Hünxe. Gloria und ihr Rudel lassen sich auf einem Hünxer Pferdehof häufiger blicken. Warum hier Tierwohl gegen Tierwohl steht, erzählt der Besitzer.

Füchse, Rehe und sogar Wildschweine sind auf den 25 Hektar großen Pferde-Wiesen von Familie Reßing regelmäßig zu beobachten. In friedlicher Koexistenz leben sie mit den Nutztieren. Doch neue Gäste lassen sich immer häufiger blicken, Wölfin Gloria und ihr Rudel. „Ich wollte mit einer Reiterin ihr Pferd von der Weide holen, da stand der Wolf auf der Wiese“, erzählt Tochter Linda Reßing.

Gut 100 Meter hätten sie noch getrennt, auch der Wolf habe sie beobachtet. „Wir haben uns natürlich erschrocken, aber der erste Gedanke ging an die Pferde.“ Zwei weitere Wölfe seien noch hinzugekommen. „Ich bin auf die Wölfe zugelaufen und dann sind sie verschwunden, die Reiterin hat währenddessen ihr Pferd geholt.“

Vor 50 Jahren bekam Jörg Reßing sein erstes Pony, mittlerweile stehen auf dem familienbetriebenen Reiterhof 40 eigene und 55 Pensionspferde. Durch die Vermietung der Tiere, Stallunterbringung von Privatpferden und Ferienfreizeiten finanziert sich der Hof. Doch der Wolf könnte das Konzept ins Wanken bringen.

Die Pferdehalterinnen und Pferdehalter sind sich der Nähe des Wolfs bewusst. „Vor kurzem war eine Mutter mit Pferd und Kleinkind im Wald unterwegs, da stand Gloria auf dem Weg“, erzählt Jörg Reßing. „Zum Glück ist nichts passiert, aber gruselig war ihr die Situation schon.“

Gloria und ihr Wolfsrudel bedrohen seine Existenz

Hinzu kommt, dass das zweite Shetlandpony in unmittelbarer Nachbarschaft von den Wölfen gerissen wurde, die NRZ berichtete. "Wenn die Ferienkinder morgens fröhlich zur Pferdekoppel kommen und dann liegt da ein totes Pony, das wäre total schlimm für sie", teilt Jörg Reßing seine Sorgen. "Die Kinder würden doch abreisen, daher kommen meine Existenzängste. Die Wölfe weichen nicht mehr", da ist er sich sicher.

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Die Vorfälle häufen sich. In dem Kälberstall eines Hünxer Kuh Hofs seien vom Landwirt sogar vier Augenpaare gesichtet worden und die neu hinzugezogenen Nachbarn konnten beobachten, wie zwei Wölfe ein Reh an den Gartenzaun trieben.

Selten ist die Begegnung zwischen Wolf und Mensch in Hünxe nicht mehr, das machen seine Erzählungen deutlich. „Eine Mitarbeiterin der Landwirtschaftskammer meinte zu mir, es muss erst etwas passieren bevor die Leute wach werden.“

Zäune um die Pferdekoppel sind als Wolfabwehr untauglich

Denn durch die Fördermittel des Landes werden Schäferinnen und Schäfer mit ihren Tieren unterstützt. Herdenschutzzäune sollen den Wolf abhalten, wobei ihre Wirksamkeit auf Grund der Sprunghöhe umstritten ist. Doch kann der Wolf nicht mehr an die kleinen Beutetiere, widme er sich vielleicht häufiger den Pferden, so die Sorge.

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Wie also die Weidetiere schützen? „Über unsere Weiden führt der Wildwechsel, die haben auch feste Routen. Würden wir die Wiesen einzäunen, hingen uns die Rehe in den Seilen.“ Außerdem sei es kaum möglich die 25 Hektarflächen unter Strom zu stellen. „Wenn dort Gräser wachsen, geht die Spannung durch den Bodenkontakt verloren.“

Und gerade Pferde bräuchten Platz und Auslauf. “Vom Veterinäramt wurden wir regelmäßig für die großen Ställe, den Auslauf und Weiden gelobt”, erzählt Vater Reßing stolz. “Das wird aber nicht mehr so funktionieren können, wenn wir unsere Pferde und Ponys schützen wollen.”

Einen kleinen eingezäunten Auslauf hat Familie Reßing schon gebaut, 6000 Volt soll bald eine Hand voll Pensionsponys schützen und einen sicheren Auslauf ermöglichen. „Für einen Hof mit vielen kleinen Kindern ist das allerdings nicht optimal“, betont Jörg Reßing.

Fordern Entnahme der Problemwölfin Gloria

Doch wie könnte eine Lösung aussehen? Tochter Linda hat eine klare Meinung: "Der Wolf kann nicht über alles gestellt werden. Wir sind ganz klar für den Tierschutz, aber man hätte hier vorher eingreifen müssen. Der Wolf hat keinen natürlichen Feind und dadurch fehlt die Regulation", meint die Junior-Chefin. "

Die Wolfbefürworter, die auch eine Petition gegen einen Abschuss der Wölfe unterzeichnet hätten, seien vor allem Städter. "Die wissen nicht, um welche Auswirkungen es geht. Ich wollte auch nicht dass Bruno der Braunbär getötet wird, weil er mich hier nicht gestört hat."

Für sie ist klar, bei Gloria handele es sich um eine Problemwölfin, die entnommen werden muss. Gefährlich sei für sie nur die fehlende Scheu vorm Menschen. "Für ein paar Wölfe unsere Pferde einzupferchen ist auch nicht angemessen." In diesem Falle steht Tierwohl gegen Tierwohl.