Dinslaken. Eltern, die ihre Kinder zum nächsten Schuljahr am OHG angemeldet haben, appellieren vor Schulausschuss-Sitzung an Politik und Stadt Dinslaken.
Nachdem sich Vertreterinnen und Vertreter der Schulgemeinschaft am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) bereits im Gespräch mit der NRZ enttäuscht darüber zeigten, dass die Stadtverwaltung der Politik vorgeschlagen hat, ihren Wunsch nach einer Mehrklasse zum kommenden Schuljahr abzulehnen, haben die Redaktion nun erneut mehrere Zuschriften zu dem Thema erreicht.
Darin äußern auch Eltern von Viertklässlern, die zum kommenden Jahr am OHG in Dinslaken angemeldet wurden, ihre Sorgen. Die Schreiben sind auch an die Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung adressiert worden.
„Mit großem Entsetzen lesen wir die aktuellen Berichte über die Pläne“
So äußern sich zum Beispiel Daniela und Mark Remling aus Dinslaken. Sie schreiben: „Mit großem Entsetzen lesen wir die aktuellen Berichte über die Pläne der Schulpolitik der Stadt Dinslaken im Hinblick auf die neue Jahrgangsstufe 5 des OHGs. Auch wir haben unseren Sohn ganz bewusst am OHG angemeldet, er hat ein sehr gutes Zeugnis mit uneingeschränkter gymnasialer Empfehlung und einen sehr sensiblen Charakter. Die Schule und das Kind müssen zusammenpassen, um einen reibungslosen Übergang von Grundschule zur weiterführenden Schule zu ermöglichen. Dies ist ohnehin aufgrund der aktuellen (Corona-)Bedingungen kein leichtes Unterfangen für die Kinder. Seine ihm sehr nahestehenden Cousinen sind ebenfalls am OHG. An einer Schule wie der EBGS würde er untergehen, weshalb diese Schule für uns niemals zur Debatte stand. Und das sage ich aus eigener Erfahrung. Das OHG ist mit dem Fahrrad fünf Minuten Fahrt von unserem Haus entfernt. Hiesfeld käme für uns überhaupt nicht in Frage, da er dort gar nicht selbstständig hin käme. Bei dem Anmeldegespräch am 12. Februar 2022 schien die für Ende Februar avisierte Anmeldebestätigung lediglich eine Pro-forma-Angelegenheit zu sein.
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Die politische Planung reißt uns gerade den Boden unter den Füßen weg im Hinblick auf die schulische Planung (und den Herzenswunsch) unseres Sohnes, da ein Ausweichen auf das THG (Theodor-Heuss-Gymnasium, Anm. d. Red.), welches wir als zweite Wunschschule angegeben haben, ja auch nicht möglich ist. Es ist für uns unfassbar und unerträglich, wie die Stadt und Sie als unsere gewählten Vertreter die Wünsche der Kinder und Eltern mit Füßen treten, da die von den Schulleitern vorgeschlagene Lösung die Stadt nicht einen Cent kosten wird und auch die Schulaufsicht bereits grünes Licht gegeben hat.
Unser Sohn ist pandemiebedingt – wie alle anderen Kinder auch – bereits extrem verunsichert. Wie wollen Sie eine solche Entscheidung den gebeutelten Kindern erklären? Wir reden hier von Kindern, keinen Planzahlen, die man beliebig hin und her schiebt und aus politischen Gründen versucht, irgendwo rein zu zwingen. Sie greifen massiv in die Entwicklung unserer Kinder ein und verursachen Probleme aus politischem Kalkül! (...)“
„Mir ist es unverständlich, warum es jetzt eine Diskussion gibt“
Auch Tanja Nigbur appelliert an die politischen Entscheider. Sie schreibt: „Mein Sohn hat sich am OHG angemeldet und wartet momentan auf seinen positiven Bescheid, dass er nach den Sommerferien dort zusammen mit seinen Freunden lernen kann. Mir ist es unverständlich, warum es jetzt eine Diskussion über die Mehrzügigkeit und Verteilung der Schüler gibt, wo doch alle Gegebenheiten vorhanden sind und keine Mehrkosten bedeuten: Es gibt Räume, Lehrer und Kapazitäten für eine weitere Klasse am OHG.
Die letzten zwei Jahre haben so deutlich gezeigt, dass Stabilität und ein gewohntes soziales Umfeld essenziell für Kinder sind. Diese Ungewissheit jetzt und ein möglicher Wechsel zu einer anderen Schule, vielleicht sogar ohne seine Freunde, ist nicht hinnehmbar. Ich möchte meinem Sohn Verlässlichkeit bieten, nachdem er so viele Wochen und Monate coronabedingt immer wieder spontan aus seinem gewohnten Lern- und Sozialumfeld gerissen worden ist. (...)“
„Lassen Sie nicht das Los oder kommunale Grenzen über Schülerschicksale entscheiden!“
Darüber hinaus meldet sich auch Klaus Rehder erneut zu Wort. Der Oberhausener, der, wie berichtet, als Mathe- und Physik-Lehrer am OHG arbeitet, lernte einst selbst an der Schule und schreibt hierzu: „Abgewiesen… wurden wir damals nicht, wir, deren Eltern sich für uns 1965 für das Gymnasium in Dinslaken entschieden hatten. Und damals hätte es Gründe für eine solche Abweisung gegeben, denn unser 1. Klassenraum platzte aus allen Nähten: 52 muntere Sextaner in einem Kellerraum, der als Klassenraum herhalten musste, der Andrang war riesig, Platz eigentlich nicht vorhanden. Natürlich waren wir Oberhausener froh, dabei sein zu dürfen, nicht ausgeschlossen von bereits existierenden Freunden aus dem so nahen Dinslaken, der Stadt, wohin sich auch heute viele Menschen aus den Randlagen orientieren, aus Holten, Schmachtendorf, Walsum, Voerde, zum Einkaufen, ins dortige Vereinsleben, in die kulturellen Angebote. Und nun also das deutliche Signal: Wir wollen euch nicht, ihr gehört nicht zu uns, orientiert euch in Richtung des eigenen Kirchturms. Ist das die Botschaft? Eine Entscheidung ohne Not, denn: Niemand müsste in einen Keller, keine Klasse wäre zu groß. Diejenigen Eltern, die sich für eines der drei Gymnasien entschieden haben, haben diese Entscheidung, wie auch unsere Eltern damals, sehr bewusst getroffen und sich dabei sicherlich den jeweiligen Schwerpunkt der Schulen genauer angesehen und sich mit ihren Kindern für diese oder jene Schule entschieden.
Elternwille war schon so oft das tragende Argument für die eine oder andere Entscheidung des Rates der Stadt. Richtig so. Und plötzlich ist alles anders? Mein Appell an die verantwortlichen Entscheidungsträger: Lassen Sie nicht das Los oder kommunale Grenzen über Schülerschicksale entscheiden! Hinter jeder Anmeldezahl stehen Eltern und deren Kinder, die Sie damit de facto entmündigen, und wir alle sind doch schließlich mündige Bürger in unserem Ruhrpott!“
„Eine Situation, die sich keinem erschließt, aus der keiner einen Vorteil zieht!“
Und auch Clara Gorjup, die bekanntlich Schülersprecherin am OHG ist, appelliert erneut an die Entscheider von Verwaltung und Politik: „Kinder kennen keine Verwaltung, Kinder kennen nur Freundschaft. Eine neue Schule! Neue Strukturen, Eindrücke und Lernsituationen! Etwas, an dem man sich festhalten kann, die alten Freunde, bekannte Gesichter, die den anfänglichen Ängsten entgegen wirken! Eine Vertrautheit, die den Kindern schulisch und sozial weiterhelfen kann.
Ein Schulwechsel ist mehr als nur bürokratische Verwaltung von Klassenstrukturen! Es ist eine Entscheidung, die Lebenserfahrungen und Verläufe verändert! Die Schullaufbahn ist der Start in die Zukunft, die Phase der Selbstentfaltung, die Prägung der Jugend! Hier wird die menschliche Komponente rücksichtslos hinten angestellt! Die freie Entscheidung scheint nichts mehr wert! Die einzige Frage bleibt: Wieso? Wieso, Mama, darf ich das OHG nicht besuchen? Wieso soll ich plötzlich auf eine andere Schule? Wieso wurde das so entschieden? Wieso gibt es keine Antworten? Diese Frage möchten wir der Stadt stellen!
Eine Situation, die sich keinem erschließt, aus der keiner einen Vorteil zieht! Eine Dreizügigkeit am OHG würde nicht nur Ablehnung bedeuten, es würde drei Klassen bedeuten, welche voll sind. Es gebe keinen Platz für Wiederholer, Zugezogene, Geflüchtete! Eine Lernatmosphäre, welche als weniger angenehm empfunden wird! Vierzügigkeit für das Wohl dieser Kinder! Es geht um das Wohl der SchülerInnen, die Veranstaltungen besucht haben, Profile auserkoren haben, Vereine in der Nähe besuchen! Es geht um Schulwege, Freundschaftsbeziehungen und einen möglich angenehmen Start am OHG. Was wäre gewesen, wenn Ihre Kinder oder gar Sie selbst keine freie Entscheidung gehabt hätten? Wo würden Sie dann heute stehen? Wie hätten Sie sich damals gefühlt? (...)“
>> THEMEN IM SCHULAUSSCHUSS
Die nächste Sitzung des Schulausschusses, bei der die politischen Vertreterinnen und Vertreter erstmals über den Vorschlag der Verwaltung sprechen, findet am Freitag, 18. März, um 17 Uhr im Foyer im 1. Obergeschoss der Kathrin-Türks-Halle, Platz d’Agen 4, statt. Endgültig entscheiden über die Vorlage werden die Mitglieder des Rates bei ihrer nächsten Sitzung am Montag, 21. März.
Diskutiert wird im Schulausschuss auch, wie berichtet, über die Verzögerung der Sanierungsmaßnahme an der GGS Hühnerheide und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die geplanten Umzugsszenarien für die Friedrich-Althoff-Schule (FAS), die Gustav-Heinemann-Realschule (GHR) und die GGS Hühnerheide. Außerdem wird die Prüfung des Baus einer Einfachturnhalleauf dem Gelände der Ernst-Barlach-Gesamtschule Thema sein.