Dinslaken. An Gymnasien und Realschule wurden 80 Kinder mehr angemeldet, als erwartet. Der Rat hat die Zügigkeit aber begrenzt. So könnte es weitergehen.

Ist es, wie Daniel Tiszay, Leiter des Gustav-Heinemann-Gymnasiums und Sprecher der weiterführenden Schulen in Dinslaken, vermutet, der „Fluch der guten Tat“? Haben sich die Investitionen der Stadt Dinslaken in die Schulen über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen? An den weiterführenden Schulen in Dinslaken wurden für das kommende Schuljahr erheblich mehr Kinder angemeldet als zu erwarten war. Weil der Stadtrat aber 2018 beschlossen hat, die Zügigkeit der Schulen – also die Anzahl der Eingangsklassen – zu begrenzen, müssten diese nun 80 Kinder – 54 an den Gymnasien und 26 an der Realschule – abweisen. Es sei denn, die Stadt genehmigt für diesen Jahrgang eine Ausnahme.

Das sind die Anmeldezahlen der Gymnasien in Dinslaken

Am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) wurden 111 Kinder angemeldet - das sind 18 mehr als Plätze zur bei drei Zügen (Eingangsklassen) Verfügung stehen.

Am Theodor-Heuss-Gymnasium (GHG) wurden 129 Schüler angemeldet – die Kapazität bei Dreizügigkeit wird damit um 36 überschritten.

Das Gustav-Heinemann-Gymnasium liegt mit 63 Anmeldungen 30 unter seiner Kapazität – müsste also zwei sehr große Eingangsklassen bilden. Traditionell schicken viele Hiesfelder ihre Kinder zum Gymnasium Hiesfeld – der aktuelle Viertklässlerjahrgang in Hiesfeld hat aber nur 177 (2021: 195) Kinder. Das soll im kommenden Jahr nach Angaben der Stadt wieder anders sein.

Selbst, wenn die Stadt sämtliche von THG und OHG abzuweisenden Schüler ans GHG vermitteln könnte, könnten 24 Kinder nicht aufgenommen werden. Für sieben Kinder in ganz Dinslaken liegt noch keine Anmeldung vor. Erfahrungsgemäß sind das aber laut Stadt keine Kinder, die an Gymnasien angemeldet werden. 72 der an den Gymnasien angemeldeten Schüler kommen aus umliegenden Kommunen – die meisten (36) aus Duisburg, 19 aus Hünxe, acht aus Voerde, sieben aus Oberhausen, zwei aus anderen Kommunen.

Das sind die Anmeldezahlen an Realschule und Gesamtschulen in Dinslaken

An der Realschule wurden 107 Kinder angemeldet – 26 über der festgelegten Aufnahmekapazität. Elf kommen aus umliegenden Kommunen. Die Kapazität richtet sich nach der Anzahl der angemeldeten Schüler mit Förderbedarf. Sollte es bei 81 Plätzen bleiben, könnten nicht alle Dinslakener Kinder, die angemeldet wurden, aufgenommen werden.

An der Ernst-Barlach-Gesamtschule (EBGS) gab es 108 Anmeldungen (14 Auswärtige, sechs davon aus Voerde). Danach könnte die Schule vier Eingangsklassen bilden, so die Stadt. Weil 15 Kinder mit Förderbedarf aufgenommen werden, hat die Schule eine Begrenzung der Klassenstärke auf 27 Schüler beantragt. Dann wären noch 27 Plätze frei.

An der Gesamtschule Hiesfeld wurden 142 Kinder angemeldet (26 auswärtige aus Duisburg und Oberhausen) - bei einer Kapazität von 145. Und die drei freien Plätze seien nun auch vergeben, so Schulleiterin Daniela Gottwald.

Der Stadtrat hat 2018 festgesetzt, dass die Gymnasien und die Realschule grundsätzlich drei Eingangsklassen bilden sollen, die Gesamtschulen jeweils fünf. OHG, THG, GHG und Realschule appellieren in einem gemeinsamen Schreiben an die Stadt Dinslaken, die festgelegte Zügigkeit für dieses Jahr überschreiten zu dürfen: THG, OHG und Realschule möchten vier und das GHG drei Eingangsklassen aufnehmen. Die räumlichen Kapazitäten seien vorhanden, versicherten die Schulleiter am Dienstabend im Schulausschuss und die Anzahl der Lehrer richte sich nach der Anzahl der Schüler.

Das sind die Argumente der Schulleiter

Ein Festhalten an der Zügigkeit würde „eine äußerst schwierige Situation“ für die abzuweisenden Kinder und ihre Familien und sehr große Klassen an den Schulen bedeuten. Auch der „scheinbar einfache Weg,“ die auswärtigen Schüler abzuweisen, „kommt in der Realität an seine Grenzen und scheint auch sehr ungerecht“, begründen die Schulleiter ihr Anliegen. Weil es keinen Ratsbeschluss gebe, der vorsieht, Schüler aus anderen Kommunen nicht aufzunehmen, könnten diese im Fall einer Abweisung den Rechtsweg beschreiten – ebenso wie Schüler aus Dinslaken.

Auch Nicht-Dinslakener, die ein Geschwisterkind auf einer hiesigen Schule haben dürften nicht abgewiesen werden, Hünxer Kinder die für ein Gymnasium angemeldet werden, müssten auch aufgenommen werden. Zudem würden eine Reihe Kinder aus anderen Kommunen bereits die Grundschule in Dinslaken besuchen – müssten also von ihren Klassenkameraden getrennt werden. Schüler an der Stadtgrenze – etwa hinter dem Wohnungswald in Voerde – „müssten auf eine sechs bis zehn Kilometer entfernte Schule“, obwohl OHG und THG nur knapp zwei Kilometer entfernt lägen.

Das sind die Alternativen

Theoretisch müsse man die Plätze in einem Losverfahren vergeben. Dann kämen aber alle Schüler in den Lostopf, es könnten also auch Schüler aus Dinslaken das Nachsehen haben, erklärt Astrid Weidler, Leiterin der OHG. Die Schulleiter bitten die Verwaltung und Politik, „dem Elternwillen Rechnung zu tragen.“ Bei einer Aufstockung der Zügigkeit müsste nur das THG neun Kinder abweisen – die dann vielleicht ans GHG wechseln könnten.

Weil es sich um eine einmalige Maßnahme und keine generelle Änderung handeln würde, müsste darüber nicht der Rat entscheiden. Die Schulaufsicht habe bereits grünes Licht gegeben. Der Ball liege nun bei der Stadt, so Daniel Tiszay.

Nach Angaben der Stadt schließen insgesamt 566 Kinder in diesem Jahr die Grundschule ab – 26 mehr als 2021. Vor allem im Innenstadtbereich gab es einen Anstieg, der sich „vermutlich auch auf die Innenstadtgymnasien auswirkt“, so Dinslakens Stadtsprecher Marcel Sturm. Aber neben den Viertklässlern aus Dinslaken „müssen auch die Ein- und Auspendlungen mit in den Blick genommen werden“. Eine abschließende Statistik gebe es erst Anfang Oktober.

Die Verwaltung werde „zeitnah, in Abstimmung mit der Schulaufsicht und den Schulleitungen“ über die Anträge der Schulen entscheiden. Im Schulausschuss wurden Bedenken geäußert, dass auch künftig vermehrt auswärtige Schüler in Dinslaken angemeldet könnten.