Voerde. „Schweren Herzens“ sagt der Veranstalter den Weihnachtsmarkt am Wasserschloss Haus Voerde ab – in Verantwortung für Standmieter und Besucher.
Das zweite Adventswochenende steht in Voerde inzwischen traditionell ganz im Zeichen vor allem einer Veranstaltung: Seit 2008 bilden Wasserschloss und Allee die illustre Kulisse für den Weihnachtsmarkt. 2020 wäre es der 13. Budenzauber in Folge seit der Premiere gewesen, doch wegen Corona wird es in diesmal kein Einstimmen auf das dann bevorstehende Fest geben: Der für die Zeit vom 11. bis 13. Dezember geplante Weihnachtsmarkt am Wasserschloss Haus Voerde fällt aus.
Der gleichnamige veranstaltende Verein hat den beliebten Budenzauber am Dienstag „schweren Herzens“ abgesagt: Alle Überlegungen zu einem Hygienekonzept mit dem Ziel, Ansteckungen zu vermeiden, „lassen die Durchführung unseres Marktes unmöglich erscheinen. Unter den gegebenen Umständen und Bestimmungen im Rahmen der Eindämmung der Corona-Pandemie ist die Veranstaltung am Wasserschloss in der gewohnten Form nicht durchführbar“, ist das Ergebnis der vielen Gedanken, die sich der Verein in den vergangenen Wochen um eine mögliche Umsetzbarkeit der Veranstaltung in Zeiten der Pandemie gemacht hat, wie Stefan Schmitz konstatiert.
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Der Vorsitzende bringt das Problem auf den Punkt: „Am Ende können wir keine Sicherheit für die Standmieter und Besucher gewährleisten.“ Weder die einen noch die anderen könne der Verein ausreichend schützen. Dieser möchte, wie er selbst sagt, „zum Wohle aller verantwortungsvoll mit der Situation umgehen“.
Untermauert sieht der Verein seinen Beschluss, angesichts der aktuellen Situation in diesem Jahr den Budenzauber am Haus Voerde ausfallen zu lassen, auch durch Entscheidungen vieler anderer Städte und Gemeinden, ihren Weihnachtsmarkt nicht oder, wenn doch, nicht in der gewohnten Form stattfinden zu lassen. Auch vermutet er, dass in Anbetracht von schon frühzeitig erfolgten Absagen im Umkreis „noch mehr Menschen als sonst“ nach Voerde gekommen wären: „Der Andrang, gerade in den Abendstunden, wäre nicht im Sinne der Pandemiebekämpfung gewesen.“
Hygienekonzept für veranstaltenden Verein nicht umsetzbar
Ein entsprechendes Hygienekonzept „mit beschränkter Besucherzahl und einer Einbahnregelung würde nicht funktionieren“ beziehungsweise könne der Verein als solches nicht umsetzen – wie auch nicht Ticket-Buchungssysteme für den Eintritt oder die Reservierung für Tischzeiten an den Gastronomieständen. Der Personalaufwand, der für die Kontrollen erforderlich wäre, könne finanziell nicht gestemmt werden.
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Auch richtet der Verein den Blick auf den Bühnenbereich mit dem Vorplatz und den Pagodenzelten mit gastronomischen Angeboten, wo die Besucher in den vergangenen Jahren dicht gedrängt gestanden hätten – gerne auch bei einem Glas Glühwein. Gerade durch Alkohol jedoch sinke die Hemmschwelle und das Coronavirus und damit die gebotenen Abstandsregeln gerieten schnell in Vergessenheit. Auf der Allee, an der die Holzhütten und Stände aufgestellt sind, und im Rundweg des Schlossparks sehe es zu den Stoßzeiten ähnlich aus.
Zuletzt hatte es noch die Überlegung gegeben, den Budenzauber am Wasserschloss angesichts der Pandemie nur als „reinen Handwerkermarkt“ mit einem sehr kleinen gastronomischen Angebot stattfinden zu lassen. Am Ende wurde auch dieser Gedanke aus den besagten und aus weiteren Gründen wieder verworfen.
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Den Weihnachtsmarkt am Wasserschloss nur als reinen Handwerkermarkt mit stark reduziertem Getränke- und Speisenangebot laufen zu lassen, hätte bedeutet, vielen Gastronomen absagen zu müssen, erklärt Stefan Schmitz, Vorsitzender des den Budenzauber am Haus Voerde veranstaltenden Vereins. Er fragt sich, wie man hätte begründen sollen, dass der eine kommen darf, der andere aber nicht. Außerdem mache doch gerade die Vielfalt an Gastronomie und Ausstellern diesen Weihnachtsmarkt aus. Nicht zuletzt hat das Ganze Schmitz zufolge auch eine finanzielle Seite: Der Verein hat die aus Bad Kreuznach angelieferten Holzhütten für die teilnehmenden (Kunst-)Handwerker bisher immer bezuschusst, sprich, zu einem reduzierten Preis vermietet.
Statt der sonst um die 100 gab es 2020 knapp 60 Anmeldungen
Dafür wurden diejenigen, die während der dreitägigen Veranstaltung Gastronomisches anbieten und damit leichter höhere Einnahmen erzielen, mehr zur Kasse gebeten. Wären sie nur noch in deutlich abgespeckter Zahl dabei, müssten die (Kunst-)Handwerker für die Holzhütten tiefer in die Tasche greifen, damit der Verein nicht auf den Kosten sitzen bleibt, wie Schmitz erläutert. Dann stellt sich die Frage, ob sich für sie eine Präsenz beim Weihnachtsmarkt am Ende gelohnt hätte. Die Teilnehmerzahl wäre ohnehin im Vergleich zu den Vorjahren diesmal stark zurückgegangen: Statt der sonst um die 100 hat es „knapp 60 Anmeldungen“ gegeben.
Mitte Juni hatte der Verein in der Hoffnung, dass die Situation Ende des Jahres dies womöglich zulassen könnte, entschieden, mit dem vorläufigen Anmeldeverfahren zu beginnen. Zum einen wollte man sich einen Überblick darüber verschaffen, wie viele Aussteller Interesse an einer Teilnahme hätten, und zum anderen einfach auf die Eventualität vorbereitet sein, dass der Weihnachtsmarkt würde laufen können. In den vergangenen Wochen und Tagen habe sich dann allerdings ein anderes Bild als noch im Sommer gezeigt, konstatiert Stefan Schmitz mit Verweis auf die „extrem steigenden Fallzahlen“. Und es sei nicht davon auszugehen, dass diese in den nächsten Wochen sinken werden.
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Auch bei einem reinen Handwerkermarkt mit kaum gastronomischem Angebot wären die Grundkosten geblieben – für Strom- und Wasserversorgung, für den Sicherheits- und Ordnungsdienst. Das Gelände hätte eingezäunt und Einlasskontrollen hätten installiert werden müssen, wie Schmitz aufzeigt. Ein Problem wären eventuelle Staus im Eingangsbereich gewesen, an dem dann möglicherweise nicht auf die Abstandsregeln geachtet wird, sondern die Besucher dicht an dicht stehend auf den Einlass warten. Auch fragt sich der Vorsitzende des veranstaltenden Vereins, was mit den an den (Kunst-)Handwerkerständen angebotenen Waren passiert, die die Besucher anfassen.
Für Vereinsvorsitzenden stellt sich Frage der Verhältnismäßigkeit
Sicher ist für Schmitz, dass der Weihnachtsmarkt an der Allee am Ende nicht die Ursache für einen Corona-Ausbruch in seiner Heimatstadt sein soll, in dessen Folge dann flächendeckend Schulen und Kitas geschlossen werden müssen: „Ich möchte nicht den nächsten Hotspot schaffen“, betont er und stellt dabei auch die Frage der Verhältnismäßigkeit. Dabei denkt er an Schüler, die im Unterricht mit Maske und bei offenem Fenster sitzen, um damit zu einer Eindämmung der Pandemie beizutragen.
Der Verein hofft, dass seine Entscheidung, den Budenzauber abzusagen, auf Verständnis stößt und die Veranstaltung am zweiten Adventswochenende 2021 wieder wird stattfinden können.