Dinslaken. Mit Block 9 in Walsum bricht eine wichtige Wärmequelle schon 2021 weg. Das Dinslakener Holzenergiezentrum sollte die Lücke schließen - ab 2023.

„Derzeit liefert das Steinkohlekraftwerk in Walsum 450 Gigawattstunden Wärme. Diese Versorgungslücke gilt es zu schließen, wenn der Kohleausstieg hier in der Region vollzogen wird.“ Mit diesen Worten begründen die Stadtwerke auf ihrer Homepage den geplanten Bau des Dinslakener Holzenergienzentrums. Allerdings erhielt die Steag überraschend bei der Ausschreibung zur Steinkohle Stilllegung einen Zuschlag: 2021 geht Block 9 des Steag-Kraftwerks Walsum vom Netz. Das DHE an der Thyssenstraße soll aber erst Anfang 2023 in Betrieb gehen. Droht ein Versorgungsengpass?

Eine Versorgungslücke entstehe aber nicht, versichert Britta Rohkämper, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit der Stadtwerke Dinslaken. „Bis zur Inbetriebnahme des Dinslakener Holz-Energiezentrums ist die Versorgung der Kunden der Fernwärmeversorgung Niederrhein GmbH auch ohne die Wärme aus dem Block 9 in Duisburg Walsum gesichert.“

„Wesentliche Wärmequelle im Wärmemix der Fernwärmeschiene Niederrhein“

Zwar sei Block 9 „eine wesentliche Wärmequelle im Wärmemix der Fernwärmeschiene Niederrhein“, es stünden aber „zahlreiche weitere Wärmequellen zur Verfügung, aus denen Wärme in das Verbundnetz eingespeist werden kann.“ Die Fernwärmeversorgung Niederrhein GmbH werde in der Übergangszeit verstärkt Wärme aus anderen Quellen und eigenen Erzeugungsanlagen einsetzen.

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So soll die Versorgung sichergestellt werden

So werde in den Stadtwerke-eigenen Heizkraftwerken, die mit Biomasse, Biomethan und Biogas laufen, „die Produktion soweit es geht hoch gefahren.“ Außerdem gebe es grundsätzlich „neben der Steag noch andere Wärmequellen, unter anderem Abwärme von Thyssen“. Auch Gaskraftwerke würden „temporär einspringen.“ Darüber hinaus hätten Fernwärmeversorgung Niederrhein und Steag eine „Vereinbarung über eine übergangsweise Belieferung mit Wärme aus dem Kraftwerksstandort Duisburg Walsum“ geschlossen. „Für die Kunden der Fernwärmeversorgung Niederrhein GmbH kommt es durch die Stilllegung des Blocks 9 zu keinen Mehrkosten bei der Fernwärme“, versichert Britta Rohkämper.

Darum werde das DHE trotzdem benötigt

Wird also das DHE also gar nicht unbedingt zur Wärmeversorgung benötigt? „Die Wärmeerzeugung aus Erdgas ist eine Übergangslösung, aber nicht zukunftsträchtig im Sinne einer nachhaltigen, CO2-neutralen Wärmeversorgung“, so die Sprecherin. „Und genau die streben wir ja an und ist Teil der Energiewende!“ Holz als nachwachsender Rohstoff gelte als CO2-neutral, „da ein Baum während des Wachstums dieselbe Menge CO2 aufnimmt wie er nach seinem Lebensende wieder an die Umwelt abgibt – unabhängig davon, ob das Holz im Wald verrottet oder zur Energieerzeugung genutzt wird.“

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Das ist der Hintergrund

Das DHE ist mit Investitionskosten in Höhe von 180 Millionen Euro das größte Projekt dieser Art in der Geschichte der Stadtwerke. Die Arbeiten an der Thyssenstraße haben bereits begonnen. Um das Projekt finanzieren zu können, hat der Stadtrat 2019 einer schrittweisen Erhöhung des Stammkapitals der Stadtwerke um 51,89 Millionen Euro zugestimmt. Im Sommer wurde dann eine weitere Finanzspritze in Höhe von 14,4 Millionen Euro beschlossen – unter anderem wegen des DHE und neuer Aufgaben wie der Sanierung der Eishalle. In der Ratssitzung am Dienstag steht eine weitere Erhöhung des Stammkapitals um 15 Millionen Euro im Jahr 2022 zur Debatte. Die Kosten des DHE hätten sich, seit die Ausschreibungsergebnisse feststehen, nicht geändert, so Britta Rohkämper. „Die zusätzliche Einzahlung ins Stammkapital dient in der Tat dazu, bessere Kreditmodalitäten zu bekommen“.

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Gesellschafter der 2019 gegründeten DHE Dinslakener Holz-Energiezentrum GmbH sind die Stadtwerke (86 Prozent) und die Hellmich Propjektentwicklung (14 Prozent).