Voerde. Die Stromtrasse wird voraussichtlich ab 2030 den Rhein in Voerde-Mehrum queren – per Erdkabel. Vorher muss einige Jahre ein Provisorium greifen.
Bei dem geplanten Ausbau des Stromübertragungsnetzes zwischen Wesel und Krefeld wird die Firma Amprion den Rhein wie gehabt auf Voerder Stadtgebiet queren – aber nicht mehr in Götterswickerhamm, wo die bestehende Verbindung den Fluss kreuzt, sondern einige Kilometer weiter nördlich in Höhe des Ortsteils Mehrum. Genau verortet an Rheinkilometer 802,7, wie Projektsprecherin Anne Frentrup erklärt. Ein Strommast wie der im benachbarten Götterswickerhamm wird dort nicht errichtet. Statt über eine an Land stehende Freileitung wird der Strom per Erdkabel den Rhein queren und so über den Fluss auf die andere, die Rheinberger Seite weiter transportiert.
Das Gesamtvorhaben – die Maßnahme auf dem Abschnitt zwischen Voerde und Rheinberg ist ein Teil davon – sieht „im Rahmen der Energiewende“ den Bau einer leistungsstärkeren Verbindung zwischen Wesel und Krefeld als Ersatz für die heutige Freileitung aus dem Jahre 1926 vor. Dafür wird die bestehende 220-Kilovolt-Leitung zurückgebaut und durch eine 110/380-Kilovolt-Leitung ersetzt, wie Amprion erklärt. Die höhere Übertragungskapazität sei erforderlich, um auch in Zukunft eine „stabile und bedarfsgerechte Versorgung der Region sicherstellen“ zu können. Auch könne regional überschüssiger Strom aus „dem erzeugungsstarken Nordwesten des Landes“ dorthin transportiert werden, wo er vor allem benötigt werde: in die „Verbrauchszentren im Süden Deutschlands“.
Unter der Überschrift „Rheinquerung“ ist der insgesamt fast 11,5 Kilometer lange Teilabschnitt beschrieben, der in Höhe von Holthausen beginnt, dann südöstlich an Stockum vorbeiführt und im weiteren Verlauf dann das Naturschutzgebiet Momm-Niederung und schließlich den Rhein in Richtung Rheinberg quert, wo der Endpunkt in Höhe Budberg liegt.
Größtenteils – auf einer Länge von etwa zehn Kilometern – wird die neue Verbindung als Erdkabel realisiert. Auf zirka 1,5 Kilometern arbeitet Amprion mit einer Freileitung. Vier neue, zwischen 50 und 62 Meter hohe Strommasten werden gebaut. Deren genauer Standort hänge davon ab, wo die Kabelübergabestationen platziert werden, erläutert Anne Frentrup. Eine ist auf Rheinberger, die andere auf Voerder Gebiet geplant. Dort gibt es für den möglichen Standort der Kabelübergabestation zwei Suchräume – zum einen südlich des Gewerbegebietes Grenzstraße und zum anderen südöstlich von Stockum.
Der Flächenbedarf für die Anlage, zu der Drosseln zur Kompensation von Blindleistung, Nebengebäude, Blitzschutzmasten mit einer Höhe von etwa 26 Metern und eine entsprechende Eingrünung gehören, ist groß: „Wir sprechen von zweieinhalb Fußballfeldern, die wir hierfür benötigen“, erklärt Paul Scharton, Teilprojektleiter für den Bereich der Rheinquerung.
Amprion geht davon aus, dass der Abschnitt der Rheinquerung voraussichtlich erst 2030 fertiggestellt sein wird. Begründung: Die Teilerdverkabelung auf diesem Teilstück erfordere im Vorfeld „komplexe Planungen“, umfangreiche Genehmigungsunterlagen sowie eine zeitaufwendige Bauausführung. „Um den Zeitraum bis dahin zu überbrücken, sind wir gezwungen, ein Freileitungsprovisorium zu errichten“, erläutert Gesamtprojektleiter Karsten Spiecker. Dieses habe die gleiche Übertragungskapazität wie später das Erdkabel.
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Die temporäre Freileitung, die im Bereich des Rheins eine Strommasthöhe von rund 80 Metern hat, sichere die Netzstabilität. Errichtet werden soll das Provisorium auf der bestehenden Trasse. Auf Voerder Gebiet quert diese in Götterswickerhamm den Rhein. Der dort stehende Strommast am Fluss ist etwa 96 Meter hoch. Weiter Richtung Norden, im Binnenland, messen die gegenwärtigen Bauten etwa 42 Meter. Die provisorischen Masten dort werden ungefähr gleich hoch sein, wie Anna Frentrup erklärt.
Das bis zur Fertigstellung der finalen Rheinquerung in Mehrum als Übergangslösung dienende Freileitungsprovisorium wird nach Angaben von Amprion voraussichtlich im vierten Quartal 2025 in Betrieb genommen.
>>Info: Bürgersprechstunden online und am Telefon
Über den aktuellen Planungsstand sowie die weiteren Schritte informiert der Übertragungsnetzbetreiber Amprion in vier Sprechstundenterminen: online am Mittwoch, 25. November, sowie am Dienstag, 1. Dezember, jeweils in der Zeit von 16.30 bis 18.30 Uhr. Für die Online-Bürgersprechstunde ist eine Anmeldung unter www.amprion.net/rheinquerung erforderlich.
Zudem können Bürgerinnen und Bürger ihre individuellen Fragen in telefonischen Einzelgesprächen mit dem Projektteam klären: am Donnerstag, 26. November, und am Mittwoch, 2. Dezember, zwischen 16 und 18 Uhr unter 0800/58952474. Für die Telefonsprechstunden ist keine Anmeldung erforderlich. Die Informationsangebote finden coronabedingt nicht in Präsenzform statt.