Voerde. Die Voerder Verwaltung schlägt für Umzug der Grundschule zum Schulzentrum Süd keine Sanierung des Altbaus der früheren Realschule mehr vor.

Die Sanierung des Altbaus der Comenius-Gesamtschule befindet sich auf den letzten Metern. Bisher lautete der Plan, dass, sobald der Trakt in Betrieb genommen ist, es mit dem Umbau von Gebäuden der ehemaligen Realschule für den Umzug der Otto-Willmann-Schule zum Schulzentrum Süd an der Allee weitergehen soll. Angedacht war, dass die Grundschule zwei Bauten der weiterführenden Schule nutzt, die im Sommer 2020 ausgelaufen ist. Am „blauen Gebäude“ sollten dafür räumliche Anpassungen erfolgen und der daran angrenzende Altbau sollte saniert werden. Im Falle des letztgenannten Gebäudes schlägt die Stadtverwaltung nun ein anderes Vorgehen vor – nämlich, neu zu bauen. Das blaue Gebäude soll die Grundschule dabei mitnutzen.

Grund für den neuen Plan ist der Zustand des Altbaus der früheren Realschule. Die Verwaltung hatte das Längsgebäude darauf hin untersuchen lassen, inwiefern es saniert und umgebaut werden kann. Drei Aspekte wurden dabei von externen Beratern begutachtet: der energetische Zustand, die Bausubstanz im Hinblick auf Schadstoffe und die Statik, wie die Verwaltung in der Vorlage für die Politik erläutert. Als erstes berät in dieser Woche der Schulausschuss über die ersten Planungsschritte für einen möglichen Neubau. Der Rat entscheidet.

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Der erste Bauabschnitt des Gebäudes mit Flachdach wurde 1961 in „ungedämmter Stahlbetonskelettbauweise“ ausgeführt – und die Erweiterung vor fast 30 Jahren mit einem „zweischaligen Mauerwerk und 6,5 Zentimeter Mineralwolldämmung“, so die Verwaltung. Das Gebäude hat eine Nettogrundfläche von rund 3500 Quadratmetern. Beheizt wird es über Fernwärme, die Belüftung erfolgt über die Fenster. Bei der Begutachtung wurden die tatsächlichen Energieverbräuche den Kennwerten pro Quadratmeter beheizter Nettogrundfläche gegenübergestellt. Ergebnis: Der Ist-Stromverbrauch des Altbaus ist dreimal so hoch wie der Vergleichswert – und auch der Ist-Wärmeverbrauch liegt bereits um mehr als 70 Prozent höher als der Vergleichswert, obwohl dieser sogar noch den Warmwasserverbrauch beinhalte.

Ein weiterer Gradmesser ist der Wärmedurchgangskoeffizient eines Bauteils – der sogenannte U-Wert. Dieser sei bei sämtlichen Bestandsbauteilen – bis auf die gedämmte Außenwand – deutlich zu hoch. Das Gebäude befinde sich aus Sicht des Gutachters in einem „energetisch schlechten Zustand“, da es seit der Errichtung keine umfangreichen Sanierungsmaßnahmen gegeben habe und das Gebäude erhebliche bauphysikalische Mängel aufweise, erklärt die Verwaltung.

Von den sechs aufgezeigten Sanierungsvarianten wären drei in finanzieller Hinsicht unwirtschaftlich. Durch die anderen drei Optionen (Austausch der Fenster und Außentüren, Dämmung der Außenwände und des Daches, Variante 1; plus Einbau einer zusätzlichen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Variante 3; Dämmung des Daches, Variante 5) würde der Primärenergiebedarf zwar in unterschiedlichem Maße reduziert – die Werte lägen aber „noch deutlich höher als der Vergleichskennwert von 105 kWh/m“. Zum Vergleich: Der Heizwärmebedarf eines Neubaus mit der höchsten Förderstufe (Effizienzhaus 40) der KfW-Bank beträgt lediglich 25 kWh/m2. Darüber hinaus würden die durch das Stahlbetonskeletttragwerk bestehenden bauphysikalischen Probleme durch die Sanierungsoptionen nicht gelöst.

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Die Schadstoffuntersuchung ergab laut dem Bericht des Gutachters ein für die Bauart und das Alter des Gebäudes typisches Bild. Die dort festgestellten schadstoffhaltigen Baumaterialien seien für Bauten wie das untersuchte in Art und Menge üblich: darunter Asbestprodukte/asbesthaltige Baustoffe und Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Von den Schadstoffen in der Bausubstanz gingen dem Bericht zufolge derzeit „keine Gefährdungen für die Umgebung oder Schutzgüter wie Wasser und Boden aus“. Ein Rückbau, Ausbau und die Entsorgung jedoch müssten unter Beachtung der einschlägigen Arbeitsschutzvorschriften erfolgen.

Bei der Entscheidung zugunsten einer Sanierung oder eines Neubaus haben Schadstoffvorkommen in puncto Zeit einen großen Einfluss. Deren Rückbau ist bei einer Sanierung deutlich aufwendiger als deren Entsorgung bei einem geplanten Abriss des Altbaus.

Schadhafte Abdichtung

Die statische Untersuchung hat unter anderem ergeben, dass in allen Gebäudeteilen die Abdichtung gegen eindringende und aufsteigende Feuchte in den Wänden schadhaft und eine Sanierung mit entsprechendem Aufwand möglich sei. Auf den Dachdecken sollen zusätzliche künftige Lasten etwa aus Klimageräten oder Photovoltaikanlagen nur bedingt möglich sein. Zudem gibt es bei geplanten Raumaufteilungen oder -zusammenlegungen Einschränkungen zu beachten: So sind dem Gutachter zufolge etwa die einzelnen Decken über dem Erdgeschoss „größtenteils nur für eine Verkehrslast infolge der ,Klassenraumnutzung’“ ausgelegt. Eine zusätzliche Belastung aus neuen Raumtrennwänden sei „nur bedingt möglich“, heißt es in der Vorlage.

>>Info: Zehn Millionen Euro würden überschlägig im Haushalt eingeplant

Der Stadtrat soll zunächst grünes Licht für die ersten beiden Leistungsphasen der Objektplanung (Ermittlung der Grundlagen und Vorplanung) nebst Kostenschätzung für den Neubau geben, die der Auftragnehmer ebenfalls erstellen soll. Im Haushaltsplan würden überschlägig zunächst einmal Mittel in Höhe von zehn Millionen Euro eingeplant. Sollte nach Vorlage der Kostenschätzung eine Entscheidung pro Neubau fallen, könnten, so die Verwaltung, weitere Leistungsphasen an den gleichen Objektplaner vergeben werden.

Der Schulausschuss tagt am Donnerstag, 18. November, um 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses. Für die Teilnahme gilt die 3G-Regel sowie Maskenpflicht – auch am Sitzplatz.