Dinslaken/Voerde/Hünxe. Handwerksbetrieben machen Lieferengpässe und hohe Materialpreise zu schaffen. Mieter und Wohnungsbau-Unternehmen müssen länger warten.

Die Handwerksbranche und der Immobilienmarkt gehören zu den wenigen Zweigen, die durch die Corona-Pandemie keine großen Rückschläge erlitten haben. Doch die Lieferengpässe und die akute Preissteigerung bei einigen Werkstoffen machen auch den weniger gebeutelten Betrieben und Unternehmen zu schaffen, wie bei einer Umfrage der Redaktion bei Betrieben und Unternehmen in Dinslaken, Voerde und Hünxe zu erfahren war.

„Wir haben ein Instandhaltungsbudget von acht Millionen Euro und das bewegt sich auf dem gleichen Niveau wie in den Vorjahren. Bei den Handwerkern merken wir aber, dass die fast alle an ihre Kapazitätsgrenzen kommen. Es kommt auch in Einzelfällen vor, dass Mieter durch Verzögerungen bei den Sanierungen erst verspätet in ihre Wohnungen können. Wir achten auch darauf, dass nicht mehrere Handwerksfirmen gleichzeitig in einer Wohnung arbeiten, dadurch haben wir auch verlängerte Zeiten bei der Zuweisung der Handwerker“, erklärt Wilhelm Krechter, Geschäftsführer der Wohnbau Dinslaken.

Wohnbau Dinslaken ist in einer „komfortablen Lage“

„Wir haben allerdings das Glück, dass die Handwerksfirmen eher Aufträge bearbeiten als bei Privatpersonen, weil wir entsprechende Verträge haben. Wir befinden uns dadurch in einer komfortablen Lage. Was Notfälle angeht, muss ich unseren Handwerkern ein großes Lob aussprechen, weil die sofort zur Stelle sind. Auch als beispielsweise das Altenheim in Friedrichsfeld gebrannt hat, stand am nächsten Tag der Dachdecker oben drauf“, betont Krechter.

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Große Schwierigkeiten gebe es bei den Planungsprozessen. „Früher hat man sich regelmäßig zusammengesetzt und über die aktuelle Lage gesprochen. Aber das ist online deutlich komplizierter, als wenn man in einer Runde sitzt oder steht und den Plan vor sich hat. So ist das alles etwas ins Stocken geraten.“

Kleinigkeiten werden nicht geliefert

Was das Handwerk angeht, seien die Lieferengpässe und Preissteigerungen bei Holz und Stahl die offenkundigsten Dinge, aber „es sind oft Kleinigkeiten wie Fensterbeschläge oder Rollladenkästen, die nicht mehr geliefert werden können. Oder die Dichtbänder für ebenerdige Duschen gibt es auf einmal nicht mehr. Und es ist ja auch oft so, dass man nicht weiterkommt, wenn an einer Stelle etwas hängt. Die Mieter warten auf die Wohnungen und diese Verzögerungen haben ja auch viele Konsequenzen, wenn man vielleicht noch einmal in die alte Wohnung oder irgendwo unterkommen muss. Es ist alles schwieriger geworden. Das sind wir so nicht gewohnt“, hadert der Wohnbau-Geschäftsführer.

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Dieter Lengauer, Dachdeckermeister aus Voerde-Friedrichsfeld, schildert: „Die Auftragslage hat sich eigentlich gar nicht entwickelt, die ist gleichgeblieben. Es gibt aktuell im Handwerk allgemein das Problem, dass Materialien nicht geliefert werden. Die Verzögerungen gehen bei 14 Tagen los und können sich auf vier bis sechs Monate hinziehen. Die Zulieferer können keine Termine nennen, das ist eine schwierige Geschichte.“ Auch das Wetter könnte aus Sicht der Dachdecker besser sein, doch die Flutkatastrophe hätte keine Auswirkungen auf die Arbeit gehabt, erklärt Lengauer. Auch die Pandemie sei kein großes Problem gewesen.

„Corona hat auf uns keinen Einfluss gehabt, wir hatten einen Verdachtsfall, der sich nicht bestätigt hat und etwas Impfbeschwerden, aber sonst nichts. Ich denke, dass Corona aufs Handwerk, gerade für diejenigen, die draußen arbeiten, kaum Einfluss hatte.“ Ein größeres Problem für Lengauer ist es eher, geeignete neue Mitarbeiter zu finden. „Wir haben aktuell zwölf Mitarbeiter. Wir würden weitere einstellen, aber wo sollen wir die herbekommen? Das ist ja generell ein Problem im Handwerk, dass man kaum noch Leute findet. Arbeit haben wir seit einigen Jahren genug.“

Kein „Sommerloch“

Auch Gabriele Koop-Törkel, Inhaberin des Unternehmens „Küchenstil“ aus Hünxe und Ehefrau des Holzwerkstatt-Inhabers Olaf Törkel, kann sich über mangelnde Aufträge nicht beschweren. Ihr Mann hatte Anfang des Jahres noch ein „Sommerloch“ befürchtet. „Unsere Branche hat kein Sommerloch. Ganz im Gegenteil, wir müssen Kunden schon absagen, weil wir die ganzen Aufträge nicht mehr schaffen. Das geht schon bis ins nächste Jahr hinein“, sagt sie.

Durch Lieferengpässe hätten sie ganz extreme Einschränkungen, gerade Bauteile für Geschirrspüler und Kühlschränke würden fehlen. „Auch Holzlieferungen dauern sehr lange und es ist deutlich teurer geworden“, klagt Koop-Törkel. Doch mit der vielen Arbeit werden sie und ihr Team fertig: „Anfang des Jahres habe ich eine neue Mitarbeiterin eingestellt, aber das reicht mir auch.“