Voerde. Das erste Angebot für ältere Möllener, sich von Taxi Dickmann zu Edeka Stepper in Friedrichsfeld fahren zu lassen, wurde gut angenommen.
Ein- bis zweimal in der Woche war Christa Behrendt bei Edeka Dröschel, um dort zu kaufen, was ihr „so fehlte“. Dass der kleine Laden seit Dienstag geschlossen hat, bedauert die Seniorin sehr. Die 83-jährige Möllenerin ist nicht mobil. Gabi Merschmöller, die, wie sie berichtet, ein paar Mal in der Woche dort war, äußert sich ähnlich über das Aus: „Das ist schade, da fehlt etwas“, sagt die 68-Jährige. Und so nehmen die beiden Frauen wie weitere fünf Senioren an diesem Freitagmorgen gerne das Angebot an, das auf Initiative von Hans Gutjahr entstanden ist: Der Wahl-Möllener, der 2015 in den Stadtteil zog und dort einige Jahre das Gasthaus Möllen betrieb, hatte die Idee, für die nicht mobilen Älteren einen kostenlosen Einkaufsfahrdienst einzurichten.
Dafür holte er Taxiunternehmer Michael Dickmann und den Betreiber der Edeka-Märkte in Friedrichsfeld und Spellen, Andre Stepper, mit ins Boot. Bei beiden stieß er mit der Überlegung auf offene Ohren. Und so kann bereits wenige Tage nach der Schließung des einzigen Supermarktes in Möllen die erste Fahrt nach Friedrichsfeld zu Edeka Stepper starten.
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„Soziale Kontakte – das ist das Zauberwort“, erklärt Initiator Hans Gutjahr beim Gang in den Lebensmittelmarkt. Für ihn geht es nicht allein darum, dass die älteren Möllener einkaufen gehen können. Sie sollen vor allem auch die Gelegenheit zur Begegnung, zu einem Plausch untereinander oder an der Fleisch- und Wursttheke bekommen. Sieben Senioren nehmen an der Premierenfahrt nach Friedrichsfeld teil. Stefanie Wirtz, eine der beiden Marktleiterinnen des dortigen Edekas, hilft ihnen, sich in dem riesigen Laden zurechtzufinden.
Der kleine Supermarkt in Möllen hatte eine Verkaufsfläche von rund 350 Quadratmetern, das Geschäft von Andre Stepper ist mehr als viermal so groß. „Das ist eine Reizüberflutung“, weiß Stefanie Wirtz. Christa Behrendt ist zum ersten Mal dort – kommt gleich mit den Mitarbeiterinnen an der Fleisch- und Wursttheke ins Gespräch.
Ursula Kraps sieht sich von der Größe des Supermarktes „erschlagen“, wie sie mit einem Lachen sagt. Für sie und ihren Mann war der kleine Edeka in Möllen ein Treffpunkt. „Das werden wir vermissen“, bedauert Ursula Kraps. Ihr Mann Heinz-Dieter erzählt, dass er dem Laden in Möllen ein Gedicht gewidmet habe. Er und seine Frau wohnen seit 1963 in dem Voerder Stadtteil. Sie hätten immer bei Edeka Dröschel eingekauft (auch an den letzten Tagen vor der Geschäftsaufgabe) – schon mal habe ihr Sohn ihnen etwas von einem Discounter mitgebracht, berichtet das Ehepaar Kraps. Es möchte den Einkaufsfahrdienst nach Friedrichsfeld, der dienstags und freitags um 10 Uhr auf dem Parkplatz vor dem aufgegebenen Edeka in Möllen startet, weiter nutzen.
Als Hans Gutjahr ihn anrief und fragte, ob er bei der Aktion mitmachen würde, habe er sofort „Ja“ gesagt, erzählt Taxiunternehmer Michael Dickmann. „Man muss was tun – das ist so wichtig, gerade für die alteren Menschen. Sie müssen irgendwoher die Lebensmittel bekommen.“ Nicht jeder habe Kinder oder die wohnen weiter weg, gibt Michael Dickmann zu bedenken. „Die alten Menschen wollen ihren Kindern auch nicht zur Last fallen“ – und wenn sie da sind, die gemeinsame Zeit nicht mit Einkaufen verbringen, sagt Dickmann. Auch findet er deren Eigenständigkeit „ganz wichtig“. Wegen all dem musste er nicht lange überlegen und sagte sofort zu, mitmachen zu wollen.
Kostenloses Einkaufstaxi für Senioren
Auf die Angebote im Umfeld, die für die Seniorinnen und Senioren auch noch fußläufig erreichbar sind, weist Andre Stepper hin: etwa die Post, die Banken, die Apotheke und einiges mehr. Freitags steht vor dem Edeka-Markt ein Fischhändler. Der Fahrdienst soll zwei Wochen zuerst einmal dienstags und freitags um 10 Uhr starten und gegen 11.45 Uhr die Rücktour antreten. Vielleicht könnte dann, wenn gewünscht, alternativ das Angebot einmal vormittags und einmal nachmittags gemacht werden, erklärt Initiator Hans Gutjahr.
Andre Stepper kann sich vorstellen, dass sich aus den älteren Möllenern, die mit dem Fahrdienst nach Friedrichsfeld zum Einkaufen gebracht werden, vielleicht eine Gruppe bildet, „die sich so immer trifft“. Der Inhaber des Edeka-Marktes in Friedrichsfeld spendiert den Seniorinnen und Senioren nach dem Einkauf Kaffee und Kuchen oder Brötchen. Es dauert nicht lange und alle sitzen im Café zusammen und kommen ins Gespräch – mit einem Lächeln im Gesicht. „Ich habe voll Spaß, wenn ich das sehe“, freut sich Hans Gutjahr. Mission erfüllt. Und Ursula Kraps ruft strahlend zum Abschied: „Bis nächste Woche.“
>>Info: Bitte um Spenden
Ideengeber Hans Gutjahr möchte nicht, dass die Kosten der Aktion an Taxiunternehmer Michael Dickmann und Kaufmann Andre Stepper hängen bleiben. Daher sammelt er über die Vereinsgemeinschaft Möllen, die er auch mit ins Boot geholt hat, Spenden. Er möchte die Möllener Vereine und Firmen, die er kennt, anschreiben und um Unterstützung bitten.