Dinslaken/Kreis Wesel. Nach Hochzeitsfeier haben sich bislang 17 Menschen infiziert. Zwei Kitas in Dinslaken sind zu, 143 Kinder und alle Mitarbeiter werden getestet.

Nachdem ein Paar aus Dinslaken und Duisburg mit über 100 Gästen aus dem Kreis Wesel und Duisburg Hochzeit in Venlo gefeiert hat, haben sich mindestens 17 Gäste mit Corona infiziert. 13 davon kommen aus Dinslaken und vier aus Moers.

Unter den positiv getesteten Personen befinden sich auch drei Kinder, die zwei Kitas in Dinslaken-Lohberg besuchen: die Awo-Kita an der Teerstraße und die Evangelische Kita am Martin-Luther-Platz 5. Da beide Einrichtungen mit einem offenen Konzept arbeiten, bei dem sich alle Kinder und Erzieher mischen, bleiben sie vorerst geschlossen – alle Kinder und Mitarbeiter müssen für vorerst 14 Tage in Quarantäne.

„Die Kinder aus den betroffenen Einrichtungen werden nun alle getestet, damit wir die Infektionsketten möglichst unterbrechen können“, erklärt Kreispressesprecherin Anja Schulte auf NRZ-Nachfrage. Vorläufig beschränke die Testung sich auf die Kita-Kinder, da sie als Kontaktpersonen 1. Grades eingestuft werden. Die dazugehörigen Familien sind vorerst nicht von der Quarantäne betroffen, da sie als Kontaktpersonen 2. Grades gelten.

Hochzeitsfeier war bereits am 6. September

Die Hochzeitsfeier im niederländischen Venlo fand bereits am Sonntag, 6. September, statt. Wie der Kreis Wesel am Montag, 21. September, mitteilte, hätten zwei Gäste nach der Feier Symptome entwickelt und seien dann Ende der vergangenen Woche positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Nach Bekanntwerden der beiden Fälle und der damit in Verbindung stehenden Hochzeitsfeier hat das Gesundheitsamt des Kreises Wesel umgehend die notwendigen Maßnahmen eingeleitet. Eine Gästeliste wurde angefordert, die Kontaktnachverfolgung durch das Gesundheitsamt ist angelaufen, alle Gäste der Feier wurden nach Möglichkeit bereits kontaktiert.

Kreis: Es ist möglicherweise schon zu Infektionsketten gekommen

Die Mitarbeiter des Kreises Wesel testen nun seit vergangenem Freitag, 18. September, die bereits erreichten Gäste. Am Montag lagen von 17 Gästen mit Wohnsitz im Kreis Wesel positive Testergebnisse vor – 13 davon sind wohnhaft in Dinslaken, vier weitere wohnen in Moers. Die Tests wurden am Montag und werden gegebenenfalls auch in den kommenden Tagen fortgeführt.

Der Kreis Wesel hat bereits am Freitag, 18. September, alle Gäste der Feier per Allgemeinverfügung unter Quarantäne gestellt. Diese gilt für jeden Gast, bis ein negatives Testergebnis vorliegt. Da die Hochzeit bereits am Sonntag, 6. September, stattfand und die ersten Infektionen dem Gesundheitsamt erst Ende der vergangenen Woche bekannt wurden, ist laut Auskunft des Kreises Wesel davon auszugehen, dass es bereits zu Infektionsketten gekommen ist.

Stadt hat 50 Quarantäne-Anordnungen zugestellt, Bürgermeister appelliert an Bürger

Deshalb hat die Stadt Dinslaken am Montagnachmittag den Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) aktiviert und unter Leitung von Bürgermeister Michael Heidinger das örtliche Clustergeschehen von Corona-Infektionen diskutiert.

Wie die städtische Pressestelle im Anschluss an die Sitzung mitteilte, seien im Zusammenhang mit der Hochzeitsfeier im Auftrag des Kreises Wesel bereits 50 Quarantäne-Anordnungen an Menschen zugestellt worden, bei denen ein hoher Verdacht bestehe, mit einer mit Corona infizierten Person in engem Kontakt gewesen zu sein. „Wir haben es mit einer Situation zu tun, die das Risiko hat, die Infiziertenzahlen noch deutlich höher steigen zu lassen. Es ist wahrscheinlich, dass es bereits Infektionsketten gibt, die noch unbekannt sind“, sagt Bürgermeister Michael Heidinger. „Darum erhöhen wir ab sofort den Bereitschaftsgrad unserer Ordnungskräfte, so dass wir in Absprache mit dem Kreis Wesel umgehend reagieren können, wo es nötig wird.“ Er appelliert: „Ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger in der Stadt, sich unbedingt umsichtig und verantwortungsvoll zu verhalten. Wer Krankheitssymptome hat, ruft bitte direkt seinen Hausarzt oder seine Hausärztin an und meidet den Kontakt zu anderen Menschen.“

Zwei Kitas in Lohberg stehen komplett unter Quarantäne

Auch die Awo-Kita an der Teerstraße bleibt aufgrund von Coronafällen vorerst geschlossen.
Auch die Awo-Kita an der Teerstraße bleibt aufgrund von Coronafällen vorerst geschlossen. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Unter den positiv getesteten Personen befinden sich drei Kinder. Ein Kind besucht die dreigruppige Awo-Kita in der Teerstraße, zwei weitere besuchen die viergruppige Evangelische Kita Lohberg am Martin-Luther-Platz.

Laut Auskunft von Benjamin Walch, Geschäftsbereichsleiter Kinder und Jugend, besuchen 66 Kinder die Awo-Kita Teerstraße und sind nun Quarantäne.

In der Evangelischen Kita Lohberg am Martin-Luther-Platz sind laut Reimund Schulz, Geschäftsführer der Evangelischen Kinderwelt, insgesamt 77 Kinder sowie 18 Mitarbeiter betroffen. „Alle sind nun erstmal bis zum 30. September in Quarantäne“, erklärt er.

Anders als beispielsweise Jörg Schmitz von der Verbundleitung der Kindertageseinrichtungen in der katholischen Kirchengemeinde St. Vincentius Dinslaken und Ernst-Barlach-Gesamtschulleiter Hans-Ulrich Wangerin lobt Reimund Schulz das Corona-Krisenmanagement des Kreises Wesel. Nachdem die Infektionen bei den Kindern der Einrichtung am Freitag bekanntgeworden seien, sei eine „gute Abstimmung mit dem Gesundheitsamt erfolgt, sodass wir über das Wochenende schon vieles klären konnten“, sagt der Geschäftsführer. Da das so gut funktioniert habe, „haben wir die Kita auch am heutigen Montag schon gar nicht mehr geöffnet, weil wir alle Eltern bereits vorher informieren konnten“.