Voerde. Die Pläne der evangelischen Kirchengemeinde für ihr Grundstück am „Rönskenhof“ in Voerde lösen bei Bürgern in einigen Punkten Bedenken aus.

„Bebauungsplan 129 Rönskenhof“ – das Bauvorhaben, das sich hinter dem nüchternen Titel verbirgt, wurde bei der Bürgeranhörung am Mittwoch in der Mehrzweckhalle an der Steinstraße bei sommerlichen Temperaturen zwar nicht hitzig, aber durchaus lebhaft diskutiert. Kurz vor Beginn um 17 Uhr warteten noch einige Bürger geduldig vor der Tür, bis es nach Registrierung und Handdesinfektion auf die Plätze ging. Mehr als 70 Personen verteilten sich auf der Tribüne und den bereit gestellten Bänken – im Großen Sitzungssaal des Rathauses wäre bei 70 Teilnehmern Schluss gewesen – so hatten alle Interessierten die Möglichkeit, sich über den aktuellen Stand in diesem noch frühen Stadium des Projektes zu informieren.

Viele Anregungen und Hinweise

Dessen Ziel sei es, bedarfsgerechten Wohnraum in Voerde zu schaffen, sagte Nicole Johann, Erste und Technische Beigeordnete der Stadt, die sich über das große Interesse an der Bürgeranhörung freute: „Das ist Ihre Plattform“, ermunterte sie die Anwesenden, ihre Anregungen und Hinweise zu äußern. Eine Chance, von der reger Gebrauch gemacht wurde, etwa anderthalb Stunden dauerte dieser Teil der Veranstaltung.

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Doch zuvor stellte Manfred Müser, Leiter des Fachbereichs für Stadtentwicklung und Baurecht, den Bebauungsplan für den Rönskenhof vor. In einem beschleunigten Verfahren nach §13a des Baugesetzbuches soll das Grundstück, das der evangelischen Kirchengemeinde Götterswickerhamm gehört, einer neuen Flächennutzung zugeführt und als allgemeines Wohngebiet ausgewiesen werden. Auf dem Areal ist eine Mischung aus 20 Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern sowie zwei Mehrfamilienhäusern, die sich an der südlichen Grenze des Grundstücks befinden, geplant.

Letztere sollen den mehrgeschossigen Wohnungsbau, der an der Straße Im Rönskensfeld bereits vorhanden ist, aufgreifen. Die beiden dreigeschossigen Gebäude sollen durch eine eingeschossige Bebauung miteinander verbunden werden, bei den anderen Häusern sind zwei Vollgeschosse möglich.

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Auch die Dachform (Flach,- Pult- oder Satteldach) sieht derzeit drei Wahlmöglichkeiten vor. Ein Zugang zum Friedhof und Teile des alten Baumbestandes sollen erhalten bleiben – welche das sein werden und welche Ersatzpflanzungen es geben wird, soll in einem Gutachten festgestellt werden. Auch die zusätzliche Lärmbelastung soll geprüft werden. Beide Gutachten sollen bei der späteren Offenlegung des Beschlusses eingesehen werden können.

Auch die starke Verdichtung macht vor allem Sorge

Offen war für die Bürger auch noch die eine oder andere Frage und manche Punkte sahen viele kritisch. Sorge machten den Anwohnern vor allem die starke Verdichtung und die Höhe der Bebauung, die ein Geschoss höher sei als die Eigenheime auf der anderen Straßenseite. Auch die Mehrfamilienhäuser erscheinen einigen zu massiv. Dabei soll die Firsthöhe der neuen im Vergleich zu den bestehenden Gebäuden nur unwesentlich höher sein, hieß es von Seiten der Stadt. Darüber hinaus solle mit den Mehrfamilienhäusern auch der Bedarf nach modernen, kleinen und barrierefreien Wohnungen gedeckt werden. Eine ältere Dame im Publikum bestätigte, dass sie gerne in das Mehrfamilienhaus einziehen und ihr Haus an die Kinder übergeben würde.

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Ein weiteres großes Thema war der alte Baumbestand, der von einem Bürger als „letzte Parkanlage in Voerde“ bezeichnet wurde. Hier wünschten sich die Bürger, dass mehr Bäume erhalten bleiben – auch für das Stadtklima. Auf der Rönskenstraße Richtung B8 würden sich fehlende Bäume bereits bemerkbar machen, wie eine Anwohnerin berichtete, auf dem Wegstück sei es bei diesem Wetter jetzt schon heiß. Ihre Idee: Im Süden des Areals eine Baumreihe auf der Grundstücksgrenze stehen zu lassen. Ein anderer Vorschlag lautete, einen Teil der Bäume zwischen der neuen Erschließungsstraße und der Friedhofstraße als öffentliche Fläche bestehen zu lassen. Hierbei würde auch der Charakter des Rönskenhofes, der vielen bei dem Entwurf fehlt, erhalten bleiben, so die Hoffnung.

Hinweis auf fehlenden Spielplatz

Fehlende freie Flächen waren ebenfalls ein Kritikpunkt. Das neue Wohngebiet solle für Familien sein, es sei aber weder ein Spielplatz noch eine Rasenfläche für Kinder vorgesehen. Manfred Müser verwies auf den Bedarfsplan für Spielplätze, der sich um diese Belange kümmere, dennoch soll bei diesem Aspekt der Arbeitskreis Spielflächen mit einbezogen werden. Zudem stellte sich die Frage nach dem Zugang zum Friedhof. Im Gespräch sei ein neuer Zugang über die bestehende Grünfläche und die neue Erschließungsstraße, erklärte ein Vertreter des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde.

Dieser wehrte sich auch gegen den Vorwurf eines Bürgers, der Entwurf sehe „mehr nach Profit“ aus. Die Bebauung sei nicht so dicht, der Erhalt der parkähnlichen Struktur sei auch mit 22 Häusern möglich. Auch die Kirchengemeinde habe ein Interesse daran, dass der Charakter des Rönskenhofes in der neuen Bebauung wiederzufinden sei. Für die Stadt gab es am Mittwoch jedenfalls viele Anknüpfungspunkte für die weiteren Planungen.

>>Info: Anregungen können noch bis 10. Juli eingereicht werden

Die Unterlagen, die bei der Bürgeranhörung zur geplanten Bebauung am Rönskenhof gezeigt wurden, sind unter www.voerde.de einsehbar. Anregungen können noch bis zum 10. Juli bei der Stadt eingereicht werden.