Voerde. Die CDU hält der SPD den Beschluss von 2017 zur Entwicklung des früheren Pestalozzischulareals vor. Sie hätte sich eine andere Planung gewünscht.

Das neue Wohnquartier auf dem Gelände der ehemaligen Pestalozzischule nimmt immer mehr Gestalt an – und das Bild, das sich beim Blick von der Bahnhofstraße aus auf die beiden Mehrfamilienhäuser mit vier Geschossen plus Staffelgeschoss bietet, nimmt die CDU-Fraktion zum Anlass, Kritik an den Sozialdemokraten zu üben. Die hatten Ende April 2017 im Stadtrat mit den Grünen, der Wählergemeinschaft (WGV) und dem vor einer Woche verstorbenen parteilosen Ratsmitglied Hans-Peter Bergmann dem Investor den Zuschlag gegeben, der auf der rund 15.500 Quadratmeter großen Fläche mehr als 70 Wohneinheiten – 34 davon öffentlich gefördert – realisiert.

CDU setzt mit dem Thema den Auftakt zum Kommunalwahlkampf

Die SPD stehe für (S)tadtentwicklungs(P)lanung(D)aneben konstatieren die Christdemokraten mit Hinweis auf die ihrer Ansicht nach optisch misslungenen, da „zu wuchtigen“ Mehrfamilienhäuser mit jeweils 22 Wohneinheiten. Mit dem Thema markiert die CDU den Auftakt zum Kommunalwahlkampf. Die Gebäude „fügen sich nicht gut in das Umfeld ein“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Ingo Hülser. Es sei schon klar gewesen, dass deutlich viel Wohnfläche auf wenig Quadratmetern entstehen werde, „dass es aber so unattraktiv wird“, habe man nicht erwartet. Der „Stil Betonbau“ mit „kleinen Fenstern“ gefalle ihm gar nicht.

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Auch in der Bürgerschaft gebe es Kritik. Die CDU sei darauf angesprochen worden, was sie denn da beschlossen habe – das sei ja absolut hässlich, berichtet Hülser. Seine Fraktion trage dafür nicht die politische Verantwortung. Hülser erinnert daran, dass die Christdemokraten sich für das frühere Grundschulgelände eine andere Planung gewünscht und für ein anderes Konzept plädiert hätten. Dieses beinhaltete in der ursprünglichen Variante eine Mischung aus frei finanziertem Mietwohnungsbau, Eigentumswohnungen und Eigenheimen (Einfamilien-/Doppelhäuser) – und eben keinen öffentlich geförderten Wohnraum, was für die CDU der wesentliche Punkt war. Der Bedarf dafür werde in Voerde „herbei geredet“, die Warteliste sei damals „sehr kurz“ gewesen.

Christdemokraten sehen in Voerde anderen Bedarf an Wohnraum

Anders stelle sich die Situation bei den Einfamilien- und Doppelhäusern dar. Hülser verweist auf mehr als 200 Anfragen, die es für entsprechende Baugrundstücke in Voerde gebe. „Wir wollen eine bedarfsgerechte Bebauung“, erklärt der CDU-Fraktionschef, der dabei die Errichtung von Mehrfamilienhäusern nicht ausschließt. Die ablehnende Haltung der Christdemokraten zur Schaffung von weiterem öffentlich geförderten Wohnraum begründet er wie vor einigen Jahren auch heute wieder mit der Quote an SGB-II-Beziehern – die in Voerde sei eine der höchsten im Kreis. Auf diese Tatsache müsse die Stadt auch über die Entwicklung von Wohnraum reagieren, hatte Hülser in der Ratssitzung Ende April 2017 argumentiert und war dafür scharf kritisiert worden. So attestierte ihm der SPD-Fraktionschef Uwe Goemann eine „fast schon menschenverachtende“ Haltung.

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Darüber hinaus wurde ihm in der Debatte entgegen gehalten, dass öffentlich geförderter Wohnraum für Bezieher von Hartz IV gar nicht in Frage komme, weil die Wohnungen für diese Menschen zu teuer und daher nicht anerkennungsfähig seien. Vielmehr gehe es um Personen, die über ein geregeltes Einkommen oder Renteneinkommen verfügen. Man rede da etwa über den Bäcker oder die Krankenschwester, erklärte Bürgermeister Dirk Haarmann (SPD). Hülser führte daraufhin einen von der CDU befürchteten „Dominoeffekt“ an: Diejenigen, die ihre Wohnsituation verbessern könnten, machten an anderer Stelle Wohnraum frei, was sich dann wiederum durch „Wanderungsbewegungen“ negativ auf die SGB-II-Quote niederschlage, die Sozialstruktur in Voerde weiter verschlechtere. Der am Ende von der CDU ins Spiel gebrachte Kompromissvorschlag, die von der überwiegenden Mehrheit im Stadtrat getragene Lösung für die Bebauung des früheren Pestalozzischulgeländes dergestalt abzuändern, dass der Anteil öffentlich geförderten Wohnraums reduziert wird, kam nicht zum Tragen.

Plan für den Bereich Rönskenhof wird als Vorbild genannt

Wie es aus Sicht der CDU besser gemacht werden kann, zeige der geplante Wohnungsbau am Rönskenhof. Eine „Kopie davon“ hätten sie sich für die Weiterentwicklung des Geländes der früheren Pestalozzischule gewünscht. Die evangelische Kirchengemeinde Götterswickerhamm möchte nach Aufgabe des ehemaligen Gemeinde- und Pfarrhauses ihr Gelände städtebaulich entwickeln und an Investoren verkaufen. Der für das Areal erarbeitete städtebauliche Entwurf sieht den Bau zweier dreigeschossiger Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 21 Wohneinheiten und ergänzend dazu eine Mischung aus Einfamilien- und Doppelhäusern sowie Reihenhäusern vor.