Dinslaken. Die Bibliothekarin hat schon viele Ideen für den digitalen Bereich und hofft, dass auch der nicht-digitale bald wieder lebendiger werden darf.

Constanze Palotz nimmt sich einen Moment Bedenkzeit, dann sprudeln die Ideen. Es gebe auf jeden Fall viele Dinge, die sie in ihrer neuen Funktion angehen wolle, sagt die neue Leiterin der Stadtbibliothek Dinslaken und spricht unter anderem vom Einführen elektronischer Bezahlmöglichkeiten (ePayment), vom Einführen von Streaming-Diensten für Musik und vielleicht auch für Filme. „In diesem digitalen Bereich kann ich mir aktuell schon sehr gut Sachen vorstellen“, sagt die 53-Jährige.

Etwas schwieriger gestalte sich das zurzeit im nicht-digitalen Bereich, vor Ort. Wegen Corona. „Natürlich habe ich da auch schon Ideen, aber alles, was Aufenthalt bedeuten würde, ist ja im Moment nicht erlaubt“, sagt Palotz. Und das sei schade, denn eigentlich wolle sie fortführen, was ihre Vorgängerin Edith Mendel „wirklich sehr engagiert vorangetrieben“ hat: Die Stadtbibliothek als „dritten Ort“ zu etablieren. Als Ort der Gemeinschaft, der einen Ausgleich zum eigenen Zuhause, dem ersten Ort, und zum Arbeitsplatz, dem zweiten Ort, bieten soll. „Ein Ort, an dem sich jeder aufhalten und treffen kann, an dem zusammen gearbeitet, gelernt oder auch gespielt werden kann“, sagt Palotz. Ob Internet-Café, Gaming-Wall, die Spielewand mit Monitor im Jugendbereich, oder neuerdings auch E-Piano – das Potenzial hat die Stadtbibliothek, ist sie überzeugt: „Dinslaken hat eine wirklich gut aufgestellte Bibliothek.“

Stelle seit Anfang August

Diese leitet die studierte Bibliothekarin und Lektorin, die bereits seit 2017 dort beschäftigt ist, nun seit Anfang August. Für die nächsten zwei Jahre erst einmal mit einer 75-Prozent-Stelle, also mit 28 Stunden in der Woche. „Da habe ich Zeit zu schauen, ob das geht oder nicht. Ich bin aber zuversichtlich, dass das funktioniert“, sagt Palotz. Erst einmal aber müsse sie sich nun bei vielen Stellen vorstellen und natürlich bei den Leuten, die dort engagiert sind. „Damit sind die nächsten Monate tatsächlich schon relativ voll für mich“, sagt sie.

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Doch viele Einrichtungen und Personen in Dinslaken kennt Palotz schon jetzt. „Das ist bestimmt von Vorteil“, sagt sie. Einerseits durch ihre Arbeit hier, andererseits aber auch durch ihren Ehemann, Thomas Palotz, der bekanntlich Kämmerer und Baudezernent ist, habe sie die Stadt in den vergangenen Jahren schon gut kennenlernen können. „Dinslaken ist wirklich schön. Ich mag es, mit dem Rad am Rotbach entlang zu fahren; ich mag, dass hier vieles zentral ist, die Stadtbibliothek, die Altstadt, der Stadtpark, das stadthistorische Zentrum“, sagt die Tochter einer Bibliothekarin. Ihre Mutter habe zu ihrem beruflichen Weg sicherlich einen Teil beigetragen. „Mich hat schon damals fasziniert, dass man in einer Bibliothek zu jedem Thema Informationen finden konnte. Dass ich wusste: Egal, was ich jetzt wissen will, hier finde ich Antworten“, sagt Palotz. „Dass man beim Lesen mit Sachen in Berührung kommt, mit denen man sich sonst vielleicht gar nicht auseinandergesetzt hätte, das ist toll.“

>> Zur Person

  • Constanze Palotz ist verheiratet und Mutter zweier Kinder. Sie wurde in Wesel-Obrighoven geboren und wuchs in Essen auf. Aktuell lebt sie in Bottrop-Kirchhellen.
  • Studiert hat die 53-Jährige Bibliothekswesen in Hamburg. Während der Studienzeit arbeitete sie ein Jahr lang in einer Bibliothek in Australien – der Auslandsaufenthalt war Bestandteil der Ausbildung.
  • Im Anschluss folgten Stationen in Schleswig-Holstein, ehe sie zurück nach NRW kehrte. In Essen leitete Palotz zehn Jahre lang die Wissenschaftliche Bibliothek im LVR-Klinikum Essen, später außerdem die Museumsbibliothek. Seit 2003 war sie in der Bibliothek Bottrop beschäftigt, ehe sie 2017 nach Dinslaken wechselte.

Dass über die Besetzung der Stelle nicht von den Mitgliedern des Hauptausschusses entschieden werden musste, hat in Dinslaken für einige Irritationen gesorgt. Die Politiker müssten über die Einstellung im Hauptausschuss erst dann entscheiden, wenn es um tariflich Beschäftigte der Entgeltgruppe 13 TVöD und höher gehe, erklärt Stadtsprecher Marcel Sturm auf Anfrage der NRZ und verweist auf die Hauptsatzung der Stadt. Die Stelle der Bibliotheksleitung zählt aber zur Entgeltgruppe 12.