Voerde. Seit einigen Wochen tut sich auf der Fläche hinter dem „Altes Rathaus“ nichts. Wohnbau Dinslaken wartet auf Freigabe durch Kampfmittelräumdienst.

Die ersten Anzeichen, dass es in nicht mehr allzu ferner Zeit mit der Errichtung des neuen Seniorenheims durch die Wohnbau Dinslaken auf dem Grundstück hinter der bestehenden Awo-Einrichtung „Altes Rathaus“ losgehen könnte, gab es im November 2021: Das Areal wurde freigeschnitten, die Bodenauffüllungen wurden zusammengeschoben und bis zur erforderlichen Bodenhöhe abgetragen, damit dann der Kampfmittelräumdienst die Fläche sondieren kann. Doch schnell folgte die erste Zwangspause. Die gemäß des vorher erstellten Bodengutachtens erwarteten Schuttreste, die entsprechend entsorgt werden müssen, konnten zunächst nicht abgefahren werden.

Grund: fehlende Annahmekapazitäten bei den Deponien beziehungsweise Kippstellen, wie der technische Leiter bei der Wohnbau Dinslaken und Bauleiter des Vorhabens, Michael Leuthäuser, auf Anfrage der NRZ erläutert. Ihm zufolge handelte es sich um etwa 100 Kubikmeter Bodenaushub. Aufgrund des Gutachtens sei klar gewesen, dass sich auf der Fläche im Boden Schuttreste befinden, was nichts Außergewöhnliches sei. „Es wurde dort nichts gefunden, was wir nicht vorher wussten“, führt Leuthäuser weiter aus.

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Nach 14 Tagen schließlich konnte das Material abtransportiert und in Richtung städtisches Ordnungsamt, das dies weitergibt, kommuniziert werden, dass der Kampfmittelräumdienst auf der Fläche nunmehr tätig werden kann. Die Rückmeldung war, dass das Gelände frühestens in der ersten Februarwoche sondiert werden könne, berichtet Leuthäuser.

Ab einer gewissen Größe der Fläche würden vom Kampfmittelräumdienst damit Subunternehmen beauftragt. Die Firma sei am 17. Januar ohne Vorabinformation gekommen, um das Areal zu sondieren. Seitdem wartet die Wohnbau Dinslaken auf den schriftlichen Befund. Bauleiter Michael Leuthäuser weiß „aus alter Erfahrung“ zu berichten, dass es sonst drei bis vier Tage dauert, bis dieser vorliegt. Der Bauträger wartet auf das Go. Sobald die Freigabe erfolgt, soll es auf der Baustelle an der Frankfurter Straße weitergehen. „Der Bagger steht schon bereit“, sagt Michael Leuhäuser.

Zwei Monate in Verzug

Das Vorhaben befindet sich in Verzug, der Einzugstermin in den Ersatzbau für die bestehende und von der Awo betriebene stationäre Pflegeeinrichtung aus den 1980er Jahren sei bereits um zwei Monate nach hinten verschoben worden.

Michael Leuthäuser will es nicht beschreien, befürchtet aber, dass es im Zuge der Baumaßnahme zu weiteren Verzögerungen in Folge pandemiebedingter Lieferschwierigkeiten kommen könnte. Dabei denkt er etwa an Engpässe bei Platinen und Halbleitern. Bei einem Seniorenheim handele es sich um einen Sonderbau, denn in einem solchen Gebäude komme mehr Technik als in einem normalen Mehrfamilienhaus zum Einsatz: ein Schwesternnotruf, eine Brandmelde- und eine Lüftungsanlage.

Man müsse sich grundsätzlich auf längere Bauzeiten einstellen, glaubt Leuthäuser. Die Errichtung des Wilhelm-Lantermann-Hauses in Dinslaken dauerte zwei Jahre. Es bleibt angesichts der geänderten Rahmenbedingungen abzuwarten, ob dies auch im Fall des neuen Seniorenheimes in Voerde möglich sein wird.

Die Einrichtung wird über 82 Einzelzimmer und sieben Wohngruppen verfügen. Die unter Denkmalschutz stehende Lindenwirtskarte wird mit einbezogen, wie Michael Leuthäuser erklärt. Dort soll ein Teil der Verwaltung untergebracht werden, wobei ein Verbindungsgang zu dem Neubau geschaffen wird. Auch ist eine künftige Nutzung des Alten Rathauses, das ebenso unter Denkmalschutz steht, und der weiteren Bereiche des bestehenden Seniorenzentrums vorgesehen.

Erstmals vorgestellt hatten Wohnbau und Awo das Vorhaben bereits 2017. Die Pläne für den Ersatzbau mussten zwei Jahre später jedoch noch einmal überarbeitet werden: Die Pächterin, die Awo-Seniorendienste Niederrhein gGmbH, habe kein Einvernehmen mit dem Landschaftsverband Rheinland über die Refinanzierung des Hauses erzielen können, hieß es damals vonseiten der Wohnbau.