Hünxe. In der Nacht zum Montag wurde erneut ein Pony gerissen – im Verdacht stehen Wölfin Gloria und ihr Rudel. Rufe nach ihrer Tötung werden lauter.
„Ich bin, wie jeden Morgen, um kurz nach acht auf die Weide gegangen, um Ella zu füttern. Da lag sie schon auf der Weide. Mir war sofort klar, dass sie tot war“, erzählt der Hünxener Helmut Wölker. Das siebenjährige Shetlandpony wurde in der Nacht zum Montag gerissen, wahrscheinlich von einem Wolf, wobei die offizielle Bestätigung der zur Untersuchung genommenen Gewebeproben noch ein paar Wochen dauern kann.
Helmut Wölker und die Wölfe, das ist keine glückliche Geschichte. „Schon 2018 wurden zwei Schafe aus meiner Herde gerissen. Es ist immer das gleiche Prinzip.“, sagt er. „Kehlbisse für den Tod, dann wird Fleisch rausgerissen, hinten am Schinken.“ So sei es auch diesmal bei Stute Ella gewesen. Gut 20 Kilogramm Fleisch seien Ella ausgerissen worden, dann wurde sie „acht Meter auf der Wiese verschleppt.“ 150 Kilogramm habe das Pony gewogen – ziemlich schwer, um von einem einzelnen Wolf gezogen zu werden, bemerkt Wölker.
Streit um die Wölfe entbrennt neu
Die Hünxener Nachbarschaft sei durch den Tod des Ponys in Aufruhr, erzählt er. „Wer bei uns übers Land fährt, weiß: Es gibt hier viele Pferde.“ Letzten November hatte das Landesumweltamt den ersten Fall eines von Wölfen gerissenen Shetlandponys in dem Gebiet bestätigt. „Dabei sollte ein Schutz durch Zäune bei Pferden eigentlich gar nicht notwendig sein“, meint Wölker. Dass jetzt reihenweise große Pferde angegriffen werden, hält er jedoch für unwahrscheinlich.
Der Streit um Wölfe in NRW bekommt durch das tote Pony wieder neuen Aufwind. So nahm die Arbeitsgruppe Wolf des Gahlener Bürgerforums den Vorfall zum Anlass, Ministerpräsident Armin Laschet in einem offenen Brief um die „Entnahme“ von Wölfin GW954f zu bitten. Sie fordern die Tötung der von vielen Gloria genannten Wölfin, weil sie in ihr eine „Problemwölfin“ zu erkennen meinen, die durch ihre Jagd zu viel Schaden anrichten würde.
Wölfin Gloria hat Nachwuchs
Dazu heißt es in dem Brief wörtlich: „Sollen jetzt auch alle Pferde- und dann Rinderwiesen wolfsabweisend eingezäunt werden? Dazu fehlen jegliche Empfehlungen und finanziellen Unterstützungen des Landes.“ Dass die Wölfin das Shetlandpony alleine gerissen hat, hält auch die Gruppe für unwahrscheinlich und geht von mehreren Wölfen aus. Sie sind besorgt, Gloria könne „ihr erlerntes Jagdverhalten an ihre Welpen weitergeben.“
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Denn Gloria ist nicht mehr allein mit ihrem Partner. Kurz vor Weihnachten wurde die Wölfin erstmals mit besagtem Familienzuwachs gesichtet. Das Geschlecht ihres ungefähr ein halbes Jahr alten Wolfsjunges ist bisher unbekannt, trotzdem wollen Wolfsaktivistinnen und -aktivisten von Wolves Unlimited ihm den Namen Eden – für Schönheit – geben. Auch wenn es Vermutungen über weitere Geschwister von Eden gibt: Gesichtet wurden die scheuen Tiere bisher noch nicht. Durch die neue Familienkonstellation ist am Niederrhein jetzt offiziell ein Wolfsrudel ansässig.
Miteinander von Wolf, Weidetier und Wolf
Um die hitzige Stimmung der Wolfslager abzukühlen, geht die Politik nun einen Schritt weiter. Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung plant noch in diesem Jahr die Einrichtung eines Nationalen Kompetenzzentrums Weidetierhaltung und Wolf, um ein gemeinsames Miteinander von Mensch, Weidetier und Wolf zu ermöglichen. Mit dabei sind unter anderem der Bundesverband der Berufsschäfer, BUND, Nabu, sowie der Ökologische Jagdverband Deutschlands. Ziel sei es, mit einem durchdachten und erprobten Herdenschutz eine Koexistenz zu ermöglichen, verhärtete Fronten zu lockern und die Diskussion über den Wolf wieder auf eine Sachebene zu bringen. Was Sie jetzt noch über das Wolfsrudel wissen müssen.
Helmut Wölker hat allerdings erstmal genug vom Wolf. Schlimm sei der Verlust von Shetlandpony Ella besonders für seine Enkelkinder. „Die haben auf der Weide immer nach ihr gerufen, dann kam Ella angelaufen. Sie war sehr zutraulich.“ Das Pony war neben den drei Katzen das einzige Tier der Familie. „Das letzte Schaf ist im vergangenem Sommer gestorben.“Neue Tiere habe er nicht gewollt, wegen Gloria und ihres Rudels. „Ich kann nicht jeden Morgen Angst haben, ob wieder weitere Tiere gerissen wurden.“, sagt er.