Voerde. In Voerde wird Kritik am geplanten Bau eines Freileitungsprovisoriums und am hohen Flächenverbrauch für die endgültige Stromtrasse laut.
Die Pläne der Firma Amprion zum Ausbau des Stromübertragungsnetzes zwischen Wesel und Krefeld auf dem rund 11,5 Kilometer langen Abschnitt der „Rheinquerung“ lassen Stadt und Politik in Voerde aufhorchen: Was die Verwaltung beunruhigt, ist die Tatsache, dass bis zur Fertigstellung der endgültigen Lösung voraussichtlich im dritten Quartal 2030 ein Freileitungsprovisorium auf der bestehenden Trasse bei Götterswickerhamm errichtet werden muss. Dies konstatierte die Fachdienstleiterin Stadtentwicklung, Umwelt- und Klimaschutz, Silke Bohlen-Sundermann, als sie jetzt im Stadtentwicklungsausschuss das Vorhaben des Übertragungsnetzbetreibers mit Sitz in Dortmund kurz vorstellte.
Amprion: Mit Freileitungsprovisorium soll Netzstabilität gesichert werden
Die finale Trasse soll einige Kilometer weiter westlich verlaufen und den Fluss in Höhe von Mehrum – an Rheinkilometer 802,7 – queren. Mit der temporären Freileitung, die im Bereich des Rheins eine Strommasthöhe von rund 80 Metern hat und deren Inbetriebnahme im vierten Quartal 2025 geplant ist, soll, so argumentiert Amprion, die Netzstabilität gesichert werden.
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FDP-Fraktionschef Bernd Benninghoff sprach nicht nur angesichts des „zusätzlichen Provisoriums“ von einem „ganz erheblichen Eingriff“. Der Liberale verwies auch auf die Kabelübergabestation (KÜS), die auf der endgültigen Trasse, die zum größten Teil in Form eines Erdkabels und auf nur 1,5 Kilometern als Freileitung realisiert wird, errichtet wird. Der Flächenbedarf dafür ist mit zweieinhalb Fußballfeldern immens. „Das ist ein enormer Eingriff in unsere Stadtentwicklung. Dem sollten wir uns deutlich stellen“, forderte Benninghoff.
Die Erste und Technische Beigeordnete Nicole Johann sicherte zu, dass die Stadt im Rahmen des anstehenden Genehmigungsverfahrens – Amprion will den Antrag auf Planfeststellung für die Teilerdverkabelung im vierten Quartal 2023 stellen – auf den Aspekt der Kabelübergabestationen hinweisen werde. „Wir sollten das von Anfang an gut im Auge halten“, konstatierte auch SPD-Ratsherr Stefan Schmitz.
Voerder FDP-Ratsherr äußerst Sorge, dass es bei dem Freileitungsprovisorium bleibt
Zu der von FDP-Fraktionschef Benninghoff geäußerten Sorge, wonach Amprion am Ende an der Freileitungstrasse festhalten und diese nicht zurückbauen könnte, erklärt der Übertragungsnetzbetreiber auf NRZ-Nachfrage, dass ein Bedarf für zwei 380-Kilovolt(kV)-Stromkreise und zwei 110-kV-Stromkreise bestehe: „Das Provisorium mit nur einem 380-kV-Stromkreis und einem 110-kV-Stromkreis (rechtsrheinisch) ist keine langfristige Lösung. Wir decken mit dem Provisorium den Mindestbedarf, um die Netzstabilität aufrecht zu erhalten.“ Der temporäre Aufbau mit Auflastmasten stelle darüber hinaus „keine dauerhafte Lösung“ dar.
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Das Unternehmen wird im Planfeststellungsverfahren auf das Thema möglicher anderer Trassen „in einem Variantenvergleich“ eingehen. Es seien verschiedene Alternativen geprüft und beispielsweise aufgrund von längeren Freileitungsabschnitten in Vogelschutzgebieten verworfen worden: „Die naturschutzfachliche Bewertung hat ergeben, dass eine Freileitungsvariante habitats- und artenschutzrechtliche Verbotstatbestände erfüllt“, erklärt die Firma Amprion, die diese Variante deshalb als nicht genehmigungsfähig einschätzt.
Auch in der Frage, wo die Kabelübergabestation errichtet werden soll, kündigt das Unternehmen einen „detaillierten Variantenvergleich“ in den Unterlagen zur Planfeststellung an. Dieser werde darlegen, „welche technischen, bautechnischen, betrieblichen, naturschutzfachlichen und rechtlichen Gründe für den gewählten Standort sprechen“. In Voerde gibt es für die KÜS zwei Standort-Suchräume – zum einen südlich des Gewerbegebiets Grenzstraße und zum anderen südöstlich von Stockum.