Dinslaken/Voerde/Hünxe. Das sagen Schulleiter aus Dinslaken, Voerde und Hünxe zu dem von Schulministerin Gebauer angekündigten früheren Beginn der Weihnachtsferien.

Coronabedingt sollen die Weihnachtsferien in NRW zwei Tage früher beginnen. Diese Ankündigung der NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer stößt auf geteiltes Echo. Wir haben Schulleiter in Dinslaken, Voerde , Hünxe sowie den Beigeordneten in Voerde nach ihrer Meinung gefragt.

Stimmen aus Dinslaken

Astrid Weidler, Leiterin des Otto-Hahn-Gymnasiums , ist zwiegespalten angesichts der Entscheidung: „Zunächst klingt es einleuchtend und entlastend, zwei Schultage zu kürzen, um ein zusätzliches, freiwilliges ‘Quarantäne-Fenster’ zu nutzen“, meint sie. Allerdings müsste es dann auch entsprechend genutzt werden. Am OHG hätten aber bereits Eltern angefragt, ob sie Flüge am 18. Dezember buchen könnten.

Aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen im Präsenzunterricht werde es zudem „kompliziert“, Klausur- und Klassenarbeitstermine zu realisieren: „Da könnten diese beiden Schultage fehlen.“ Je nachdem, wann die zusätzlichen Ferientage nachgeholt würden, würde für viele Familien ein möglicher Kurzurlaub oder „das einzige Fenster, in dem die Schüler zwischen den Halbjahren auftanken“, entfallen. Außerdem müsse die Schule für Schüler, deren Eltern Betreuungsbedarf haben, „sehr wohl öffnen.“ Nicht zuletzt kritisiert Astrid Weidler die Kommunikation des Landes: Die Schule erfahre nicht vom Land, sondern aus der Presse von den Plänen.

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Auch Christoph Schraven, Leiter der Grundschule am Weyer, hat Donnerstag vergeblich in sein Dienstpostfach geschaut: „Es ist schon bezeichnend, dass wir Schulen unsere Informationen aus der Presse erhalten“, moniert er.

„Natürlich müssen wir eine Betreuung anbieten“, kündigt Ludger Zech, Leiter der Hagenschule , an. Ansonsten hält er „vier Tage weniger Kontakte in der Schule“ für eine „gute und klare Maßnahme. Von mir aus können wir dann Rosenmontag und Veilchendienstag unterrichten“.

Gerade für die Q2 sei das Quartal „sehr wichtig und sehr kurz“, wendet Thomas Nett, Leiter des Theodor-Heuss-Gymnasiums ein: Es ende am 22. Dezember und nicht, wie für alle anderen Jahrgänge, am 29. Januar. „Diese zwei Tage fehlen jetzt in diesem Quartal“. Für die Q1 seien zudem am 21. Dezember Klausuren angesetzt. Grundsätzlich „begrüße ich alles, was Ruhe in die Schulen bringt“, so Nett. Aber, ein Problem „scheinbar zu lösen“ und damit „viele neue zu schaffen, ist nicht so glorreich“.

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Stimmen aus Voerde

Auch Beate Brill, Leiterin der Erich-Kästner-Schule in Voerde , spricht das Problem der Betreuung an: Was, wenn Eltern den 21. und 22. Dezember nicht frei nehmen können? Im Gegensatz zu älteren Schülern könnten Grundschulkinder nicht einfach allein zu Hause bleiben. Brill rechnet damit, dass an ihrer Schule ein Großteil der Kinder in die Notbetreuung gehen wird. Sie verweist zudem darauf, dass 140 der 263 Schülerinnen und Schüler an der Erich-Kästner-Schule einen Anspruch auf eine Betreuung im offenen Ganztag (OGS) haben, was ebenfalls auch von Seiten der Schule zu organisieren wäre: Neben den Erzieherinnen, die der Träger stellt, fließen in den offenen Ganztag auch Lehrerstunden ein – an der Erich-Kästner-Schule sind dies 18 in der Woche, erklärt Beate Brill.

Für die Kinder findet sie es gut, wenn sie zwei Tage früher in die Weihnachtsferien gehen können. Schule müsse aber aus den besagten Gründen trotzdem organisiert werden: „Deshalb stehe ich hier zwischen zwei Stühlen“, sagt Brill.

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Gerd Kube, Schulleiter des Gymnasiums Voerde , freut sich für die Schüler, für die Familien und die Kollegen, die Kinder haben, dass die Weihnachtsferien zwei Tage früher beginnen. Für das GV bedeutet dies, dass es seine Klausurenpläne für die Q2, sprich die Abiturienten, deren erstes Schulhalbjahr im Dezember endet, überarbeiten muss. Auch am 21. und 22. Dezember sollten Klausuren geschrieben werden. Schulleiter Kube sieht dies gelassen. Die Termine vorzuziehen, sei „ein zu bewältigendes Problem“.

Jörg Rütten, Voerdes Beigeordneter für Soziales und Jugend, Bildung, Sport und Kultur, kann Gebauers Ansatz „gut verstehen“. Aber auch er sieht „Betreuungsnöte“ auf viele Eltern zukommen. Ähnlich wie Astrid Weidler sieht er die Familien in der Verantwortung, sicherzustellen, „dass die freie Zeit wirklich als vorgezogene Quarantäne genutzt wird, um zum Weihnachtsfest möglichst infektionsfrei zu sein“. Im Umgang mit bereits anberaumten Klausuren sieht er „Klärungsbedarf“ – und hätte sich gewünscht, man hätte jetzt schon Antworten gehabt und müsste diese nicht nachliefern“.

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Stimme aus Hünxe

„Sehr schwierig und kritisch wegen des geringen Vorlaufs“ sieht dagegen Klaus Ginter, Schulleiter der Gesamtschule Hünxe , das Vorziehen der Weihnachtsferien. „Das ist organisatorisch eine Zumutung. Unsere Terminplanung für das ganze Jahr wird auf den Kopf gestellt“, so Ginter. Klausurtermine etwa für die Oberstufe seien für den 21. und 22. Dezember geplant gewesen. Es sei schwierig, die Termine „in der kurzen verbleibenden Zeit dazwischen zu bekommen“. Als mögliche Kompensation seien eventuell die Karnevalstage 2021 im Gespräch. „Das wird eine Herausforderung“, glaubt Klaus Ginter. Personell sei die Situation an seiner Schule derzeit etwas entspannter. „Wir haben einen relativ normalen Krankenstand. Niemand aus dem Kollegium ist in Quarantäne.“

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