unterzüge der Deckenkonstruktion. „Jeder Durchbruch ist statisch überprüft worden. An einigen Stellen müssen wir ganze Deckenplatten austauschen“, sagt Alexandra Bednarczyk. Die zahlreichen Löcher sorgen unter anderem dafür, dass man für die neue Heizungsanlage die alten Durchbrüche nutzen muss, weil man keine neuen machen kann. „Deswegen musste die Heizung mehrfach umgeplant werden“, erklärt Alexandra Bednarczyk.
Lüftung zu schwer für Decken
Ähnliches gilt für die Lüftungsanlage, die unmöglich auf den Decken stehen kann, die jetzt schon an der Grenze ihrer Belastbarkeit sind. Statt auf dem Dach wandert die Lüftung an die Außenseite des Gebäudes und die Luftbewegung wird durch ein System von Leitungen gewährleistet. Die Belastung der Decke sorgt auch dafür, dass nun nachträglich Stahlträger eingebracht werden müssen, um die Konstruktion zu stützen.
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Die Mauern „bröckeln einfach weg“
Da sind die anderen Mängel, die sich den Ausschussmitgliedern zeigen, schon fast „Kleinigkeiten“ im Vergleich. So fehlen im Großteil des Gebäudes die Türstürze. „Deswegen bröckeln uns hier Mauern einfach weg“, erklärt Nicole Johann. Teilweise sind auch Schaltkästen so in die Wände eingelassen, dass bei deren Entfernung von der Wand nichts mehr übrig bleiben würde.
Einige ohnehin schon zu dünne Wände wurden durch die nachträgliche Verlegung von Leitungen noch weiter geschwächt. Und teilweise finden sich auch Kuriositäten, wie sich nach unten verjüngende Fallrohre. Dabei wurden die Mängel erst beim Innenabbruch nach und nach offenbar. „Wir konnten die meisten Dinge vorher nicht sehen und sie auch nicht so vorhersehen“, erklärt Nicole Orzechowski.
„Eine Baustelle, die es so eigentlich gar nicht geben dürfte“
„Das ist eine Baustelle, die es so eigentlich gar nicht geben dürfte. So etwas habe ich noch nie gesehen“, kommentierte Georg Schneider (CDU), Vorsitzender des Bau- und Betriebsausschusses den Anblick der zahlreichen Baumängel. Die sollen natürlich komplett beseitigt werden, bis das Schulgebäude in Betrieb genommen wird.
„Die Sicherheit der Kinder steht an erster Stelle. Da sollte man auch nicht sparen“, sagte Dezernentin Nicole Johann. Wie teuer die Mängelbeseitigung am Ende wird, steht noch nicht fest.